Der mächtigste Student der Uni Dortmund

Auf den ersten Blick ist Jascha Stümmler ein normaler Kerl. Er ist kein Adonis und auch kein Modefreak. Vielmehr macht er den Eindruck eines gutmütigen Kumpeltyps mit sanftem Blick und Strubbelfrisur. Doch was man Jascha nicht auf den ersten Blick ansieht, ist seine hochschulpolitische Leistung. Denn wer kann schon von sich behaupten bereits als Teenie der mächtigste Studentenvertreter der TU Dortmund gewesen zu sein?

Jascha Stümmler - AStA-Vorsitzender; Foto: AStA-Dortmund

Jascha Stümmler ist seit Juli AStA-Vorsitzender in Dortmund. Foto: AStA-Dortmund

„Zwei Tage nach meiner Wahl bin ich erst 20 geworden“, sagt Jascha – und ein bisschen Stolz schwingt da in seiner Stimme mit. Am 20. Juli wählte ihn das Studierendenparlament mehrheitlich in sein Amt. Das Vertrauen der Kollegen scheint er trotz seines jungen Alters zu haben. „Ich muss wohl sehr reif wirken“, sagt er grinsend.

Aber was für ein Mensch ist das eigentlich, dem man so eine Aufgabe anvertraut? Ein Streber? Ein Politiker mit Anzug und Krawatte?

Im Gegenteil: Der 20-Jährige aus Wetter studiert im dritten Semester der TU Mathematik und Informatik auf Lehramt, ist bei den Jusos (Jugendorganisation der SPD), steht auf die Arctic Monkeys und Football.

„Als ich an die TU kam, wollte ich mich eigentlich einfach mal in Hochschulpolitik versuchen“, sagt Jascha, der seit Anfang 2009 SPD-Mitglied ist. „Dann kam die Anfrage meines Vorgängers, ob ich nicht den Vorsitz machen würde – so wurde ich vom kleinen Juso zum AStA-Chef.“

Mit politischer Erfahrung im Gepäck

Obwohl Jascha spricht, als hätte er in seinem Leben schon einige politische Debatten geführt, wirkt er keineswegs überheblich. Immer wieder macht er Witze, schmunzelt vergnügt. „Klar würde mich die Politik als Beruf reizen, aber es ist doch eher unwahrscheinlich irgendwann mal Abgeordneter zu werden“, sagt er. „Generell vermittle ich gerne Dinge, daher kommt auch mein Berufswunsch Lehrer zu werden.“

Als Lehrer kann man sich den erfolgreichen Studenten durchaus vorstellen. Mit einer sehr ruhigen Art spricht er über das, was ihn bewegt, was er in seinem Amt erreichen will. Man hat bei ihm nicht das Gefühl, dass er sich für etwas besseres hält. Vielmehr unterhält er sich auf Augenhöhe – von Student zu Student. Dabei streicht er sich ab und an über den kurzen Kinnbart oder guckt nachdenklich aus dem Fenster.

Seine vertrauliche Art und die Fähigkeit zu vermitteln will er auch in seinem neuen Amt nutzen. „Das Interesse an Hochschulpolitik ist an der TU leider sehr gering – zumindest sagt das die StuPa-Wahlbeteiligung“, sagt der gebürtige Lippstädter, „das würde ich gerne ändern.“

So politisch aktiv Jascha auch ist, so chaotisch sieht sein Arbeitsplatz aus. Das AStA-Büro mit einer alten „taz“ auf dem Tisch erscheint sinnbildlich für seine Ziele: Es liegt viel herum, was er angehen möchte. „Aufräumen wär‘ auch mal wieder gut“, sagt er und lacht laut auf. Der Moment legt nahe, dass er nicht nur den unordenlichen Tisch meint, sondern auch die Organisation des AStA und der Politik an der TU.

