Wohnen im Pott – günstig wird seltener

Wer aus Städten wie München oder Frankfurt in den Ruhrpott zieht, dem wird die Wohnungssuche geradezu paradiesisch vorkommen. Quadratmeterpreise unter zehn Euro sind in Nordrhein-Westfalen schließlich noch keine Seltenheit. Aber auch das Ruhrgebiet bleibt von Mieterhöhungen und Wohnungsmangel nicht verschont. 

„Eigentlich war die Wohnungsknappheit absehbar“, meint Peter Van Dyk vom Studierendenwerk Bochum. Es gibt immer mehr Studierende und somit immer mehr Bedarf für günstigen Wohnraum. Das hätte man laut Dyk schon vor Jahren erkennen müssen. Seit 2006 hat sich die Zahl der Studierenden nach Angaben des Landesamtes für Statistik fast verdoppelt. In Bochum, Duisburg und Essen ist der Wohnungsmarkt noch relativ entspannt, in Dortmund allerdings ist es für Studenten schwieriger geigneten Wohnraum zu finden.

Verschärfte Wohnsituation

Die Anfrage übersteigt das Angebot an bezahlbaren Wohnungen. Während 2011 noch 3,5 % der Wohnungen leer standen (etwa 10.000 Wohnungen), seien es heute 1,8 Prozent, so der Mieterbund Dortmund. Dies sei so niedrig wie nie. In die Prozentzahlen werden auch Wohnungen einbezogen, die baufällig oder unbewohnbar sind. In Wirklichkeit müsste der Leerstand demnach noch kleiner ausfallen. 

Wo gut und günstig wohnen?
Foto: stoha/flickr mit CC-Lizenz

Die Studierendenwerke im Ruhrgebiet bieten in Studentenwohnheimen, neben dem freien Markt, zwar immer noch bezahlbaren Wohnraum, aber auch sie mussten ihre Mieten in den vergangenen Jahren erhöhen. Neben der gestiegenen Zahl der Studierenden stellen die Studierendenwerke auch fest, dass sich die Ansprüche der Studierenden an eine Wohnung deutlich verändert haben. Die Meisten wollen nicht mehr in WGs wohnen, sondern bevorzugen Einzimmerwohnungen.

Die Rolle des Landes

Trotz der erhöhten Nachfrage sind die Landeszuschüsse des Wissenschaftsministeriums, laut Peter Van Dyk, für Studentenwohnheime unverändert geblieben. Die Wohnheime werden neben den Studiengebühren und den Mieteinnahmen von diesen getragen. Vor einigen Jahren hätten die Fördergelder noch etwa 20 Prozent der Mietkosten abgedeckt, heute seien es lediglich 9 Prozent, sagt Van Dyk. Die Gründe dafür: Mit dem Geld müssten mittlerweile mehr Wohnungen bezahlt werden und auch die Unterhaltskosten, etwa für Strom oder Gas, seien gestiegen.

„Letztendlich leiden unter der Verknappung von bezahlbarem Wohnraum die Studierenden, die für höhere Mieten aufkommen müssen. Das ist seit Jahren das Klagelied der Studierendenwerke“, so Peter Van Dyk. Er wünscht sich vor allem mehr finanzielle Unterstützung vom Land, denn Bauflächen gäbe es ausreichend im Ruhrgebiet.

Diese Kritik allerdings möchte das Land nicht auf sich sitzen lassen und vertritt eine andere Meinung. Laut dem stellvertretenden Pressesprecher des Ministeriums für Bauen und Wohnen Maik Grimmeck wurde das Wohnraumförderungsprogramm 2016 um 300 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden erhöht. Mit diesen Mitteln seien landesweit 11.000 bezahlbare Wohnungen gefördert worden. Diese seien generell als Sozialwohnungen entstanden, aber auch Studenten mit einem entsprechenden Wohnungsberechtigungsschein könnten dort einziehen. Auch das Wissenschaftsministerium betont, die Fördergelder für die Studierendenwerke erhöht zu haben. Die rot-grüne Landesregierung habe den jährlichen Zuschuss an die Studierendenwerke seit 2010 insgesamt um mehr als 7 Millionen Euro erhöht. NRW habe so viele Studentenwohnungen wie kein anderes Bundesland. 

„Wir zapfen wirklich jede Geldquelle an“

Die Fördergelder für Studentenwohnheime vom Wissenschaftsministerium scheinen hoch, aber die Kosten für einen Neubau sind nicht zu unterschätzen. 25 Millionen Euro werden beispielsweise in ein Bauprojekt in Bochum investiert, bei dem 260 neue Wohnheimplätze entstehen sollen. Der Bau für einen einzelnen Wohnheimplatz kostet knapp 100.000 Euro. „Wir zapfen wirklich jede Geldquelle an, die wir bekommen können. Wohnraum zu schaffen kostet einfach wahnsinnig viel Geld,“ so Peter Van Dyk. Mit dem neuen Wohnheim wären 10 Prozent der Studierenden in Bochum in Wohnheimen untergebracht. Das ist mehr als in jeder anderen Universitätsstadt in Deutschland. In Dortmund wohnen nur etwa 8 Prozent der Studierenden im Wohnheim und auch der freie Wohnungsmarkt ist überfüllter. Petra Mikolajetz vom Dortmunder Studierendenwerk sieht besonders die langen Wartezeiten für einen Wohnheimplatz als Problem: „Wenn man sich um einen Platz bewirbt muss man ein bis zwei Semester Wartezeit einplanen“, sagt Mikolajetz. Derzeit befinden sich 900 Bewerber auf der Warteliste.

Obwohl die Wohnsituation in Dortmund schwieriger ist als in den anderen Universitätsstädten des Ruhrgebiets, plant das dortige Studierendenwerk derzeit keine neuen Wohnungen. Allerdings möchten private Investoren Wohnraum für Studierende in der Stadt schaffen. Im Gespräch sind unter anderem Wohnungen am Dortmunder U. Dann gelten jedoch die Gesetze des freien Marktes. Ersten Berichten zufolge sollen die Mietpreise für ein Appartment 450 bis 500 Euro betragen. Im Dortmunder Studentenwohnheim beläuft sich die Miete lediglich auf 181 bis 315 Euro.

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Das Unternehmen Immowelt ist eine deutsche Aktiengesellschaft. Das Portal immowelt.de dient als Online-Marktplatz für Wohnungen, Häuser und Gewerbeimmobilien in Deutschland. 

Die Quadratmeterpreise in insgesamt 65 deutschen Unistädten wurden auf der Grundlage von 25.600 1-Zimmer Wohnungen mit bis zu 40 Quadratmetern berechnet, die im Jahr 2016 auf dem Portal inseriert wurden. Die Preise stellen den Median der Nettokaltmieten bei Neuvermietung dar. Die kompletten Ergebnisse findet ihr hier.

Die Anzahl der Studierenden basiert auf den Angaben der jeweiligen Universität auf ihrer Internetseite. Grundlage war das Wintersemester 2016/2017 bzw. das Wintersemester 2015/16 (Bochum, Münster). Die Zahlen für die Universität Bonn stammen aus dem Jahr 2016.

Quelle: immowelt, Websiten der Universitäten

Beitrags- und Titelbild: Jordan LAB/flickr lizenziert nach Creative Commons

Grafik: Luisa Pfeiffenschneider/Thorben Langwald erstellt mit mymaps

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