Startup-Symposium: Peer Steinbrück und Christian Lindner an der TU

Die TU Dortmund hatte hohe Gäste: FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner, Peer Steinbrück von der SPD und IHK-Präsident Udo Dolezych diskutierten am Mittwochabend über Startups. Unter der Moderation von Henrik Müller vom Lehrstuhl wirtschaftspolitischer Journalismus sprachen sie über die Frage, warum in Deutschland wenige junge Menschen ein Unternehmen gründen wollen und wie man das ändern könnte.

Wer kann Gründer werden?

Unternehmer müssen sich motivieren, zupacken und organisieren können, waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Aber nicht jeder sei der richtige Typ für ein eigenes Unternehmen, gab Dolezych zu bedenken. Vor einer Gründung müsse man sich genau informieren. Dafür sei frühe ökonomische Bildung wichtig.

„Ich wollte mit 18 ausziehen, wollte eine eigene Wohnung und ein eigenes Auto. Aber ich wollte mich dafür bei niemandem bedanken“, erzählte Lindner, der im Jahr 2000 selbst ein Unternehmen gründete. Das war nach zwei Jahren pleite. Er sehe ein Startup als wirtschaftliches Experiment. In Deutschland sei wirtschaftliches Scheitern ein Makel, während in den USA zähle, es überhaupt versucht zu haben. Dieser Mut zum Wagnis ist seiner Meinung nach etwas, das in Deutschland vielen fehlt.

Warum hinkt Deutschland bei Startups hinterher?

FDPler Lindner und IHK-Präsident Dolezych diskutieren über Unternehmergeist.

Facebook, Apple, Google: Warum gibt es in Deutschland nichts Vergleichbares? Lindner sprach vom „Nadelöhr Amazon“. Junge Unternehmen müssten sich auf einem Markt behaupten, dessen Regeln internationale Großkonzerne machten.

„Wir müssen Unternehmen zum Fliegen bringen“, forderte Steinbrück. Damit sprach er die mangelnde Investitionsbereitschaft deutscher Geldgeber an. In den USA hätten Gründer viel bessere Chancen auf große finanzielle Unterstützung durch Investoren. Dort sei auch die Bereitschaft viel größer, nach einem gescheiterten Versuch noch einen zweiten zu wagen.

Wie kann die Politik helfen?

Dieser zweite Anlauf werde Unternehmern in Deutschland oft schwer gemacht. Banken geben ihnen oft keinen Kredit mehr für eine erneute Gründung, bemängelte Steinbrück. Er wolle den Weg zur Gründung durch den „bürokratischen Urwald“ vereinfachen. Außerdem forderte er Banken auf, Startups schneller Kredite geben. Vor allem sollten sie den zweiten Anlauf von Unternehmern unterstützen, die beim ersten Startup scheiterten. Außerdem will er Unternehmen in ihren ersten Jahren steuerlich entlasten, in denen die Einnahmen häufig stark schwanken.

Christian Lindners Lösung für den Gründermangel: „Köpfe, Kapital, Kultur“. Durch Bildung, mehr Investitionen und eine Kultur, die Scheitern als Lernprozess ansieht, könne Deutschland ein unternehmerfreundlicheres Klima entwickeln. Außerdem forderte er, dass auch Investoren im Fall eines scheiternden Unternehmens mithaften. „Hier wird wenig investiert, weil die Investoren zu kurzfristig denken. Der Erfolg von Unternehmen kommt manchmal erst spät“, so Lindner. Auch den Staat sieht er in der Pflicht, mehr Geld direkt an Gründer und nicht erst an Fonds zu vergeben.

Beitragsbilder: Sophie Schädel

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