Ein Leben in sieben Exponaten

„Was kommt nach der Schule?“, ist eine Frage, die sich viele Schulabgänger nach dem Abschluss stellen. Die meisten beginnen ein Studium oder starten eine Ausbildung. Aber was ist mit denen, die noch nicht wissen, wohin ihr zukünftiger Weg gehen soll?

Alle Stationen der Ausstellung wurden von den teilnehmenden Schülern selbst gestaltet. Fotos: Mareike Fangmann

Alle Stationen der Ausstellung wurden von den teilnehmenden Schülern selbst gestaltet. Fotos: Mareike Fangmann

Einige Schulabgänger fallen in ein Loch, bleiben stecken und verlieren wichtige Zeit. Dagegen kann die aktuelle Ausstellung in der DASA in Dortmund helfen: Die biografische Ausstellung „Dein Lebens-Lauf…“ beschäftigt sich mit der Zukunft, dem Planen und auch dem Scheitern.  Alle, die noch auf der Suche nach dem „Sinn des Lebens“ sind, können hier aktiv ihre Gedanken sammeln und spielerisch herausfinden, was sie glücklich macht und was einfach nur nervt. Und vielleicht zu neuen Erkenntnissen kommen…

„Uns ist es wichtig, dass die Besucher sich nichts vorgeben lassen, sondern selbst entscheiden, was ihre Zukunft ihnen bringen soll. Sie sollen mal in sich hinein hören“, beschreibt Dunja Berens, Mitarbeiterin der Ausstellung, die Aktion. Dort gibt es sieben Stationen, die gemeistert werden müssen. Es sind sich immer wiederholende Phasen des Lebens: Traum, Treibenlassen, Möglichkeiten, Sicherheit, Sinn, Blockade und Bruch.

Diese verschiedenen Stationen bilden den Kreislauf des Lebens sozusagen. Und genauso sind sie auch angeordnet. Die Besucher durchlaufen das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen und lernen sich selbst durch bestimmte Aufgaben besser kennen. Wo letztlich das Ende der Reise ist, muss jeder für sich entscheiden.

Bademeister oder Ballerina

Los geht’s mit der Traum-Phase – die wohl beliebteste Station der Ausstellung. An diesem Punkt sollen die positiven Wünsche und Gedanken festgehalten werden. Egal ob materiell oder ideell, ob beruflich oder privat. Und dabei sind die unterschiedlichsten Dinge herausgekommen: vom Bademeisterwunsch über den Ballerina-Traum bis hin zum neuen Handy. „Natürlich ist es für die Schüler am schönsten, ihre positiven Gedanken zu formulieren. Das ist ja auch viel besser, als über Ängste nachzudenken“, sagt Berens.

Seinen "Ballast" in der Ausstellung zu entsorgen, ist gar nicht so leicht.

Seinen "Ballast" in der Ausstellung zu entsorgen, ist gar nicht so leicht.

Die „Sich-Treibenlassen“-Phase ist die für die meisten wohl relevanteste. Denn sie spiegelt die Zeit nach dem Schulabschluss wider. Zwei markante Beispiele wahrer Begebenheiten beweisen, dass sich Träume auch erfüllen können, wenn alles dagegen zu sprechen scheint. An dieser Station sollen sich die Betroffenen Gedanken um ihren Weg machen und ihre eigenen Stärken erkennen. Lustig hierbei: Unsinnige Ideen sind auf ein Blatt Papier gedruckt und müssen in den Papierkorb geworfen werden. Dadurch soll der ganze Unsinn ausgelöscht werden und Platz für Sinnvolles geschaffen werden. Leider haben das bisher nicht so viele geschafft …

Die „Möglichkeiten“ sollen dann aufzeigen, was die Zukunft bieten kann. Dafür muss man aber auch bereit sein. Eine Halfpipe symbolisiert genau diesen Schritt. Man muss Mut beweisen, um sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Gerade die Mädchen schrecken vor diesem Schritt zurück: „Ja, die meisten Mädels scheuen sich, die Rampe hoch zu rennen. Die Jungs dagegen waren natürlich voller Energie. Aber im wahren Leben ist das ja meist anders“, sagt Dunja Berens und lacht laut.

Enge durch zu viel Sicherheit

Die weiblichen Besucher sind eher von der Station „Sicherheit“ angetan. Viele wünschen sich nach der Schule ein abgesichertes Leben mit festem Job. Eine Sicherheitsbox soll zeigen, dass zu viel Sicherheit beengt. Es ist ein Sehnsuchtsort, der im wahren Leben gar nicht mehr existiert. Man muss sich im Klaren sein, dass überall etwas Unsicheres existiert und flexibel auf neue Herausforderungen reagieren.

Eine kleine Ausstellung von Kunstobjekten zeigt, was viele Jugendliche als Sicherheit empfinden. Dass auch Facebook einen Platz bekommen hat, ist eher ungewöhnlich. „Jugendliche fühlen sich dort, als ob immer jemand für sie da ist. Sie empfinden Facebook tatsächlich als Sicherheit“, sagt Berens überrascht.

Der „Sinn des Lebens“ – gibt es ihn überhaupt? Dass es von jedem individuell zu entscheiden ist, was sein eigener Sinn im Leben ist, stellt ein Loch in der „Sinn des Lebens-Box“ dar. Schaut man da durch, sieht man nur weißes, verheißungsvolles Licht. Denn der Sinn ist geheimnisvoll und nicht greifbar.

„Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er will. Da gibt es nicht den einen richtigen Weg. Und man soll auch nicht auf andere hören, nur auf sich selbst“, begründet Berens die ungewöhnliche Methode. Viele Schüler kommen hier ins Grübeln.

Hemmschwellen überwinden

Ebenso wie bei der Station „Blockade“. Sinngemäß muss hier ein Berg voller Sorgen und Ängste überwunden werden, um zur Aktion zu gelangen. Das kostet natürlich Kraft – wie im echten Leben. Die Hemmschwelle muss überwunden werden, um voran zu kommen.

Ein Berg voller Ängste, der überwunden werden muss.

Ein Berg voller Ängste, der überwunden werden muss.

Wenn man das geschafft hat, ist man an der Station „Bruch“ angekommen. Die meisten haben hier die größten Schwierigkeiten, sich auszudrücken. Auf die Klebzettel sollen sie das aufschreiben, was sie als Ballast empfinden. Hat man sich dazu durchgerungen, sollen all diese negativen Gedanken mit einem Laubsauger aus dem Leben verbannt werden. Nur so können sie etwas Neues beginnen. Und dann ist der Weg frei, um wieder zu den Träumen zu gelangen …

Insgesamt ist die Ausstellung an Schulabgänger oder Neu-Studenten gerichtet, die sich über ihren Weg im Klaren sein wollen. Auf spielerische Art und Weise durchlaufen sie gute und schlechte Phasen und müssen beweisen, dass sie all das meistern können. Oft kommen dadurch die persönlichen Stärken ans Tageslicht und man erkennt seinen eigenen Traum.

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