Kostenloses WhatsApp – und jetzt?

WhatsApp

WhatsApp ist ab sofort kostenlos verfügbar. So gut für die Nutzer, so gut für die Betreiber? Gut eine halbe Milliarde Euro büßt der Facebook-Konzern, dem der Kurznachrichtendienst seit zwei Jahren gehört, dadurch ein. Stattdessen setzt man auf Wachstum. Ganz ohne Werbung und Anzeigen, wie Mitgründer Jan Koum auf einer Pressekonferenz versprach. Doch ist das überhaupt praktikabel? Hier findet ihr auf zwei Seiten Antworten und eine Meinung.

Auf mittlerweile 900 Millionen User hat es WhatsApp mittlerweile gebracht. Wie viele WhatsApp-Nachrichten pro Sekunde auf der Welt verschickt werden, will man sich gar nicht ausmalen. Für viele dieser Nutzer war der Gebrauch bis vor ein paar Tagen nicht ganz kostenlos. Eine jährliche Pauschale von 89 Cent ließ sich der Konzern das permanente Angebot kosten. Lediglich sogenannte Bestandskunden, die die App vor dem 17. Juni 2013 heruntergeladen haben, und Nutzer von Windows Phones erhielten eine Lizenz auf Lebzeiten. Wenn man annimmt, dass sich die User-Zahl seit der Facebook-Übernahme 2014 verdoppelt hat, lässt sich sehr leicht abschätzen, wie viel Geld dieses simple Geschäft in die Kassen des Konzerns spült: eine halbe Milliarde Euro ungefähr. Da stellt sich direkt die erste Frage:

Wieso denn jetzt kostenlos?

Gründerväter des WhatsApp-Imperiums: Brian Acton und Jan Koum.

Gründerväter des WhatsApp-Imperiums: Brian Acton und Jan Koum. Quelle: flickr.com/Melles The Bunny

Und auch wenn die Nutzerzahlen, trotz der Bezahlschranke, derart durch die Decke gehen und gefühlt jeder WhatsApp hat, ist die Antwort einfach: Facebook braucht das Geld nicht, da für WhatsApp auch keine Kosten anfallen. Es gibt demnach keine Ausgaben auszugleichen. Zudem war WhatsApp – so komisch es auch klingt – nicht für Jedermann zugänglich. Denn viele Menschen haben keine Kreditkarte und auch abgesehen davon nicht die Möglichkeit, die Gebühr zu bezahlen. Und wenn WhatsApp wirklich nach Wachstum strebt, würde diese Schranke aufgehoben. Aber momentan mal. Wie soll denn das Wachstum aussehen, wenn schon fast eine Milliarde Menschen den Dienst nutzen? Oder anders gefragt:

Wie will WhatsApp nun Geld verdienen?

Diese Frage ist schon schwieriger zu beantworten, da sie auch die größte Reibungsfläche bietet. Denn noch ist nicht vollständig geklärt, wie weit der Konzern gehen wird, um Einnahmen zu generieren. Klar ist: Besonders für Unternehmen könnte sich ein bisher gänzlich unerschlossener Markt bieten. Für diese ist WhatsApp zukünftig ein Kanal, über den sie mit den Nutzern direkt kommunizieren können. Sobald ein entsprechender Anbieter abonniert wird, könnten Tausende von Nachrichten über den WhatsApp-Server an den Nutzer gebracht werden. Bei Verspätungen der Bahn beispielsweise. Oder zum Bestellen von Pizza, wenn man es abends einfach nicht mehr aus dem Haus schafft. Der bisherige Kurznachrichtendienst wird Service-Charakter gewinnen. Doch das birgt Risiken, die schon auf Webseiten zu beobachten sind: Spams und Werbung.

Wird also WhatsApp zur Werbefläche?

Mitgründer Jan Koum schloss dies vorerst aus. WhatsApp wolle die User nicht mit lästiger Werbung in den Nachrichten nerven. Und auch nicht dessen Nutzerdaten verkaufen – wie es sehr viele Dienste machen. Der Kurznachrichtendienst wolle so etwas wie der SMS-Nachfolger werden. Allerdings gibt es da ein entscheidendes Problem:

Was geschieht mit den Daten der Nutzer?

Die landen bei WhatsApp. Und damit bei Facebook. Durch die Bezahlschranke verliert der Nutzer so auch ein Stück Kontrolle und Freiheit. Doch gleiches gilt auch für die Unternehmen. Was zumindest ein schwacher Trost sein dürfte.

Auf der nächsten Seite findet Ihr einen Kommentar zum Thema.

Teaser- und Beitragsbild: Christopher Stolz

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