Der 29. Februar – kein Tag wie jeder andere

Manch einer mag sich gewundert haben, als er das heutige Datum gelesen hat, denn nur alle vier Jahre schafft es dieser Tag in den Kalender: der 29. Februar, ein Schalttag – 24 Stunden zusätzlich, die das Jahr auf 366 Tage anwachsen lassen. In diesem Jahr ist er ein Mittwoch.

Wichtig ist er, dieser zusätzliche Tag alle vier Jahre, denn sonst würden sich die Jahreszeiten nach einigen Dekaden verschieben, wie Prof. Dr. Ralf-Jürgen Dettmar vom Astronomischen Institut der Ruhr-Universität Bochum erklärt: „Das Kalenderjahr ist nicht synchron mit der Erdrotation, die ungefähr einen Viertel Tag länger dauert als das Kalenderjahr mit 365 Tagen.“ Das Schaltjahr wurde daher eingeführt, um diesen Unterschied auszugleichen.

Foto: Marc Miertzschke

Die Erde dreht sich in rund 365 1/4 Tage einmal um die Sonne. Daher ist alle vier Jahre ein Schaltjahr nötig. Grafik: Katja Vossenberg / Foto und Teaser: Marc Miertzschke.

„Schon die Hochkulturen der Frühzeit haben gemerkt, dass ihnen das Datum wegläuft, wenn sie die Tage anhand der Sonne zählen“, sagt Prof. Dr. Dettmar. So bauten die Babylonier und Ägypter Zusatztage oder -monate in ihre Kalender ein, um die Abweichung auszugleichen. Der Römer Julius Cäsar führte in der umfangreichen Julianischen Kalenderreform einen Schalttag ein, um die aufgelaufene Diskrepanz zwischen dem römischen Kalender und dem Verlauf der Sonne zu mindern – damals folgte dann in einem Schaltjahr dem 24. Februar ein weiterer 24. Februar.

Über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren wurde diese Rechnung aber auch ungenau. Daher reformierte Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 noch einmal den Kalender und strich zehn Tage des Jahres – damals folgte auf den 4. Oktober einfach der 15. Oktober. Die damalige Reform hat das Kalenderjahr sehr nah an das Sonnenjahr herangeführt, sodass die Abweichung von einem Tag erst in der Zukunft wieder ein Thema sein wird, wie Prof. Dr. Dettmar sagt: „Die Schalttags-Problematik ist für die Wissenschaft seit 400 Jahren gelöst, erst ab dem dritten Jahrtausend werden sich die Menschen wieder mit einer Kalenderreform auseinandersetzen müssen.“

Viel zusätzliche Zeit in diesem Jahr

2012 gibt es nicht nur einen Schalttag, sondern auch eine zusätzliche Schaltsekunde: Am 30. Juni, kurz vor Mitternacht, wird eine Sekunde unserer Zeitrechnung hinzugefügt. Seit 1972 wird bei Bedarf die Koordinierte Weltzeit (Universal Time Coordinated) um diese Sekunde verlängert, um sie mit der Universellen Sonnenzeit zu synchronisieren.

Allzu viel Nutzen hat der normale Bürger vom 29. Februar in diesem Jahr nicht, denn als Mittwoch ist er ein Arbeitstag. Die Wirtschaft hingegen scheint davon zu profitieren, wie Georg Schulte, Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer sagt: „Ein wirtschaftliches Wachstum ist auf jeden Fall gegeben, denn der 29. Februar 2012 ist immerhin ein regulärer Werktag, also ein zusätzlicher Arbeitstag.“

Geburtstagskinder, die an einem Schalttag das Licht der Welt erblicken, sind wohl geteilter Meinung: Einerseits ist der 29. Februar noch vor Weihnachten, Silvester und Ostern ein ganz besonders prominenter Tag, um Geburtstag zu haben. Andererseits kann man ihn nur alle vier Jahre wirklich feiern. „Man mag sagen, was man will, so ist ein Mensch, der nur alle vier Jahre einen Geburtstag hat, immer kein Mensch wie andere“, schrieb 1793 Georg Christoph Lichtenberg, der Mathematiker und Schriftsteller der Aufklärung, über die Schaltjahrs-Geburtstagskinder.

In dem Essay mit dem Titel „Trostgründe für die unglücklichen, die am 29sten geboren sind“, gibt Lichtenberg aber noch guten Rat, wie jene Geburtstagskinder ihre Geburtstag-Misere überwinden können: Mit Hilfe der Geburtszeit solle man den genauen Sonnenstand herausfinden. Anhand dessen kann im folgenden Jahr, exakt ein (Sonnen-)Jahr später, Geburtstag gefeiert werden.

Als Trauungs-Termin eher unbeliebt

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Als Heirats-Termin ist der 29. Februar eher unbeliebt, obwohl es ein außergewöhnliches Datum ist. Foto: Marc Miertzschke

Der 29. Februar ist auch bei anderen Menschen, die sonst außergewöhnliche Daten bevorzugen, unpopulär: Bei Hochzeitspaaren ist ein Schalttag als Termin zum Heiraten unbeliebt. Das bestätigt auch Hans-Joachim Skupsch, Pressesprecher der Stadt Dortmund: „Bei uns im Standesamt sind für den 29. Februar drei Eheschließungen angemeldet. Wir hatten mehr Medienanfragen als Heiratswillige hier.“ Und das, obwohl es schon sein Gutes hätte, wenn manch ein Ehepartner sich nur alle vier Jahre an den Hochzeitstag erinnern müsste. Der nächste wäre erst 2016 wieder…

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