Kostenloses WhatsApp – und jetzt?

Kommentar: Es ist Zeit für die schwerwiegende Alternative

WhatsApp hat eine halbe Milliarde Euro weniger im Jahr. Allerdings kann das Team, das den Kurznachrichtendienst betreibt, die Strukturen Facebooks nutzen. Und ist trotzdem unabhängig. Das Unternehmen hat somit keine Kosten und kann trotz der Einbußen auf Wachstum setzen. pflichtlektüre-Autor Christopher Stolz fragt sich: zu welchem Preis? 

WhatsApp verspricht Werbefreiheit und lässt im selben Atemzug verlauten, dass der Dienst zukünftig ein Kanal für Unternehmen sein soll, um mit Kunden in Verbindung zu treten. Und auch das ist eine Art Werbung. Wenn Unternehmen – wenn sie erst mal abonniert sind – über die Inhalte, die verbreitet werden, selbst entscheiden können, hat der Nutzer keine Kontrolle mehr. Er ist WhatsApp ausgeliefert. Genauso wie die Unternehmen, die Gebühren, für diese spezielle Weise, sich zu vermarkten, zahlen müssen.

„Sobald Werbung im Spiel ist, bist du, die Nutzerin, der Nutzer, das Produkt“

Der Konzern nutzt das Auflösen der Bezahlschranke, um Daten der Nutzer zu sammeln. Kostenlos bedeutet auch weniger Freiheit. In der Erklärung „Warum wir keine Werbung zeigen“ der Gründer Jan Koum und Brian Acton vom 18. Juni 2012, die jeder Nutzer in den WhatsApp-Einstellungen unter „Account“ und anschließend „Zahlungsinfos“ lesen kann, heißt es zwar: „Sobald Werbung im Spiel ist, bist du, die Nutzerin, der Nutzer, das Produkt“. Aber genau das könnte doch passieren. Wenn Unternehmen über WhatsApp viel Spielraum für eigenen Datenfluss geboten wird, kann der Nutzer nicht mehr selbst entscheiden. 

Chef des großen blauen Bruders: Mark Zuckerberg. Foto:  flickr.com/nrkbeta

Chef des großen blauen Bruders: Mark Zuckerberg. Quelle: flickr.com/nrkbeta

„Wir sind einfach nicht an deinen Daten interessiert“, geben die Gründer in ihrer Erläuterung zu verstehen. Doch ist die vier Jahre alte Fassung der Erklärung auch jetzt noch aktuell? Können die Nutzer auf die werbefreie Zone vertrauen? Ich denke nicht. Dafür ist die Versuchung für Facebook einfach zu groß. Und deshalb ist WhatsApp dann doch nicht mehr unabhängig. Denn der große blaue Bruder wird die 19 Milliarden Euro Kaufsumme vor zwei Jahren nicht umsonst gezahlt haben. 

„Hast du die Alternative in Betracht gezogen?“

Und im letzten Satz verraten sich die Gründer selbst. „Auf die Frage, warum WhatsApp kostenpflichtig ist, antworten wir immer mit der Gegenfrage: ‚Hast du die Alternative in Betracht gezogen?‘.“ Dabei geht es ja in der kompletten Erklärung nur darum, dass die Bezahlschranke dazu da ist, keine Anzeigen schalten zu müssen und dass es ohne nicht möglich wäre. Nun ist die Zeit gekommen. Die Zeit für die schwerwiegende Alternative.

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