Den Campus auf eigene Faust erkunden

Was die Studenten der TU Dortmund Tag für Tag schaffen, war beim Tag der offenen Tür am Samstag für viele Neulinge ein großes Problem: Die Orientierung am Campus. Wie komme ich von Norden nach Süden? Was bedeutet „EF 50″? Und wo befindet sich der Aufgang zur Mensa? Die Schülerinnen Laura, Kira und Bianca schafften es trotz diverser Schwierigkeiten, ihre Wunsch-Fakultäten kennenzulernen und viele Eindrücke mitzunehmen.

Zu zweit stehen sie in der kalten Herbstsonne und warten. Laura und Bianca haben sich an diesem Samstag vorgenommen, die TU zu erkunden. Auf eigene Faust, wie es so schön heißt, denn am Tag der offenen Tür darf jeder Besucher durch die Fakultäten schlendern.

Laura hat alles fest im Griff: Sie organisiert und plant für die ganze Truppe

Laura hat alles fest im Griff: Sie organisiert und plant für die ganze Truppe. Fotos: Lena Seiferlin

Und die haben einige spannende Angebote: Ausstellungen, Vorträge und das größte Frühstück Dortmunds in der Mensa. Da die S-Bahn am Campus-Nord hält, ist klar, dass sich dort alles irgendwie konzentriert.

Und so ist es nicht wunderlich, dass es sich auf der Campus-Brücke, im Mensagebäude oder auf dem Gelände an der EF 50 staut. Mitten im Gewusel stehen Laura und Bianca. Etwas aufgeregt wirken sie, es ist ihnen anzusehen, dass sie zum ersten Mal da sind.

Wie die meisten Menschen um sie herum, lernen sie die Uni gerade erst kennen. Mit einem erleichterten „Hey, da seid ihr ja endlich“, begrüßen die beiden Schwestern aus Hagen ihre Freunde Kira, Marvin und Shirin. Kira ist 19 und besucht zusammen mit Laura die Stufe 13. Sie will sich ebenfalls informieren, während Marvin bereits an der TU studiert. Shirin ist „nur so dabei“.

Kira weiß, genau wie Laura und Bianca, was sie unbedingt sehen will: „Mich interessieren besonders die Fakultäten Erziehungswissenschaften und Soziologie“, sagt sie, „aber auch die Raumplanung würde ich mir gerne mal ansehen.“ Da die aber am südlichen Campus liegt, wird die Besichtigung auf später verschoben. Stattdessen geht es ins Foyer der „EF50″. Dort finden sich unter anderem die Fakultäten für Anglistik und Amerikanistik, Sport, Kunst, Humanwissenschaften und Theologie.

Planung ist halbe Miete

Im Foyer steht der erste Infopoint; zwei lange Tische, vollgepackt mit Flyern, Programmheften, Broschüren und Unizeitungen. Hinter dem Tisch sitzen die sogenannten „Campuslotsen“, zu erkennen an einem TU-grünen Schlüsselband, das sie um den Hals tragen.

Laura zückt ihren Programmplan – sie ist das Organisationstalent in der Gruppe: „Den Plan hab ich mir Zuhause schon ausgedruckt, und markiert, wo ich hin will.“ Auf einem kleinen Block hat die 18-Jährige Fakultäten, Veranstaltungen und Räume notiert. Da bleibt den beiden anderen Neulingen nicht mehr viel übrig als ihr zu folgen.

Das Modell von "Phönix West" bewundern Laura und Bianca besonders

Laura und Bianca bewundern das Modell von "Phönix West".

Laura führt zunächst in das Institut für Anglistik in der dritten Etage. Nach anfänglicher Verwirrung über den Aufzug, der trotz längst überholtem Schild nicht im Erdgeschoss hält, kommt die kleine Gruppe im gesuchten Raum an.

Die Dokumentation „Drugs in Literature and Culture“ zeigt genau das: Wie Drogen in Literatur und Kultur behandelt werden. Dazu liegen Bücher aus, auf Spritzen und verschiedenes Obst wurden Textausschnitte geklebt, in denen es um Drogen oder den Rausch geht. Laura fasziniert eine Baumwolltasche , die von der Decke hängt: Zu sehen ist da der Dichter Allen Ginsberg, dessen Schaffen die Einnahme von bewusstseinserweiternden Drogen beeinflusste. An der Wand hängen Bilder, deren Maler während der Arbeit berauscht waren. „Und einen Film gibt’s hier auch“, erzählt Bianca, die sich zusammen mit ihrer Schwester vor die Leinwand an einem Ende des Raumes setzt.

