Urlaub buchen 2.0

Mit solchen Bildern locken Schnäppchenportale ihre Kunden.
Foto: Nico Kaiser bei Flickr. Lizensiert nach Creative Commons 2.0 Generic.

Sieben Tage Malta für 389 Euro, ein Urlaub auf Fuerteventura für 479 Euro und die Woche Mallorca schon ab 352 Euro: Schnäppchenportale wie Urlaubspiraten.de versprechen Urlaub zum Tiefpreis. Mit 7,5 Millionen Facebook-Fans und etwa 750.000 Newsletter-Abonnenten gehört die Plattform zu den größten der Online-Branche – und macht damit traditionellen Anbietern Konkurrenz.

Auf Facebook gibt es kein Entkommen. Ständig spült der Algorithmus Fotos von wunderschönen Stränden, gemütlichen Cafés und luxuriösen Hotels in die Timeline. Das sind immer häufiger nicht etwa Urlaubsfotos von Freunden und Bekannten, sondern besonders im Februar vor allem Werbeanzeigen von Portalen wie Urlaubsguru oder Urlaubspiraten. Schließlich gehören die ersten Monate des Jahres zur Hauptbuchungszeit für Sommerurlaube – und besonders bei Fernreisen lässt sich laut dem Deutschen Reiseverband in den kommenden Wochen noch einiges sparen.

Junge Portale haben supergünstige Angebote – aber wie machen die das?

Um besonders günstige Reisen schnell zu finden, arbeiten die 180 Mitarbeiter von Urlaubspiraten.de in speziellen Teams für jedes Land. „Mit fünf bis sechs Personen suchen die Teams für jeweils ein Land im Internet nach Angeboten“, sagt Julia Beisswenger von Urlaubspiraten.de. Nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Websites und Online-Seiten von Reiseveranstaltern werden so nach und nach durchforstet. Besonders viel Glück haben sie mit sogenannten „Error Fares“. Das sind Fehler auf den Websites der Fluganbieter, die entstehen, weil bei einem Preis der Kerosinzuschlag vergessen wurde.

Ein Screenshot von Urlaubspiraten.de

Das Angebot wird schließlich in einem Artikel zusammengefasst und sowohl auf der Seite, als auch auf Fabecook gepostet.Die Urlaubspiraten entscheiden zwischen zwei Arten von Angeboten: Pauschalreisen und sogenannte „Deals“. Das sind meist reine Flug- oder Hotelangebote. Mit etwa 1000 Buchungen pro Monat machen Pauschalreisen aber den Großteil der Abschlüsse aus.

Die Plattformen verdienen ihr Geld über Provisionen. Die Urlaubsverträge selbst schließt der Kunde immer mit dem jeweiligen Reiseveranstalter an – Urlaubsguru verdient lediglich an den Klicks und bekommt einen Anteil an jeder getätigten Buchung.

Übermorgen geht’s nach Kuba

Obwohl die Schnäppchenportale gerade bei jungen Leuten beliebt sind, können sie die traditionellen Anbieter bislang nicht verdrängen. Die Zahl der Reisebüros ist in den vergangenen drei Jahren stabil geblieben. Und laut dem Deutschen Reiseverband machen auch die Reiseveranstalter noch immer einen Hauptanteil ihres Umsatzes über Reisebüros. „Das liegt an den unterschiedlichen Zielgruppen und deren Bedürfnissen. Gerade beim Urlaub handelt es sich nicht um eine Ware, sondern um ein sehr emotionales Erlebnis“, sagt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband. Die Schnäppchenportale würden sich besonders auf das preiswerteste Segment spezialisieren. „Die Kunden müssen bei diesen Angeboten sehr flexibel sein, weil sie zeitlich meistens nicht in der Hauptreisezeit liegen“, sagt Schäfer, „da muss man für den günstigsten Preis auch mal bereit sein, übermorgen nach Kuba zu fliegen.“

Ein weiteres beliebtes Schnäppchenportal: Urlaubsguru.de (Screenshot)

Außerdem werde das Internet häufig nur zur ergänzenden Reiseplanung genutzt. „Für komplizierte Reisen gehen die Leute immer noch gerne ins Reisebüro, denn deren Kernkompetenz ist nun einmal die individuelle Beratung“, sagt Schäfer. Ohnehin koste eine identische Reise in der Regel immer das gleiche, egal ob der Kunde sie im Reisebüro, im Internet oder am Flughafenschalter buche.

Obwohl die Schnäppchenplattformen vor allem junge Leute und Studenten ansprechen wollen, scheinen die Seiten auf dem Campus der TU Dortmund bislang nicht allzu viele Fans zu haben. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage konnten wir keinen einzigen Studenten finden, der auf Portale wie Urlaubspiraten.de oder Urlaubsguru.de schwört. „Ich habe noch nie über solche Portale gebucht, sondern suche mir die Flugverbindungen und Hotels einzeln raus“, sagt beispielsweise der 28-jährige Henning und spiegelt damit offenbar das Verhalten vieler Studenten wieder.

Auch das Reisebüro STA Travel an der Universität sieht die Plattformen nicht als Konkurrenz an. „Durch den internationalen Studentenausweis können wir den Studenten vergünstigte Flugtarife bieten, die so woanders gar nicht buchbar sind“, sagt Mitarbeiterin Rebecca Leicht. Eine Vergleichssituation mit den Plattformen käme daher in der Regel gar nicht erst zustande.

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