Bochumer Krimiautorinnen: Morde in Serie

Aktuelles Buch von Minck und Minck- dritter Band der Reihe

Das aktuelle Buch von Minck und Minck. Foto: Droste Verlag

Das Leben von Maggie Abendroth verläuft stets am Rande des Wahnsinns. Die Hauptfigur der Ruhrgebiets-Krimireihe ist als Drehbuchautorin gescheitert und hält sich als als Multijobberin in Bochum über Wasser. Zu allem Überfluss stolpert die junge Frau immer wieder über neue Leichen und Kriminalfälle, für die sie auf Spurensuche geht. pflichtlektüre online-Autorin Marie Lanfermann hat mit einer der beiden Erfinderinnen von Maggie Abendroth gesprochen.

pflichtlektüre online: Wir sitzen hier in einem Bestattungsunternehmen. Hier halten sie auch oft ihre Lesungen. Warum?

Edda Minck: Wir wollen etwas besonderes machen und nicht immer nur in Buchläden und Bibliotheken lesen. Für die Lesungen „tot gepflegt“ haben wir deshalb eine Trauerhalle in einem Bochumer Bestattungsunternehmen gebucht –  und es wurde ein Bombenerfolg. Die Leute kommen gerne, denn der Ort hat eine sehr starke emotionale Wirkung auf die Leser. Wir haben nie schönere Lesungen gehabt als bei den Bestattern und die Atmosphäre ist einfach wunderbar. Die Hörer fühlen sich mittendrin und werden tiefer in die Geschichte hereingezogen.

pflichtlektüre online: Wer sind eigentlich Minck & Minck?

Edda Minck: Wir sind zwei schreckliche Weiber aus dem Ruhrgebiet, beide an die 50. Außerdem sind wir Freundinnen, die zusammen schon unheimlich viel erlebt haben. Eigentlich  heißen wir ja Brenda Stumpf und Gabriele Brinkmann. Aber mit den Namen lassen sich einfach nicht so gut Krimis verkaufen.

pflichtlektüre online: Die überdrehte Maggie Abendroth ist als Drehbuchautorin gescheitert, jobbt sich durchs Leben und fahndet nebenbei nach Mördern. Wie kamen sie auf diese Figur?

Edda Minck: Sie hat eines Tages bei mir geklopft und gesagt: „Tach, schreib mal ’n Buch über mich.“ Spaß beiseite, natürlich steckt viel Autobiografisches dahinter. Ich habe viele Jahre beim Fernsehen gearbeitet, daher kenne ich den Bereich aus dem Maggie kommt. Ich kenne die Abläufe und weiß, wie die Medienleute in Köln ticken. Also habe ich das alles für ihre Figur verwertet und einen etwas überzeichneten Komödiencharakter geschaffen.

pflichtlektüre online: Sie schreiben ihre Bücher zu zweit. Wie geht das?

Zwei Freundinnen schreiben Ruhrgebiets-Krimis: Edda Minck (links) und Lotte Minck (rechts) Foto: Martin Steffen

Zwei Freundinnen schreiben Ruhrgebiets-Krimis: Edda Minck (links) und Lotte Minck (rechts) Foto: Martin Steffen

Edda Minck: Seitdem wir zusammenarbeiten, besprechen wir die Geschichten, überlegen wie alles laufen soll und ich schreibe die Geschichte dann einmal durch. Meistens kommen so  400 Seiten zusammen. Das ganze geht dann  zu der anderen Minck ins Lektorat, die alles liest und Fragen stellt. Anschließend wird diskutiert. Dann guckt unsere Cheflektorin in Berlin  sich das ganze noch mal an und stellt wiederum Fragen. Man wird betriebsblind mit der Zeit. Gerade bei einem Krimi ist es schwierig, da muss man immer genau nachdenken. Was habe ich wo erzählt? Was weiß jetzt der Charakter und was weiß der Leser? Da können schon mal Kleinigkeiten durcheinander geraten.

pflichtlektüre online: Gibt es auch Situationen, wo sie sich beim Schreiben gegenseitig in die Quere kommen?

Edda Minck: Aber sicher. Oft sind es kleine Dinge. Wenn man zum Beispiel einen ganz bestimmten Charakter im Kopf hat, dann streiten wir schon mal darüber, wie dieser Charakter handelt. Eine von uns sagt dann: „Nein, das würde sie nie tun!“ Die zweite meint aber: „Doch, das würde sie auf jeden Fall tun!“ Manchmal kommt es aber auch nur wegen Formulierungen zu kleinen Streits.

pflichtlektüre online: Ihre Freundin, mit der sie zusammen schreiben, ist unter anderem Köchin von Beruf. Ist das der Grund, warum Maggie so schlecht kochen kann?

Edda Minck: Während dem Studium haben wir beide in der  Küchen gejobbt und gekocht. Außerdem haben wir beide in Diskotheken gearbeitet. Wir finden Maggie muss Dinge an sich haben, die sie inkompatibel für die normale Arbeitswelt machen. Sie ist drollig, dickköpfig, manchmal arrogant. Im vierten Band „ausgeträllert – die letzte Fahrt der Nachtigall“ wird sie jedoch kochen müssen, denn da wird sie einen Job beim Catering haben. Das ist natürlich eine Katastrophe für Maggie. Nach Band sieben soll dann Schluss sein, mit Maggie Abendroth.

pflichtlektüre online: Entwickeln ihre Figuren ein Eigenleben?

Edda Minck: Ja, das passiert durchaus. Ich sage dann immer: „Die Figuren fangen an, mir den Kühlschrank leer zu fressen.“ Zum Beispiel im zweiten Band, da taucht zum ersten Mal Oma Berti auf. Sie ist ein so starker Charakter, die würde den ganzen Krimi übernehmen, wenn man sie ließe. Gut gemachte Figuren fangen an zu leben, das hat dann manchmal gespenstische Züge. Sie können sogar vor deiner Haustür stehen.