Projekt Nichtraucher: Die zweite Woche

Rauchen ist ungesund. Und rauchen kostet viel Geld – pro Schachtel mittlerweile 4,80 Euro. Bei den meisten Rauchern dauert es aber Jahre, bis sie einsehen, dass dem Rauchen einfach nichts Positives abzugewinnen ist. Auch bei pflichtlektüre-Reporterin Sarah Teschlade hat es lange gedauert – aber nun hat sie sich endlich entschlossen aufzuhören. Wie es ihr im Kampf gegen die Sucht ergeht, wird sie euch in den nächsten Wochen an dieser Stelle erzählen.

Ich fühle mich wie im Phantasialand. Mein Kampf gegen den Glimmstängel gestaltet sich wie eine Achterbahnfahrt. Nachdem ich Schokolade und Süßigkeiten nach einigen Tagen überproportionalem Konsums für zu Bikinifigur-gefährdend befunden habe, habe ich nun eine neue Glückshormon-spendende Aktivität gefunden, die das fehlende Nikotin ersetzen soll: Laufen.

Laufen statt Rauchen. Meine neueste Methode ist mit Fitness gegen die Sucht anzukämpfen. Foto: Sarah Teschlade -

Laufen statt Rauchen. Meine neueste Methode ist mit Fitness gegen die Sucht anzukämpfen. Foto: Sarah Teschlade

Laufen gegen die Sucht

Sportschuhe an, in ein fesches Outfit geschmissen und auf in den Park. Was sich so locker anhört, war die ersten Male eine echte Tortur, denn Rauchen reduziert unter anderem auch das Lungenvolumen. Diese Tatsache führte dazu, dass ich nach ungefähr einem Kilometer so aus der Puste war, dass ich weiter walken musste und dabei noch von einigen Damen Mitte 40 überholt wurde.

Mittlerweile kann ich jedoch mit Stolz behaupten, dass ich bestimmt drei Kilometer durchhalte. Darüber hinaus stellt sich nach einiger Zeit ein Glücksgefühl ein, dass mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Weitere positive Aspekte des Laufens sind unter anderem, dass ich das Gefühl habe, alle die Giftstoffe, die sich mit der Zeit in jeglichen Zellen meines Körpers angelagert haben, einfach auszuschwitzen (Ob dies wirklich so ist, müsste ich mir wissenschaftlich bestätigen lassen. Mir gefällt der Gedanke aber auf jeden Fall). Das Beste ist aber, dass Laufen im Gegensatz zum Süßigkeitenverzehr förderlich für die Bikinifigur ist. Fazit: Laufen wird in meinem Ranking der Methoden zur Entwöhnung höher angesiedelt als Süßigkeiten.

So, das waren die guten Neuigkeiten – der höchste Punkt der Achterbahn kurz vorm freien Fall. Denn leider hat eine Achterbahn ja auch immer Talfahrten. Meine persönliche Talfahrt war eine Party.

Böse Falle Alkohol

Alkohol steigert den Konsum von Zigaretten ins unermessliche. Bei mir führt dies dazu, dass ich schwer gegen die Versuchung kämpfen muss, mir auch eine Kippe anzustecken. Foto: Sarah Teschlade

Alkohol steigert den Konsum von Zigaretten ins unermessliche. Foto: Sarah Teschlade

Auf Parties lässt sich gemeinhin ein Phänomen beobachten: Menschen, die bereits rauchen, steigern auf Feiern ihren Nikotinkonsum ungefähr um das Dreifache. Aber auch Menschen, die normalerweise nicht rauchen, neigen dazu, urplötzlich auch zur Zigarette zu greifen. Es scheint also einen (negativen) Zusammenhang zwischen dem Genuss alkoholischer Getränke und dem Rauchen zu geben.

Ich wusste um diese Korrelation bevor ich auf die Party ging. Eben deshalb hatte ich mir einen Plan zurechtgelegt. Ich würde die Leute, die auf der Party rauchen würden, schlicht meiden und sollte ich doch eine Zigarette angeboten bekommen, würde ich mich auf meine mentale Stärke besinnen, nett lächeln und dankend ablehnen.

Der Plan klang perfekt. Leider hatte ich den entscheidenden Faktor – namentlich den Alkohol – nicht mit bedacht. Nach dem ersten Bier lief alles noch super. Ich hielt mich dementsprechend noch an meine mir eigens auferlegten Spielregeln für den Abend. Ich stand bei all den Freunden, die eben nicht rauchen. Nach dem dritten Bier jedoch schielte ich schon immer verstohlen in die „Raucherecke“.

Der erste Rückfall

Mentale Stärke zu stark, Einfluss des Alkohols zu schwach eingeschätzt - und so erlag ich nach dem 4. Bier der Versuchung. Foto: Sarah Teschlade

Mentale Stärke zu stark, Einfluss des Alkohols zu schwach eingeschätzt - und so erlag ich nach dem vierten Bier der Versuchung. Foto: Sarah Teschlade

Nach dem vierten Bier hielt ich es dann nicht mehr aus. Unter dem Vorwand aufs Klo zu müssen – alle meine Freunde wissen, dass ich aufhören will zu rauchen – schlich ich mich zu den Rauchern. Innerhalb von Sekunden hatte ich mir dann auch eine Zigarette erschnorrt und angezündet. Der erste Zug war ein Gefühl wie Himmel auf Erden – mein schlechtes Gewissen hinterher leider nicht.