Football-Schiedsrichter mit Teamgeist und eigener Band

AStA-Vorsitzender Jascha Stümmler;  Foto: Susanne Wolter

Hut, hut hut: Jascha in Action beim Football. Foto: Susanne Wolter

Sein Engagement hat er bisher nicht nur im SPD-Wahlkampf, sondern auch im Sport gezeigt. Vor fünfeinhalb Jahren hat er angefangen Football zu spielen – bei den Sauerland Mustangs in Hagen. Die Statur hat er noch immer. Ein AStA-Chef, der gerne mal einen Body-Check riskiert? Kann das gut gehen?

„Kein Problem“, findet Jascha. Und plötzlich wird er schwärmerisch, sein Blick ist voller Begeisterung. „Football ist ein absoluter Mannschaftssport – ohne das Team zählt der Einzelne nichts. Ich würde mich auch selbst als Teamplayer bezeichnen“, sagt er euphorisch und fügt -ganz Profi- hinzu: „Das kann ich natürlich auch gut auf meine Arbeit beim AStA übertragen.“

Selbst spielt Jascha kaum noch Football. Er ist eher als Schiedsrichter in ganz NRW unterwegs. Doch mit einem Grinsen im Gesicht weist er darauf hin, dass es ganz ohne Sport auch nicht geht. „Mit ein paar Freunden habe ich aber vor kurzem angefangen Volleyball zu spielen“, sagt er .  „Das gefällt mir aber auch – Hauptsache es ist eine Ballsportart.“

Aber Jascha ist nicht nur für Sport zu begeistern, sondern auch für Musik. Lässig hängen ihm die Kopfhörer um den Hals. Darüber hört er am meisten seine „absolute Lieblungsband“ – die Arctic Monkeys. Musik hört er jedoch nicht nur gerne, sondern macht sie auch gemeinsam mit Freunden selbst. Zwei Bands hat er schon gegründet. „Ich spiele Bass und Saxophone“, sagt er. Seine Band ‚Multicore‘ sei  sogar in Wetter und Umgebung bekannt. Es ist eine Coverband, die er mit Freunden aus seinem Abiturjahrgang gegründet hat. Sie spielen Songs von Metallica, Johnny Cash oder auch mal Lady Gaga. Seine zweite Band geht musikalisch eher in Richtung Grunge und Punk. „Das ist auch eher meine Musik“, sagt er.

AStA-Vorsitzender Jascha Stümmler; Foto: privat

Jascha (l.) 2008 bei einem Auftritt mit seiner Jazzband. Foto: privat

Der 20-Jährige fühlt sich seiner Aufgabe gewachsen

Auch wenn Jascha nicht in Dortmund lebt, so pendelt er sogar in der vorlesungsfreien Zeit fast täglich zur TU. „Ich trage meine Last aber gerne“, sagt er und lacht plötzlich laut auf. Das macht er oft. Lachen. Er ist eben ein fröhlicher Mensch mit großen Ambitionen. Denn sein Amt nimmt er sehr ernst.

Den Eindruck, dass der AStA in Dortmund eine kleine, unzugängliche Gruppe ist, die ihr eigenes Süppchen kocht, hatte Jascha noch nie. Er sei einfach mal zu einem Treffen erschienen und sofort dabei geblieben. „Die Hierarchien hier sind sehr flach und neue Mitglieder immer willkommen“, sagt er.

Politisch will er nicht nur versuchen die Studenten der TU für Hochschulpolitik zu sensibilisieren, sondern auch die Vernetzung der Ruhr-Unis zu fördern. „Allerdings sehe ich meine Aufgabe auch klar in der Koordination des AStA“, sagt Jascha. Wie geübt unterstreicht er seine Ausführungen zu politischen Themen mit dezenten Gesten. Hier mal eine erhobene Hand, da mal nur ein Zucken im Finger. Nichtsdestotrotz macht Jascha einen sehr authentischen, engagierten Eindruck – mit Kompetenz und Teamgeist.

So könnte der Slogan für die nächste Amtsperiode vielleicht heißen: „Jascha Stümmler – Schiedsrichter der Hochschulpolitik.“

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