Geek…und stolz darauf!

„Geeks sind besessen von einem Themengebiet und denken an nichts anderes mehr. Geeks haben nur Computer im Kopf. Geeks sind das gleiche wie Nerds“: Die Klischees über Geeks wollen kein Ende nehmen. Grund genug, um am Tag „Sei Stolz darauf, ein Geek zu sein“ (13. Juli 2017) mit den Vorurteilen aufzuräumen. Die pflichtlektüre hat mit einem waschechten Geek gesprochen und ihn gefragt, was das Geek-Sein überhaupt ausmacht und wofür genau der Begriff eigentlich steht. Denn: Auch wenn sich die Klischees häufen, eine genaue Geek-Definition können nur die wenigsten abgeben.   

Computer, Videospiele und Naturwissenschaften: Das sind Themen, in denen ein Geek richtig aufgeht. Die Computer-Fans sind meistens sehr intelligent und haben durch ihre Affinität zur Technik schon die ein oder andere für unsere Gesellschaft unentbehrliche Erfindung entwickelt. Geeks sind dafür bekannt, sich sehr für einen Bereich begeistern zu können. Genau das soll am „Sei stolz, ein Geek zu sein“-Tag wertgeschätzt werden.

Der Tag soll die Andersartigkeit der Computer-Vernarrten und Phantasy-Verrückten dieser Welt ehren, aber auch dazu aufrufen, seinen eigenen Leidenschaften nachzugehen. Das Ehepaar Ruth und Thomas Roy sind Erfinder von etlichen solcher Tage, eben auch des Geek-Tages (auf Englisch: „Embrace your Geekness Day“). Aber was genau ist eigentlich ein Geek und wo liegt der Unterschied zum Nerd? Ist es cool, ein Geek zu sein? Wir haben mit David Grashoff (43), Poetry-Slammer aus Wuppertal und selbsternannter Geek, gesprochen:

David, du sagst ja selber von dir, dass du ein Geek bist. Was macht für dich das Geek-Sein aus?

Ich glaube, das hat etwas mit Realitätsflucht zu tun. Das ist für mich der Oberbegriff für die ganzen Sachen, die man so als Geek macht oder als Nerd. Ich finde die beiden Begriffe laufen so ein bisschen nebeneinander. Der Geek kommt eher aus dem Computerbereich und der Nerd aus dem Fantum. Aber beide lieben alles, was mit dem Flüchten aus der Realität zu tun hat, also Bücher, Comics, Filme, Videospiele – alles was ein bisschen fernab vom echten Leben ist. Das ist von Geek zu Geek unterschiedlich und ist eher eine Art Lebenseinstellung. 

Was ist ein Geek?
Der Duden definiert den Begriff Geek als: faden Kerl, Langweiler(in), Kleidermuffel, Trottel, lästigen Kerl, komischen Typ, Computerfreak. 
Was ist ein Nerd?
 Einen Nerd definiert der Duden wie folgt: „sehr intelligenter, aber sozial isolierter Computerfan“ 

Der Poetryslammer und selbsternannte Geek: David Grashoff. Bild: Thomas Winkelhagen

Was davon trifft auf dich zu?

Ich würde sagen fast alle Facetten. Ich spiele immer noch gerne Videospiele, ich schaue immer noch gerne Serien, Fantasy-, und Science-Fiction-Filme oder lese viele Bücher. Es gibt viele Bereiche, in denen ich zu Hause bin.

Was sagt denn dein Umfeld dazu, wenn du so aus der Realität flüchtest?

Das ist ja so ein Ding, das aus der Jugend kommt. Bei mir war es so, dass ich in einem jungen Alter schon eine Leseratte war und meinen ersten Computer schon mit elf Jahren hatte. Dementsprechend bildet sich auch der Freundeskreis darum herum. Deswegen sind meine Freunde auch sehr „geekig“. Von daher wird das auch von meinem Umfeld akzeptiert. 

Kommt es denn noch vor, dass das Geek-Sein bei manchen Leuten nicht so gut ankommt?

Nicht mehr. Das war in den 80er- und 90er-Jahren noch anders. Heute ist das durch die sozialen Netzwerke und die vielen Filme und die Serien im Mainstream angekommen. Ich glaube, dass ein Großteil der Gesellschaft, gerade der Jugend, ein bisschen „vernerdet“ wurde, dadurch dass sie Zugang zu all diesen Dingen hatten. Früher war es etwas schwieriger, als Geek oder Nerd cool zu sein, weil es damals noch eine Nische war. Heute ist das Geek-Sein gesellschaftlich akzeptierter.  Wenn man sieht, wer sich alles „Game of Thrones“ anschaut, merkt man, dass das Thema Fantasy zum Beispiel in der heutigen Zeit angekommen ist. Früher war es uncooler, wenn man Fantasybücher gelesen hat als wenn man heute darüber philosophiert, was in der nächsten „Game of Thrones“-Staffel passiert.

Hast du im Lauf der Zeit noch eine Veränderung in der Szene mitbekommen?

Der Sturz in den Mainstream hat dazu geführt, dass das Geek- und Nerdtum zunehmend kommerzialisiert worden ist. Man sieht das besonders auf Veranstaltungen wie der Gamescom, wo dann jegliche Fan-Artikel vermarktet werden. Mittlerweile möchte man zeigen, wozu man gehört.

Der Tag „Sei stolz ein Geek zu sein“ soll hervorheben, dass Geeks intelligent sind und dass wir sie für unsere Weiterentwicklung brauchen. Was hältst du davon?

Es ist schon so, dass ein Großteil der Geeks und Nerds clevere Kerlchen sind. Was sehr schön ist, ist, dass Vielfalt da keinen stört. Auch wenn man einen anderen Interessensbereich hat, begegnet man sich immer sehr nett. Das macht auch ein bisschen die Szene aus. Da gibt es keinen Neid und keine Aggressivität. Das ist ein nettes Miteinander, egal ob die Leute ihren Mittelalterkult ausleben oder Brettspiele spielen.

Warum macht man einen Slamtext zu dem Thema?

Für mich ist es wichtig, auf der Bühne zu erzählen, was mein eigener Lebensbereich ist. Das ist das, worin ich mich auskenne. Die Thematik liegt mir sehr nahe, weil ich halt so bin. Der Gedanke floss dann sozusagen organisch in das ein, was ich auf der Bühne mache.

Was meinst du – braucht die Welt mehr Geeks?

Auf jeden Fall. Ohne uns gebe es keine tollen Fernsehserien, keine tollen Superheldenfilme, keine Erfindungen wie das I-Pad oder I-Phone, die irgendwelche Nerdbrillen-tragenden Leute in den 80er-Jahren in irgendwelchen Garagen erfunden haben.

Der Unterschied zwischen Geeks und Nerds ist laut Grashoff also gar nicht so klar zu benennen. Und auch im Internet wird das Thema heiß diskutiert. Wir haben uns auf dem Campus der TU Dortmund umgehört und wollten wissen,ob sich die Studierenden auskennen: 

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Beitrags- und Titelbild: Flickr.com/eknutov lizensiert nach Creative Commons

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