Doppelkarriere: Professoren-Paare erklären, wie’s geht

Ein Professoren-Paar an der gleichen Fakultät? Diplomarbeiten als Thema beim Frühstück? In den USA ist dies längst Gang und Gäbe. In Deutschland hingegen werden Paare, die privat und beruflich miteinander verbunden sind, noch gern als unprofessionell abgestempelt. Wollen beide Karriere machen, ist das manchmal gar nicht so einfach. Bei der Veranstaltung „Doppelkarrierepaare in der Wissenschaft“ an der Ruhr-Universität hatten alle Interessierten an diesem Mittwoch die Chance, sich über dieses spannende Thema auszutauschen.

Christina Reinhard, Kanzlerin der FH Bochum, und Hanno Gottschalk von Siemens in Mülheim

Erfolgreiches Doppelkarriere-Paar: Dr. Christina Reinhard, Kanzlerin der FH Bochum, und Dr. Hanno Gottschalk von Siemens in Mülheim. Foto: Jannik Sorgatz

Dr. Beate von Miquel von der internen Fortbildungsstelle der RUB hatte zu der Veranstaltung „Doppelkarrierepaare in der Wissenschaft“ geladen, und rund 30 Interessierte waren ihrem Ruf gefolgt – darunter auch zwei akademische Karrierepaare, die in einer Podiumsdiskussion von ihren Erfahrungen berichteten: Die Bochumer FH-Kanzlerin Dr. Christina Reinhardt und ihr Partner Dr. Hanno Gottschalk, der für Siemens in Mülheim arbeitet, sowie der Bochumer Philosophie-Professor Albert Newen und seine Frau Professor Martina Havenith-Newen, die den Lehrstuhl für physikalische Chemie II an der RUB innehat.

Karriereverläufe von Männern und Frauen unterscheiden sich

Podiumsdiskussion RUB: Referentin Alessandra Rusconi II

Referentin Alessandra Rusconi forscht über das Leben von Doppelkarriere-Paaren. Foto: Jannik Sorgatz

Zunächst aber referierte Sozialforscherin Dr. Alessandra Rusconi rund eine Stunde über die kleinen und großen Unterschiede im männlichen und weiblichen Karriereverlauf. So tappen vor allem Frauen oft in die Teilzeitfalle, die langfristig unweigerlich zu niedrigeren Löhnen und schlechteren Karriereaussichten führt. Männer hingegen gelangen schneller in bessere und höher bezahlte Positionen. Rusconi leitet seit 2007 am Wissenschaftszentrum Berlin die Forschungsgruppe „Gemeinsam Karriere machen“ und untersucht die Berufsbiographien und Partnergeschichten von Hochschulpaaren.

Das größtenteils weibliche Publikum ging voll im Thema auf und diskutierte  angeregt bis hitzig. Eine Astronomin aus dem Publikum zeigte sich überzeugt, dass „intakte Beziehungen an Hochschulen über mehr als 15 Jahre hinweg doch Einzelfälle“ seien. Die ehemalige Berkeley-Professorin Martina Havenith-Newen, die ihre Habilitation am Tag vor der Geburt ihres zweiten Kindes abgegeben hat, war ganz und gar nicht einverstanden mit der „typisch deutschen Sichtweise“, dass immer einer verzichten müsse. Sie ist überzeugt: Es können auch beide in der Forschung Karriere machen.

Auch für Christina Reinhardt, Kanzlerin der FH Bochum  und Mutter dreier Kinder, ist die gleichberechtigte Karrieregestaltung in ihrer Partnerschaft selbstverständlich: „Ich wüsste gar nicht, was ich zu Hause den ganzen Tag mache sollte.“

Statistik macht Hoffnung: Es bewegt sich was

assen nicht ins übliche Berufsschema, sind aber erfolgreich: Philosophie-Professor Albert Newen und Martina Havenith-Newen, die den RUB-Lehrstuhl für physikalische Chemie II innehat. Foto: Jannik Sorgatz

Passen nicht ins übliche Berufsschema: Philosophie-Professor Albert Newen und Martina Havenith-Newen (Mitte), die den RUB-Lehrstuhl für physikalische Chemie II innehat. Foto: Jannik Sorgatz

Ein Blick auf die Statistik dürfe Doppelkarriere-Paaren etwas Mut machen: Im Jahr 1971 war die Anzahl akademischer Paare, in denen beide Partner gleichermaßen hoch qualifiziert sind, noch bei einem Prozent. 2004 waren es bereits waren es immerhin bereits zehn Prozent. Auch von den Arbeitgebern gibt es immer mehr Unterstützung. Forscherin Rusconi hat herausgefunden, dass mittlerweile 58 Prozent der Hochschulleitungen, die einen Wissenschaftler einstellen wollen, auch bei der Arbeitssuche des Partners Hilfe anbieten. Auch hier können die Deutschen von ihren amerikanischen Kollegen lernen: Dort ist es bereits seit langem Usus, dass eine Hochschule, die einem Professor einen Job anbietet, auch dafür sorgt, dass der Partner einen Ruf erhält.

Bis deutsche Abschlussarbeiten ganz selbstverständlich zwischen Marmeladenbroten und dem ersten Morgenkaffee diskutiert werden, könnte also nicht mehr allzu viel Zeit vergehen.

7 Comments

  • Basti Punk sagt:

    Peter Maier,
    Wie wahr, es stimmt leider alles. Die Personalraete wissen Bescheid. Zusammentun und sich zB. am 1.Mai am verdi-Stand informieren!

  • Peter Maier sagt:

    (Beitrag durch Moderator entfernt)

  • Basti Punk sagt:

    [Beitrag durch Moderator entfernt]

  • Gerit sagt:

    Wenn ich lese, dass eine Frau schreibt, dass sie bei drei Kindern nicht wüsste, was sie zuhause machen sollte, dann weiß man doch, dass sie vor allem mit ihren Kindern nur wenig anzufangen weiß. Karriere… und die Kinder ab in die Kita? Kinder, um Kinder zu haben… Das muss dann wohl reichen. Furchtbar.

  • Finger sagt:

    Ist ja interessant das Forum. Alex versteht nicht? Ich verstehe Makarios ganz gut. Der scheint wohl die Leichen im Keller zu meinen, dass Mitarbeiter schikaniert werden ….

  • Alex sagt:

    @ Ioanis Makarios
    versteh ich nicht

  • Ioanis Makarios sagt:

    Fachlich Karriere, aber sozial kompetent? Oder als Fachfrau topp, als Chefin ein flopp? Da scheiterte leider der Bericht und blieb an der Oberfläche. Fortsetzung folgt? Frausein ist noch lange kein Programm, auch nicht im Doppelpack.

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