Die geschenkte Sekunde

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Das Jahr 2015 wird verlängert. Am 30.6.2015 um 23.59 Uhr, wird uns etwas Zeit geschenkt. Um genau zu sein: eine Sekunde. Das ist wenig Zeit mit großer Auswirkung auf den Tagesrhythmus der Erde. Denn unsere Welt dreht sich ein kleines bisschen zu langsam.

Beginnen wir von vorne: Vor tausenden von Jahren richteten sich die Menschen zeitlich gesehen nur nach der Sonne. Der Tag begann bei Sonnenaufgang und endete mit ihrem Untergang. Seit 1972 gibt es die  koordinierte Weltzeit UTC (Coordinated Universal Time). Unsere Atomuhren zeigen weltweit die Zeit auf die Sekunde genau an. Aber die Erde rotiert nicht ganz im richtigen Takt.

Götz Uhrig vom Lehrstuhl für Theoretische Physik an der TU Dortmund kennt die Problematik:„Im Gegensatz zu der natürlichen Sonnenzeit ist die Zeit die wir kennen präzise von den Menschen bestimmt. Die Rotation der Erde ist aber etwas Natürliches.“ Die Natur, so Uhrig, sei nie konstant oder ganz  genau zu berechnen. So komme es dazu, dass der Tag immer zwischen einer bis drei Millisekunden länger sei, als die von Menschen festgelegten 24 Stunden. Die Erde dreht sich also immer ein klitzekleines bisschen langsamer als unsere Atomuhren ticken.

G.Uhrig

Götz Uhrig. Foto: Megan Bogatzki

Die Anzahl der Millisekunden schwankt

Die Schaltsekunde ist nötig, damit es keine zeitliche Verschiebung gibt. Also immer dann, wenn genug Millisekunden angesammelt sind. Zu welchem Zeitpunkt genau eine Sekunde dazu geschaltet wird, entscheidet die Physisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig. Diese orientiert sich an der Vorgabe des Internationalen Erd-Rotations-Service (IERS) in Paris. „Da die Anzahl der Millisekunden von Tag zu Tag schwankend ist, kann im Voraus nicht genau bestimmt werden, wann wieder eine Schaltsekunde gebraucht wird.“ Würde man die Schaltsekunde aber einfach weglassen, würde sich unsere Zeit verschieben”, erläutert Uhrig. Im Extremfall wäre es in mehreren Jahrhunderten mittags um 12 Uhr noch dunkel. Aus diesem Grund sei es sehr wichtig, dass wir unsere genau bestimmte Zeit mit der natürlichen Zeit der Erdrotation synchronisieren. Selbst wenn es sich nur um eine Sekunde dreht.

„Auch wenn es kaum wahrgenommen wird: Wir sind auf unsere genauestens eingestellte Zeit  angewiesen“, betont Uhrig. Die Datenübertragungen und Synchronisationen weltweit, aber auch auf den Computern jedes Einzelnen seien Sekunden genau. „Nicht zu vergessen unsere Smartphones, die ausnahmslos GPS haben”, sagt Uhrig. Vor allem durch die technischen Vernetzungen sei es heutzutage noch viel wichtiger geworden, dass die Schaltsekunde weltweit einheitlich umgestellt wird.

Wäre dies nicht der Fall, könne das beispielsweise in der Aktiengesellschaft zu einem Börsencrash führen. Und auch einigen anderen Sofwares hat die Schaltsekunde in der Vergangenheit Probleme bereitet. Bei der letzten Umstellung 2012 wurden sogar einige Internetseiten sowie das Buchungssytem einer australischen Fluggesellschaft lahmgelegt. Auf einem privaten PC würde die zusätzliche Sekunde eventuell bei Aktualisierungen aufgrund der gespeicherten Zeit der Datei Fehler verursachen. Allerdings sei das eher selten. Trotzdem ist zu beachten, dass nicht alle Betriebssysteme die Schaltsekunde berücksichtigen. Windows 8 beispielsweise hat die Schaltsekunde 2015 nicht eingeplant. Dabei veranschaulicht sie, dass auch kleine Veränderungen einen großen Nutzen haben können.

Beitragsbild: flickr.com/Wim Hoppenbrouwers

 

 

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