Der Film ist die Projektarbeit einer Kunst- und Englischstudentin und porträtiert einen Heroin-Junkie. „Sehr lehrreich. Und auch irgendwie künstlerisch“, ist die einstimmige Meinung der drei Mädchen. Die beiden Schwestern sind auch und vor allem wegen der Kunst da. „Kunst, Architektur und Raumplanung“ geben beide als ihre Interessen beim Tag der offenen Tür an.

Abenteuer H-Bahn

Nach dem Film geht es aber zunächst einmal Richtung Mensa – der Magen knurrt. Dass die schon seit zwei Stunden geschlossen ist, weiß noch niemand. Dafür ist die Galerie geöffnet. Hier gibt es die legendären Burger, die sich Bianca, Laura und Marvin auch gleich bestellen.

Abenteuer H-Bahn: Kira und Bianca genießen das futuristische Gefühl auf dem Weg zum Campus-Süd

Abenteuer H-Bahn: Kira und Bianca genießen das futuristische Gefühl auf dem Weg zum Campus-Süd.

„Sehr, sehr lecker“, lautet Lauras Urteil, „aber schlecht zu essen.“ Nun kann weitergehen – mit dem Abenteuer H-Bahn.

„Das ist glaub ich das spannendste Erlebnis heute für mich“, sagt Kira. „Wie Achterbahn fahren“, meint Bianca. Und Laura stellt sich vor, wie es wäre, „jeden Tag damit zur Schule zu fahren“. Nun, zumindest zur Uni könnte das Phänomen H-Bahn sie ab dem nächsten Wintersemester jeden Tag fahren. Sofern sie sich für ein Architektur- oder Raumplanungs-Studium entscheiden würde.

Nun gilt es, sich am Campus-Süd zurechtzufinden – gar nicht so einfach. Gut, dass vor dem Verwaltungsgebäude wieder ein Infostand aufgebaut ist. Die drei Mädchen erfahren, dass bei der Raumplanung „leider schon Feierabend“ ist.

Blöd, aber die gute Laune und Freude am Erkunden schmälert das nicht. „Dann sehen wir uns eben sofort die Modellbauwerkstatt an“, sagt Laura – wo sie doch schon mal vor Ort sind. Die Maschinen, besonders die Sägen, finden beide Schwestern interessant. Per Lageplan findet die Truppe aus der Werkstatt in die Fakultät für Raumplanung. Ob es nicht mit einer Führung einfacher wäre? „Einfacher vielleicht“, meint Kira, „aber dann hätte man sich nicht mehr unterhalten können, das wäre ja schließlich unhöflich“. Außerdem sei man nicht gebunden und könne alleine erkunden, was man für wichtig und spannend hält.

Zum Beispiel die Modelle der Architektur-Studenten, die sich die Fünf noch ansehen, bevor sie zurück zum Campus-Nord fahren. Dabei müssen sie leider feststellen, dass die H-Bahn bei großem Andrang, wie an diesem Samstag, schon mal vor der Nase weg fährt. Also heißt es, auf die nächste Bahn warten.

In der Modellbauwerkstatt sind die beiden Schwestern begeistert von den Maschinen, besonders von den Sägen

In der Modellbauwerkstatt sind die beiden Schwestern begeistert von den Maschinen.

Orientierungsprobleme

Zurück am anderen Campus haben Laura und Bianca noch Kunst-Bedarf. In der vierten Etage der EF 50 warten Abschlussarbeiten aus der Malerei und die Preview Ausstellung „Oneway Runway die Papiermode der 1960er Jahre“ auf die Mädchen. Konnten sie damit ihren Durst nach Kunst stillen? „Wir haben alles geschafft, was wir schaffen wollten“, sind sich die Schwestern einig. Allerdings fehlen ihnen noch die Infos zu den einzelnen Fachbereichen.

Broschüren wünschen sich die Beiden. Und auch die große Zahl an verschiedenen Gebäuden verwirrte alle Neulinge. Da tauchten schon hin und wieder Orientierungsprobleme auf. Menschen mit Lageplänen waren an diesem Samstag keine Seltenheit auf dem Campus, trotz all der Pfeilschilder, die an Säulen, Türen und Wänden klebten. Gut, dass sie sich im Falle einer Einschreibung nur das eigene Institut merken müssen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert