Duell am Donnerstag: Ausgelassen Karneval feiern trotz Terrorangst?

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Schunkeln, tanzen, bützen – Karneval lädt dazu ein, für ein paar Tage unbeschwert zu feiern. Eigentlich. Wäre da in diesem Jahr nicht eine erhöhte Terrorgefahr und die Überfälle an Silvester, die die Karnevalsveranstaltungen überschatten. Malina Reckordt und Luisa Flicke fragen sich: Sollten wir Karneval in diesem Jahr besser ausfallen lassen?

„Wir müssen den Terroristen die Stirn bieten“,

findet Malina Reckordt

Karneval ist für mich ein Synonym für Spaß, Ausgelassenheit und gute Laune. Das soll ich mir jetzt durch die erhöhte Terrorgefahr vermiesen lassen? Nein, das kommt für mich nicht in Frage. Ich werde auch in diesem Jahr Karneval feiern.

Die großen Menschenmassen bei Karnevalsumzügen in Köln, Düsseldorf und Co. stellen nicht erst seit diesem Jahr ein Risiko für Anschläge dar. Terror gibt es nicht seit gestern. Anschläge passieren leider fast schon ständig. Wenn man nun aus Angst vor Terroranschlägen Karneval sausen lässt, dann kann man theoretisch kein Einkaufszentrum, keinen Weihnachtsmarkt oder andere Orte besuchen, an denen viele Menschen zusammen kommen. Das finde ich übertrieben. Und sind wir mal ehrlich: Das macht doch auch niemand.

Nicht einschüchtern lassen

Dass es vermutlich zu Vorfällen von angetrunkenen Karnevalisten kommen wird, sollte uns bewusst sein. Das passiert leider jedes Jahr. Ein gewisses Risiko, was Überfälle oder Gewalt angeht, gibt es immer, aber mir kann genauso gut beim Einkaufen mein Portemonnaie geklaut werden. 

Das Vertrauen in die Polizei mag nach den Vorfällen in Köln zwar gesunken sein, aber sie wird es sich nicht erlauben können, erneut zu wenige Einsatzkräfte bereitzustellen. Die Polizei will ihr Sicherheitsgebot bei den Karnevalsumzügen deutlich aufstocken und zum Beispiel in Köln durch Videoüberwachung die feiernden Menschen besser im Blick zu halten.

Wenn sich einige Jecken jetzt zurückziehen und zuhause bleiben anstatt in bunten Kostümen die fünfte Jahreszeit zu feiern, dann haben die Terroristen quasi ihr Ziel erreicht.  Sie machen uns Angst, sie lähmen unseren Alltag. Alleine deshalb müssen wir rausgehen, ihnen die Stirn bieten und zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen. 

„Allein der Gedanke verdirbt mir den Spaß“,

findet Luisa Flicke

Ganz ehrlich: Ich feiere gerne Karneval. Es macht mir Spaß, mich zu verkleiden, und ein bisschen jeck zu sein . Aber in Anbetracht der aktuellen Lage kann ich auch gut ein Jahr auf Karneval verzichten.

Nach den Übergriffen in Köln in der Silvesternacht und den Terroranschlägen in Paris, Istanbul und so vielen anderen Städten muss man es wirklich nicht darauf ankommen lassen. Große Massenveranstaltungen sind schon immer Ziele von Terroristen gewesen. Sie waren schon immer Schauplatz von körperlicher und sexueller Gewalt. Es kam schon immer zu vermehrten Diebstählen und Raubübergriffen. Und doch ist es dieses Jahr anders.

Der Karnevalsumzug in Rheinberg wurde bereits abgesagt. Eine vernünftige und richtige Entscheidung, finde ich. Der Grund für die frühzeitige Absage: Man kann die Sicherheitsauflagen in der aktuellen Situation nicht erfüllen. Wie auch? Personalmangel bei der Polizei ist das eine Problem, das Vertrauen in die Polizisten ist spätestens seit den Vorfällen in der Silvesternacht nicht mehr gegeben. Und – so ungern man es zugeben will – die Gefahr von Diebstählen und sexuellen Übergriffen ist mit der Masse an Flüchtlingen gestiegen. Auch wenn selbstverständlich nur einige wenige kriminell sind.

Frust kann sich entladen

Genauso schnell können Flüchtlinge selbst zu Opfern werden. Viele von ihnen werden Umzüge besuchen und sich das traditionelle Spektakel mal ansehen. Das könnte sie zur Zielscheibe von alkoholisierten Jecken machen. Die Hilflosigkeit und Überforderung der Regierung in der Flüchtlingskrise sorgt schon seit einiger Zeit für Unmut bei vielen Bürgerinnen und Bürgern. Genau dieser Frust könnte sich auf Großveranstaltungen gegen die Flüchtlinge drehen und zu vermehrter Gewalt führen.

Das sind alles Möglichkeiten – nichts davon muss wirklich so geschehen. Aber ich möchte nicht mittendrin sein, wenn es doch so kommen sollte. Allein der Gedanke verdirbt mir den Spaß am Feiern – da lasse ich Karneval lieber für ein Jahr ausfallen.

 

das-duell-feederFoto: stockxchng/bizior, S. Hofschlaeger/pixelio.de, Montage: Brinkmann/Schweigmann 
Teaserfoto: flickr.com/Marco Verch

 

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