200 Taschenbücher, damit mein Bücherregal die Kunde meiner erlauchten Belesenheit in die Welt hinausposaunt. Vier verdammt gute Fahrräder, mit denen ich auf jeder Fahrt zur Uni die Umwelt schonen und meine Oberschenkel straffen könnte. Endlich ein neues Sofa und einen neuen Kleiderschrank, damit die Unfallgefahr in meiner Möchtegern-Akademiker-Bude nicht mehr die einer Großbaustelle übersteigt.
All das hätte ich in den vergangenen zwei Jahren von meinen Studiengebühren kaufen können. Lassen wir uns das auf der Zunge zergehen: 2000 Euro. Ne Menge, oder? Sagen wir es gemeinsam: Ein Haufen Geld.
Manche sagen, da könne man sich jetzt drüber streiten. Für manchen sind 500 Euro pro Semester nicht viel. Das sind die Leute, die der „Haste was – wirste was“-Gesellschaft applaudieren. So. Ich hab aber nichts.
Nun, das stimmt auch nicht ganz. Ich habe die 500 Euro pro Semester. Wofür soll ich die auch ausgeben, wenn ich – wie dieses Jahr – keinen Urlaub mache. Das ganze Jahr über arbeite ich, studiere ich, warte vor überfüllten Sprechstunden, renne meinen Scheinen hinterher. In den Semesterferien mache ich dann Praktika, unbezahlt oder unterbezahlt. Und wenn ich mich dieser Tage bemühe, im Wintersemester ganze fünf (!) Kurse zu machen um mein Studium zu beenden, heißt es: „Du kommst hier net rein.“
Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass ich zwar für mein Studium bezahle, dann aber bei den Professoren betteln gehen muss, um die gekaufte Dienstleistung auch in Anspruch nehmen zu dürfen. Und ich bettle nicht gern. Eigentlich studiere ich doch, um das nicht tun zu müssen.
Habe ich dann endlich mal ein Seminar belegt, folgt die Ernüchterung. Literatur vom eigenen Professor? Fehlanzeige. Die kann der geneigte Student an der Hochschule von „Haste was – wirste schneller fertig“ per Fernleihe bestellen. Wenn er nicht mal ganz fix ein Referat aus dem Hut zaubern soll und sich dafür gleich das Buch kaufen muss, das seine Uni sowieso haben sollte.
Ich habe also Studiengebühren bezahlt für die Leistung von….was eigentlich? Natürlich ist unsere totale Elite-Uni-Ausbildung teurer als 500 Euro pro Semester. Aber ich erinnere mich da vage an einen Minister der Biene-Maja-Fraktion, der mir Besserung versprochen hat. Wo ist die? Hat der dicke Willi die unterwegs gegessen?
An einigen Stellen ist es bestimmt besser geworden. Zumindest sehen die schicken Schiebetüren am Eingang der EF 50 auf dem Campus Nord der TU Dortmund nach Wohlstand aus. Und auch das Internationale Begegnungszentrum war eine wirklich schicke Idee. Hat auch nur 500 000 Euro Studiengebühren gekostet. So ist das im Leben – ich weiß manchmal nicht mehr wohin mit meinen Rechnungen und die TU muss irgendwohin mit ihrem Geld.
Aber warum stellt sie dann nicht erstmal sicher, dass alle ihre Studenten nicht am Studieren gehindert werden? Als altmodischer Diplomer habe ich es da noch gut, aber wenn ein Bachelor-Student nicht in der passenden Zeit fertig wird? Bloß weil er seine Kurse nicht belegen darf? Was ist mit den Leuten, die ihre Kredite abbezahlen müssen? Werden die etwa jemals nach New York oder Moskau eingeladen, wo die Universitäts-Allianz-Metropole-Ruhr seit einiger Zeit ihre Brillianz bewirbt?
Da treffen sich RUB-Rektor Weiler, Forschungsminister und Studiengebühren-Einführer Pinkwart zu einer Party in Downtown Manhattan und begießen die großartige Werbung für den Pott als Forschungslandschaft. Ich weiß es nicht und ich werde es wohl nie erfahren: Haben die da bei Wasser und Brot gesessen? Und sind sie Holzklasse nach New York geflogen? Und stimmt es tatsächlich, dass die TU Dortmund nur einen kleinen Teil der Rechnung dafür bezahlt hat?
Während ich mir überlege wie ich einem späteren potenziellen Arbeitgeber erkläre, warum ich mehr als die Regelstudienzeit gebraucht habe für mein Studium, fallen mir so viele Fragen dazu ein.
Vielleicht sollte ich sie mal aufschreiben und an unser Uni-Büro in New York schicken. Wenn die unsere Universitäten als großartige Optionen für ein Auslandssemester verkaufen können, haben die wahrscheinlich auf alles eine Antwort. Mist, geht nicht. Für einen ausgeklügelten Fragebogen auf Englisch fehlt mir die Bildung – oder besser gesagt noch zwei Kurse.
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