Hypnose – Quatsch oder Heilmethode?

Hypnose ist im Trend. Bei vielen Krankheitsbildern – ob psychisch oder physisch – wird sie immer häufiger als Behandlung eingesetzt. Die meisten Menschen haben jedoch immer noch ein sehr verzerrtes Bild von Hypnose. Für sie hat das Ganze viel mit Scharlatanerie zu tun. Was genau aber ist Hypnose? Und was bewirkt sie?

Laufend zum Erfolg - laut Michele Ufer ist Sport der beste Erfolgsgarant. Foto: pixelio.de/Chista Nohren

Laufend zum Erfolg - laut Michele Ufer ist Sport der beste Erfolgsgarant. Foto: pixelio.de/Chista Nohren

„Wie viel Kopf steckt in den Füßen?“ – diese Frage hat sich Michele Ufer häufig gestellt. Deswegen ist der „Mental Coach“ aus Dortmund der ganzen Sache einmal auf den Grund gegangen. Sein Ergebnis: In den Füßen steckt so ziemlich alles vom Kopf – vom Kleinhirn bis zum Hypothalamus. An seinen Patienten hat er im Laufe der Jahre beobachten können, dass jeder seine Ziele erreichen kann – egal, ob es sich dabei um die Bikinifigur, die gute Note in der nächsten BWL-Prüfung oder den zukünftigen Traumjob handelt. Wie das geht? Ganz einfach: mit ein bisschen Kopfkino, gemixt mit ein bisschen Sport.

Die gewisse Leichtigkeit

Hat man ein Ziel, sollte man sich im Kopf vorstellen, wie es wäre, wenn man eben dieses schon erreicht hätte, so Ufer. Und dann fängt man an zu laufen. Das Laufen sorge dafür, dass Ängste verfliegen und sich eine gewisse Leichtigkeit einstellt. „Jeder Sportler kennt das runners high – wenn man sich einfach locker fühlt und alles auf einmal ganz einfach geht“, sagt Urfer. Diese Kombination aus mentaler Konzentration und körperlicher Betätigung nennt sich dann Sporthypnose.

Hypnose ist keine Zaubershow

Hypnose mit Pendel oder Taschenuhr. Das die Praxis ganz anders und viel seriöser ist, wissen die Wenigsten.

Hypnose mit Pendel oder Taschenuhr: Dass die Praxis ganz anders und viel seriöser ist, wissen die Wenigsten. Foto: pixelio.de/sassi

„Die Leute stellen sich immer die verrücktesten Dinge vor, wenn sie an Hypnose denken“, sagt Ufer. „Sie sehen dann einen Mann auf einer Bühne mit einer Taschenuhr, die vor den Augen rumpendelt, und dann fällt man in Ohnmacht.“ Aber Hypnose sei keine Zaubershow. „Ich will, dass die Menschen wissen, dass Hypnose seit Jahren eine anerkannte Methode zur Heilung von psychischen Problemen ist.“

„Es gibt unzählige Studien, die die Wirkung von Hypnose bestätigen und wissenschaftlich anerkannt sind“, sagt auch Dr. Dirk Revenstorf, Professor für Klinische Psychologie an der Uni Tübingen. Hypnose helfe nicht nur bei psychischen Erkrankungen wie Ängsten und Depressionen oder psychosomatischen Problemen wie Schlafstörungen, sondern auch bei somatischen Krankheiten wie Hautproblemen oder Allergien. So müssten Warzen nicht immer operativ entfernt werden. „Man kann in Hypnose mit den Warzen reden und dem Immunsystem sagen, dass es sie  beseitigen soll“, erklärt Revenstorf.

Hypnose – wie funktioniert das?

Wie beim „runners high“ befindet sich der Hypnotisierte auch bei der Methode von Revenstorf in einem anderen Bewusstseinszustand: Eine abstrakte Idee, wie eine bestandene Prüfung, kann er sich urplötzlich bildhaft und lebendig vorgestellt werden. Die Person fixiert sich nur auf diese Vorstellung, störende Alltagsgedanken werden dabei ausgeblendet. Darunter fallen auch „moralische“ Bedenken, etwa bei Phantasien wie „Ich stell mir den Prüfer in Unterhosen vor“, oder Dinge, die man sich selbst einredet, wie „Das schaffe ich nicht!“. In diesem Zustand ist der Hypnotisierte wie ein Kind. Der Therapeut kann den Patienten dann anleiten und ihm neue Zusammenhänge und Sichtweisen eröffnen. So könne im Endeffekt eine Lösung für das jeweilige Problem gefunden werden, erläutert Dr. Revenstorf.

Um in diesen tranceartigen Zustand zu gelangen, gibt es verschiedene Methoden. „Bei der Entspannung verhält sich der Körper wie im Schlaf. Das ermöglicht – wie im Traum – eine Öffnung nach innen, in die Gedankenwelt.“ Es geht aber auch durch Sport. Hierbei werde die Aufmerksamkeit der Patienten auf einen Punkt gebündelt.

Beim Thema Selbsthypnose hat Revenstorf jedoch seine Zweifel. „Selbsthypnose kann theoretisch auch funktionieren, ist jedoch schwierig, da immer die außenstehende, leitende Kraft fehlt“, erklärt er.

Quer durch die Wüste

Der extreme Selbsttest: Michele Ufer lief 250 Kilometer quer durch die Atacama-Wüste in Chile.

Der extreme Selbsttest: Michele Ufer lief 250 Kilometer quer durch die Atacama-Wüste in Chile. Foto: Michele Ufe

Michele Ufer sagt, er habe jedoch bewiesen, dass es auch ohne den außenstehenden Therapeuten funktionieren kann. Er hat seine Methoden bereits an sich selbst getestet. „Mein großer Traum war immer, einmal an einem Marathon teilzunehmen“, sagt er. Als Amateursportler lag dieses Ziel jedoch immer in weiter Ferne. Bis er sich Anfang des Jahres für das Atacama Crossing anmeldete, einem 250 Kilometerlauf durch die Atacama Wüste in Chile, der schon im März stattfinden sollte. Obwohl er sich nur drei Monate vorbereiten konnte, hat Ufer den Lauf erfolgreich abgeschlossen. Seiner Ansicht nach lag es also mehr an mentaler als an körperlicher Fitness.

3 Comments

  • Ruth Hovestaedt sagt:

    Ein überaus interessanter Artikel, der mich motiviert wieder zu „Laufen“. Danke!

  • Guter Artikel, der mit der Vorstellung aufräumt, Hypnose sei etwas Mysteriöses. In den meisten Fällen basiert ‚Fremdhypnose‘ wie sie von Revenstorf beschrieben wird, auch auf Selbsthypnose. Es ist daher nicht erstaunlich, dass Michele sich selbst immer wieder in diesen Trance-Zustand versetzen kann.

  • Ein sehr interessanter Artikel!

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