Den Rest des Abends bin ich dann standhaft geblieben, was mir echt schwer fiel. Meine Talfahrt hat mir gezeigt, auf meinen Willen allein kann ich mich nicht verlassen, will ich wirklich aufhören zu Rauchen. Es müssen also noch andere Methoden ausfindig gemacht werden…


48 Stunden Nichtraucher. 48 Stunden, die mir erscheinen wie eine Ewigkeit. Ich schmecke noch den Rauch der letzten Zigarette wie bitter-süße Schokolade auf meiner Zunge und spüre wie meine Lungenkapillaren ihn aufnehmen und frisches Nikotin durch mein Blut strömt. Wie gerne würde ich jetzt gerade noch ein letztes Mal ziehen… Aber nein. An dieser Stelle keine Nostalgie. Der Plan mit dem Rauchen aufzuhören ist gefasst und soll dieses Mal erfolgreich verlaufen. Viel zu lange habe ich von diesem großen Vorhaben nur geredet – es mussten also endlich Taten folgen.

Projekt: Nichtraucher

Sarah will den Glimmstengeln abschwören. Ganz so leicht ist das allerdings nicht. Foto: pixelio.de/Herta Gross

Der erste Tag

Der nächste Morgen: aufgestanden, gefrühstückt und immer noch euphorisch und total überzeugt, dass ich es schaffe. Zugegeben, die Kippe nach dem Frühstück hat mir schon gefehlt, aber der Nikotinpegel in meinem Blut war noch so hoch, dass es mehr Wehmut als körperliches Verlangen war.

Die erste Konfrontation mit der Versuchung

Die erste Herausforderung kam dann, als ich den Haupteingang der Emil-Figge 50 an der Uni Dortmund betreten musste, um zum Seminar zu kommen. Wie im Märchen die sagenumwobenen Schlösser ist nämlich auch dieses Gebäude immer von einer großen Nebelschwade umwoben. Im Falle der EF 50 hat der Nebel jedoch nichts zauberhaftes, sondern wird lediglich von den gefühlten tausend Rauchern produziert, die vor dem Eingang stehen und genüsslich an ihren Glimmstängeln saugen.

Normalerweise hätte ich mich dazu gestellt. Gestern aber musste ich stark sein. Ich habe also meine Luft angehalten – Taktik, um zu vermeiden, dass der Geruch von Zigarette in meine Nase gelangt, in neuronale Signale verwandelt wird, die dann Verlangen ausgelöst, jegliche Disziplin zunichte gemacht und mein Gehirn auf Automatik gestellt hätten, um im Endeffekt irgendjemanden nach einer Zigarette zu fragen. Dem zum Trotz bin ich heroisch durch den Nebel geschritten.

Starker moralischer Absturz

Ungefähr zwei bis drei Stunden später verschlechterte sich mein körperlicher Zustand rapide und damit auch meine mentale Stärke. Es fing bereits im Seminar an, dass ich innerlich so unruhig wurde, dass ich wie ein kleines Kindergartenkind alle zwei Sekunden meine Sitzposition ändern musste. Nach dem Seminar bin ich dann wie fremdgesteuert Richtung Copy Shop gegangen, um mir das zu kaufen, wonach mein Körper mittlerweile mehr als schrie: Zigaretten.

pixelio.de/A. Reinkober

Mit Schokolade lassen sich die Entzugserscheinungen gut verdrängen - noch. Foto: pixelio.de/A. Reinkober

Im Sonnendeck hatte ich dann einen kurzen, klaren Moment. Ich dachte: „Nein, Sarah, du kannst nicht nach einem halben Tag aufgeben… Denk an deine Gesundheit, denk an das viele schöne Geld, das dich Kippen immer kosten.“ Im Endeffekt habe ich mich dann anstatt im Copy Shop im Sonnendeck in die Schlange gestellt und kaufte mir Schokolade – und zwar eine Menge. Eine gute Entscheidung, denn die Schoki verhalf mir zu einem deratigen – wenn auch kurzen – Serotonin-Kick, dass ich vorerst nicht mehr an Zigaretten dachte.

Schokolade zum Frühstück

Bis zum jetzigen Zeitpunkt habe ich mich demnach auch mit Schokolade und sonstigen Süßigkeiten über Wasser gehalten. Ich sehe mich bereits in drei Wochen mit zehn Kilos mehr auf den Rippen aber zumindest wird so immer für einen kürzeren Zeitraum das Verlangen nach Nikotin unterdrückt. Die nervöse Grundstimmung bleibt jedoch. Daher werde ich mich jetzt auf die Suche nach effektiveren Mitteln der Suchtbekämpfung machen. Mal sehen, was Google mir so empfiehlt.

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