Wen wähle ich bloß?

Am 14. Mai wird in NRW gewählt. Aber wie entscheidet man, wen man wählen soll? Wahlprogramme, Artikel, Interviews und Facebook Seiten – Informationen gibt es massenweise. Aber welche Quellen sind verlässlich und geben einen guten und am besten auch noch schnellen Überblick über die Parteienvielfalt?

Einfach Wahlprogramme vergleichen?

Wenn man sich ein möglichst komplettes Bild von den Forderungen und Einstellungen der unterschiedlichen Parteien machen möchte, ist der Griff zu den Wahlprogrammen natürlich nahe liegend. Da wird man doch sicher alle Informationen finden. Die Lektüre lohne sich auch, weil die Themenauswahl der Parteien schon eine Aussage über die politischen Schwerpunkte und Ausrichtung der Parteien geben, meint Stefan Marschall, Politikwissenschaftler an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Allerdings haben Wahlprogramme auch ihre Nachteile: „Die Formulierungen sind oft schwammig, weil sich die Parteien nicht festlegen lassen wollen, oder sie setzen mitunter breites Vorwissen voraus“, erklärt er. Als leichte Lektüre kann man Wahlprogramme jedenfalls nicht bezeichnen.

Aber Zusammenfassungen der Programme muss es doch auch geben?

Auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung findet man unter der Rubrik „Wer steht zur Wahl?“ eine Liste der Parteien, die in NRW am 14. Mai gewählt werden können. Hier findet man neben Informationen zur Partei, wie Gründungsjahr und Mitgliederzahlen, auch eine Zusammenfassung der Schwerpunkte des Wahlprogramms. Verfasst werden die Zusammenfassungen von Politik-Experten der Bundeszentrale – und somit von relativ neutralen Wissenschaftlern.

Wo mache ich nur mein Kreuz? Bild: flickr.com/Dennis Skley mit CC Lizenz 

Natürlich wimmelt es auch nur so von Artikeln und Interviews in Zeitungen und Fernsehen. Aber wie verlässlich sind die Informationen dort? „Ich denke, dass die sogenannten Qualitätsmedien, also die überregionalen Tageszeitungen wie Süddeutsche und die FAZ gut recherchierte Informationen bereithalten, ebenso die öffentlich-rechtlichen Medien wie der WDR“, erklärt Marschall. Vorsichtig müsse man allerdings mit Quellen umgehen, die man nicht kennt und demnach auch nicht einordnen kann. 

WDR bietet Video-Datenbank mit Kandidaten an

Gerade beim WDR findet man eine großes Angebot an Informationen zur Landtagswahl. Zum Beispiel gibt es den „Kandidatencheck“, an dem 966 Landtags-KandidatInnen teilgenommen haben. Zu jedem einzelnen findet sich ein vier Minuten langes Video, in dem die Kandidaten sich und ihre zentralen Positionen vorstellen. Damit man sich nicht durch alle Videos klicken muss, kann man zum Beispiel nach seinem Wahlkreis filtern. In einem Snapchat Projekt hat der WDR außerdem zwei Erstwähler begleitet. Vier Tage lang haben die Erstwähler die unterschiedlichen Parteien über verschiedene Aufgaben kennengelernt und dies mit ihrem Smartphone festgehalten. Für Erstwähler ist das Projekt eine gute Orientierung, wie man sich informieren kann.

In den sozialen Netzwerken kommt man direkter mit den Parteien in Kontakt. Bild: flickr.com/Blogtrepreneur mit CC Lizenz

Wie sieht es denn mit Social Media aus?

Jede Partei hat mittlerweile eine Facebook Seite oder einen Twitter Account und postet Ansichten, Forderungen oder informiert über anstehende Events – und das meist kompakt und übersichtlich. Aber ist es sinnvoll, sich auf diesem Wege zu informieren? Die Online-Präsenz sorge für mehr und direkte Kommunikation, meint Marschall, hier wisse man auch genau, wo die Informationen herkommen. „Nur sollte man sich die Seiten und Accounts von vielen Parteien anschauen, um ein möglichst breites Bild zu erhalten“.

Und was ist mit dem Wahl-O-Mat?

Der Wahl-O-Mat ist ebenfalls ein Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung und eine Art Fragebogen, anhand dessen man herausfinden kann, welche Partei eventuell zu einem passt. Man klickt sich durch Thesen zu aktuellen politischen Themen und stimmt diesen zu oder nicht zu und bekommt am Ende die Parteien genannt, die der eigenen Position am ähnlichsten sind. Warum man den Wahl-O-Maten einmal zurate ziehen sollte: „Man lernt dabei, was im Wahlkampf eine Rolle spielt und welche Antworten die Parteien auf relevante Fragen haben“, begründet Marschall. Grade um zu verstehen, wo und wofür die Parteien stehen, sei der Wahl-O-Mat ein guter Startpunkt. Allerdings liefert der Wahl-O-Mat keine Wahlempfehlung. Die Ergebnisse sollten Nutzer immer noch kritisch hinterfragen, da man den Positionen nur zustimmen oder ablehnen kann und sie so kaum differenziert ausgewertet werden.

Infos gibt es viele, nur die Zeit ist knapp

Es gibt viele Möglichkeiten, sich auf die kommende Wahl vorzubereiten. Ob mit Wahl-O-Mat, Wahlprogramm oder klassischen Medien – auch wenn die Zeit knapp ist, sollte man sich über die Parteienlandschaft in Deutschland informieren. Sonst steht man am 14. Mai ahnungslos in der Wahlkabine.

Beitragsbild: flickr.com/Dennis Skley unter Verwendung der CreativeCommons-Lizenz

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