Sei Student!

Von Adriane Palka und Lara Eckstein

Du bist ein Kind, geboren im Zeichen von Bachelor und Master? Die Sterne meinten es nicht gut mit dir. Vorlesung bis abends um acht, Blockseminar am Wochenende und in den „Ferien“ Hausarbeiten und Klausuren schreiben – wann bist du eigentlich noch ein richtiger Student? Die pflichtlektüre nennt sie dir: Die 10 Dinge, die du bei deiner Jagd auf Creditpoints auf keinen Fall auslassen darfst.

002_komm_zu_spaet_michael-szyszkaKomm zu spät!
Oft gehört, aber immer wieder ärgerlich: „… fällt die S1 heute leider aus.“ Jetzt heißt es warten -auch mal eine Stunde lang, auch bei Minusgraden. Das Gute daran: Nur wenn du im Winter mal mit knallroten Ohren und tauben Zehen in die Uni gekommen bist, weißt du die Frischluftnot im Hörsaal so richtig zu schätzen!
Damit das eine einmalige Erfahrung bleibt, hier der Tipp: Durchs Ruhrgebiet kommt man auch prima ohne die S-Bahn-Linie 1.

Vom Dortmunder Hauptbahnhof zum Campus der TU zum Beispiel mit der U-Bahn (Linie 41, 45, 47 oder 49) bis Stadtgarten, von da mit der U42 weiter bis Palmweide und da in den Bus 445 oder 462 umsteigen. Allemal besser, als am Bahnsteig fest zu frieren.

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001_sei_dagegen_michael-szyszkaSei Dagegen!
Spätestens seit der Zeit der 68er gilt: Wer genug im Köpfchen hat, um zu studieren, der muss auch protestieren. Ausreden für den politischen Sonntagsspaziergang haben wir heutzutage viele: keine Zeit, die Freunde gehen ja auch nicht und das bringt doch alles nichts. Seit der Occupy-Bewegung ist Demonstrieren aber wieder voll angesagt: Es muss ja nicht jeder gleich auf der Wall Street campen. Diese Demo-Termine solltest du 2012 auf keinen Fall verpassen:
– 12. März 2012, Jahrestag des Reaktorunglücks in Fukushima: Großdemonstrationen an der Urananreicherungsanlage in Gronau, Nordrhein-Westfalen. (www.anti-atom-aktuell.de)
– Anfang September, am „Antikriegstag“: der bundesweiten Nazi-Kundgebung in Dortmund tritt eine große Anti-Nazi-Demo entgegen. (http://dortmundquer.blogsport.de)

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009_lass_dich_ausnutzen_michael-szyszkaLass dich ausnutzen!
Nachts im Fast-Food-Restaurant arbeiten oder im Würstchen-Kostüm in der Innenstadt Flyer verteilen – es gibt viele Studentenjobs, bei denen du dir ziemlich blöd vorkommen kannst. Die Krönung der Peinlichkeit ist aber diese Idee einer Londoner Werbeagentur: Studenten lassen sich den Namen oder Werbeslogan einer Firma auf die Stirn schreiben und laufen damit in der Stadt und der Uni herum. Englische Studenten haben damit bis zu 6 Euro pro Stunde verdient. Wie wär‘s denn mal mit dem Schriftzug „pflichtlektüre“?

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010_beweg_dich_michael-szyszkaBeweg dich!
Nicht nur vielseitiger als jedes Sportstudio: Ob Irische Tänze an der Uni Duisburg Essen, Cheerleading an der TU oder Unterwasserrugby in Bochum – der Hochschulsport ist noch dazu viel preiswerter. Eine Sportkarte für alle Kurse kostet für Studenten der TU und der RUB 15 Euro pro Semester. Du magst die Gefahr? Dann zahlst du zusätzlich 10 Euro für Extremsportarten wie Unterwasserrugby. In Duisburg und Essen müssen alle Studenten pro Kurs bezahlen. Irisch tanzen kostet zum Beispiel 15 Euro pro Semester.

