Kulturnacht im Revier: Die Extraschicht 2014

Einmal im Jahr geht das Ruhrgebiet auf Extraschicht: Bei der Nacht der Industriekultur gibt es von 18 bis 2 Uhr an gleich 50 Spielorten im gesamten Revier Konzerte, Lichtshows und Einblicke in die Arbeitswelt von früher.

Feuerwerk Zeche Zollverein Essen

Die Zeche Zollverein in Essen ist Unesco-Weltkulturerbe. Sie ist alljährlich beliebter Spielort bei der Extraschicht. (Foto: Ruhr Tourismus / Jochen Schlutius)

Vom Industriestandort zur Kulturstätte: Auch in diesem Jahr putzten sich 20 Revier-Städte für die nächtliche Extraschicht heraus. Zehntausende Besucher zog es an ganz unterschiedliche Orte im Revier, die den Wandel der Region besonders symbolisieren.

Alljährliches Highlight ist dabei der Besuch der Zeche Zollverein in Essen. Im Schatten des bekannten Förderturms gab es Führungen über Denkmalpfade und Ausstellungen, Stunts auf einem Einrad mit Kettensäge sowie Comedy und ein Abschluss-Feuerwerk.

Der Abend stand zudem unter dem Motto „Europa“ – Künstler vom gesamten Kontinent unternahmen mit den Besuchern virtuelle Europa-Reisen: mit Musik, Filmen und Erzählungen. Dazu erfreute sich die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg, „1914 – Mitten in Europa“, großer Beliebtheit. Sie verdeutlicht, welch großer Faktor die Rüstungsindustrie an der Ruhr für die Entwicklung des Krieges war.  Zu sehen sind nicht nur ausgestellte Waffen, sondern auch Bilder, die deren enorme Auswirkungen zeigen: Wohnungsnot, Hunger, Besatzung und neue Konflikte. Die Ausstellung ist auch nach der Extraschicht noch bis zum 26. Oktober zu sehen.

Dortmund und Bochum als Mittelpunkte der Extraschicht

Brauerei Bochum Nacht Licht

Viele Licht-Installationen sorgten auf dem Brauerei-Gelände in Bochum für eine besondere Atmosphäre bei Nacht. (Foto: Philipp Rentsch)

Ebenfalls Besuchermagnete waren die Zeche Zollern in Dortmund und das Bergbaumuseum in Bochum. Beide Orte boten den besten Blick auf die Arbeitswelt unter Tage und damit auf den prägensten Teil der Geschichte des Ruhrgebiets.

Auch die Band Bombachew wusste die große Aufmerksamkeit für sich zu nutzen. Gitarrist Henri Bogumil, Student an der Ruhr-Uni Bochum, war begeistert: „Das war richtig fett. Von den Leuten und der Atmosphäre her war es unser bislang größter Auftritt.“ Die Band, die in dieser Formation erst seit wenigen Monaten existiert, covert Songs aus vielen Richtungen, unter anderem Rock und Reggae. „Schön war zu sehen, dass die Zuhörer alle sehr zufrieden waren“, resümiert die sechsköpfige Gruppe.

Auch die Ruhr-Uni Bochum war Spielstätte

Bergmann unter Tage

Vielerorts gab’s nicht nur kulturelle Höhepunkte, sondern auch in Einblicke in die Lebenswelt früherer Generationen im Ruhrgebiet. (Foto: Philipp Rentsch)

Erstmalig Spielstätte war das Stadion des VfL Bochum, wo seit über 100 Jahren Fußball gespielt wird. Neben Stadionführungen, für die viele Besucher stundenlang anstanden, war ein großes Konzert mit anschließendem Feuerwerk das Highlight. Die Bochumer Symphoniker intonierten gemeinsam mit rund 10.000 Fans auf den Stadiontribünen unter anderem das Steigerlied.

Auch die Ruhr-Universität Bochum war dabei, zum Beispiel mit Graffiti-Aktionen und einem Science Slam. Nicht nur Studenten zog es deshalb am Samstagabend auf den Bochumer Campus.

Zuschauerschwund aufgrund des Wetters

Bergbaumuseum Bochum

Beliebtes Motiv für (Hobby-)Fotografen: Der Förderturm am Bergbaumuseum in Bochum. (Foto: Philipp Rentsch)

Trotz des vielfältigen Programms verzeichnete des Veranstalter Ruhr Tourismus weniger Besucher als im Vorjahr. Nach offiziellen Angaben kamen ruhrgebietsweit knapp 150.000 Menschen. 2013 waren es noch 200.000.

Als Hauptgrund führt der Veranstalter vor allem den Dauerregen am Nachmittag und Abend an. „Da haben sich viele wohl kurzfristig anders entschieden“, sagt Sprecher Arne van den Brink.

Dementsprechend ist die Hoffnung groß, dass die Extraschicht im kommenden Jahr wieder mehr Besucher in die insgesamt 20 teilnehmenden Revierstädte zieht.

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