Die Mannschaften im Faktencheck

Es ist das Spiel der deutschen Fußballgeschichte, wenn am Samstag um 20.45 Uhr Borussia Dortmund und der FC Bayern in Wembley aufeinandertreffen. Noch nie gab es ein deutsch-deutsches Champions-League-Finale. Schwarzgelb gegen Rotweiß, Außenseiter gegen Überflieger, Klopp gegen Heynckes. Da das ganze Gerede im Vorfeld manch einem schon fast nervig vorkommen mag, haben wir uns auf die Fakten beschränkt und die Teams für euch unter die Lupe genommen.

Foto: Rainer Sturm / pixelio

"Außenseiter gegen Überflieger - Klopp gegen Heynckes" heißt es am Samstag in Wembley. Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Die Krankenakte

BVB: Was die Personalsituation betrifft, beschäftigt die Medien seit drei Wochen nur ein Name: Mario Götze. Nicht weil er nach dem Spiel zu den Bayern wechseln wird, sondern weil er sich im Halbfinale gegen Real Madrid am Oberschenkel verletzt hat. Was zunächst noch wie ein Bluff wirkte, um Jahrhunderttalent Götze doch noch als Geheimwaffe zu bringen, scheint seit Mittwoch ausgeschlossen: Da gab der BVB bekannt, dass der 20-Jährige definitiv fehlen wird. Nicht fehlen wird Mats Hummels, der zwar angeschlagen ist, aber vermutlich spielen kann. Das bedeutet die gleiche Ausgangssituation wie vor dem Halbfinal-Rückspiel.

FCB: Holger Badstuber und Toni Kroos – beim FC Bayern werden zwei Spieler fehlen, die in den nächsten Jahren die Nationalmannschaft mit prägen werden. Ein großer Verlust also für die Bayern? Mitnichten. Da die beiden schon seit langem verletzt sind, merkt man die Ausfälle dem Bayern-Spiel nicht an. Jupp Heynckes kann auf die gleiche Elf zurückgreifen wie im Halbfinale, als man Barcelona demütigte.

Die Erfolgsrezepte

BVB: Der BVB wird vermutlich wieder mit einem 4-5-1 spielen, das sich in der Offensive zu einem 4-2-3-1 wandelt. Ungewöhnlich ist dabei, dass drei statt zwei Sechser vor der Abwehr spielen werden. Aller Vorraussicht nach werden dieses spielentscheidende Amt Bender, Gündogan und Großkreutz besetzen. Nur wenn sie Martinez und Schweinsteiger am Spielaufbau hindern können, gibt es überhaupt eine Chance auf einen BVB-Sieg. Großkreutz würde offensiv dann nach links gehen, Kuba rechts spielen und Reus die zentrale Position besetzen. Kuba und Reus werden defensiv von den Flügeln einrücken und so die gesamte Breite des Spielfelds abdecken.

Tor für den BVB: 25.000 Fans jubeln auf der Südtribüne

Tor für den BVB: Über 500.000 Ticketanfragen hat es in Dortmund gegeben. Foto: Michael Klingemann (Archiv)

Das aggressive, ballorientierte Verteidigen ist dabei von größter Bedeutung, denn wenn die Bayern ihr starkes Passspiel abrufen können, wird es schwierig. Andererseits liegt genau im Gegenpressing die größte Chance: Lässt Schweinsteiger sich tief fallen, um im Spielaufbau zu helfen, kann der BVB früh pressen und die Bayern somit zu Fehlern zwingen. Dass auch die Münchener solche Fehler machen, konnte man am Wochenende bei Dante gegen Gladbach sehen.

Nach dem Ausfall von Götze ist aber auch noch eine andere Variante möglich: Da Bender und Großkreutz unter Druck häufig Probleme mit dem Passspiel haben, könnte auch Nuri Sahin die Dortmunder Geheimwaffe sein, weil er auch unter Druck ein millimetergenaues Passspiel hat. Er würde dann Großkreutz ersetzen, Gündogan offensiv die Zehn bekleiden und Reus auf den linken Flügel ausweichen.

Dass die Variante mit Sahin vor allem gegen Bayern funktioniert, haben die vergangenen beiden Meisterjahre gezeigt – und Bayern dürfte nicht unbedingt damit rechnen. Kapitän Kehl muss wohl auf die Ersatzbank.

Der BVB muss einen perfekten Tag erwischen, ansonsten wird es schwer, das Offensivtrio Müller, Ribéry und Robben zu stoppen. Vor allem auf Roman Weidenfeller kommt es, wie so oft in der Champions League, besonders an. Bei Bayerns drei Niederlagen in dieser Saison musste der gegnerische Torwart jedes Mal über 20 Torschüsse parieren – eine Herkulesaufgabe.

FCB: Bayerns Erfolgsrezept ist das vorrangige Spiel über die rechte Seite. Wenn Ribéry noch von links dazukommt, spielt sich alles auf rechts ab. Entweder Marcel Schmelzer ist dann überfordert, wie im Pokalhalbfinale, oder auf der linken Seite entsteht viel Platz. Das wäre dann die Chance für den dynamischen David Alaba, der den Platz schnell und ohne große Schnörkel, eventuell im Zusammenspiel mit Ribéry, nutzen könnte. Vor allem wenn der BVB, wie von Gündogan häufig praktiziert, aggressiv und tief in die gegnerische Hälfte einrückt, um den Gegner früh zu stören, werden für die Bayern Räume frei, die sie durch eine schnelle Spielverlagerung nutzen können.

Die nächste Waffe ist das Gegenpressing, das in den letzten Jahren der Schlüssel des BVB-Erfolgs war. Mittlerweile praktizieren es die Bayern auch, wenn nicht sogar besser. Mit Mandzukic haben sie dafür die perfekten Pressingspitze. Das zwingt die Dortmunder entweder zu Passfehlern, wie sie in dieser Saison viel zu häufig vorkamen, oder es führt dazu, dass Subotic und Weidenfeller lange Bälle auf Lewandowski schlagen. Der „Magnet“ bekommt die Bälle in der Regel auch und verwertet die zweiten Bälle gut. Gegen die Bayern gelang das in dieser Saison aber nie, weil Martinez sich fast immer diese so wichtigen zweiten Bälle holen konnte.

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