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008_lern_deutsch_michael-szyszkaLern Deutsch!
„Hömma, bisse noch am pofen?“
„Nee, ich muss jetzt auffe Maloche.“
„Wat? Dat kannsse dir vonne Backe putzen! Et dröppelt inne Spüle, da musse ma nach kucken. Da bisse schneller wie wenne erst nach Obi fährst.“
„Und wer holt dat Döpsken?“
„Dem Kevin seine Omma bringt’s vorbei.“
„Töfte!“
„Aba kumma dat die dich nich wieder so viel Dönekes erzählt.“

Nichts verstanden? Dann wird es höchste Zeit, Ruhrpott-Slang zu lernen. Hier ein kleiner Crashkurs:

pofen – schlafen
Maloche – Arbeit
Dat kannsse dich vonne Backe putzen – vergiss es
dröpplen – tropfen
Döpsken – Kind
töfte – gut, toll
Dönekes – Blödsinn

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007_mach_durch_michael-szyszkaMach durch!

„Guten Tag, meine Damen und Herren, guten Morgen, liebe Studenten!“ Einst eine legendäre Anmoderation im Radio, heute undenkbar: Ausschlafen ist nicht mehr, meist hocken die Studis schon um acht Uhr im Hörsaal. Doof, dass oft die besten Studentenpartys in die Kategorie „Montags bis Donnerstags“ fallen. Da hilft nix: Ein wahrer Student schleppt sich mit Red Bull und Espresso im Rucksack von der Party direkt in den Hörsaal. Originalduft inklusive: Zigarettenrauch und Bier. Die Bewährungsprobe noch nicht in Angriff genommen? Hier könnt ihr’s tun:
• Essen: Dienstags Schlagerparty im „Oberbayern“, Gildehof 3, mit billigem Bier!
• Dortmund: Mittwochs Studiparty im „Spirit“, Helle 9, den ganzen Abend zwei Drinks zum Preis von einem!
• Bochum: Donnerstags „Studi Remmidemmi“ im „Sachs“, Viktoriastraße 55, bis Mitternacht 2for1-Drinks!

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003_entdecke_nrw_michael-szyszkaEntdecke NRW!

Das Studentendasein hat neben Nachteilen wie akutem Schlafmangel und drohendem Alkoholismus auch einen ganz dicken Vorteil: Das Semesterticket, das uns durch ganz NRW transportiert. Damit kann man nicht nur seine Wäsche gratis bei Mami abliefern, sondern auch die Region besser kennenlernen – denn hier gibt es ein paar wunderschöne Ecken, die man unbedingt gesehen haben sollte.

– Rursee, Eifel –
Die zweitgrößte Talsperre Deutschlands im idyllischen Nationalpark Eifel – ein Paradies zum Schwimmen und für Wassersport
Endhaltestelle „Woffelsbach“, gespart: 42€ – 58€

– Externsteine, Bad Meinburg –
spektakuläre Felsenformationen im Teutoburger Wald, von denen einige zu besteigen sind.
In der Walpurgisnacht ein Treffpunkt für Hexen, Odin-Anbeter und Schamanen.
Endhaltestelle „Holzhausen-Externsteine, Holzhauser Berg“, gespart: 52€ – 67€

– Schloss Moyland, Bedburg-Hau –
Ein neugotisches Wasserschloss mit einer Sammlung moderner Kunst. Der Park um das Schloss wurde 2006 von einem Rasenmäherhersteller und seiner Expertenjury zum zweitschönsten in ganz Deutschland gewählt.
Endhaltestelle „Schloss Moyland, Bedburg-Hau“, gespart: 20€ – 37€

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006_sei_dekadent_michael-szyszkaSei dekadent!

Für den Gourmet ist die Speisetafel der Mensa eine Zumutung. Der kulinarische Kenner weiß jedoch, dass er keineswegs nur das essen muss, was auf den Speiseplan kommt: Wer gelten will, gönnt sich mal was Feines. Was viele nicht wissen: Zu jeder Ruhruni-Mensa gibt es eine schickere Alternative mit delikaten Köstlichkeiten. Meistgesehene Spezies hier sind Professoren und Rektoren. Einige Festschmäuse der letzten Zeit:
• Dortmund: Restaurant „Calla“ im Mensagebäude: Wildschweinkeule mit Butter- Schattenmorellen und Creme Fraiche, dazu Kartoffel- Klöße und Rosenkohl für 8€
• Bochum: Bedienrestaurant im Studierendenhaus: Spinatcreme/ Lachs auf einer Krabben-Dillsauce mit Blattspinat und Petersilienkartoffeln / Heidelbeer-Topfenstrudel mit Karamelsauce 9€
• Essen, „Restaurant“, im Gebäude der Hauptmensa: Wildragout mit Mischpilzen, Apfelrotkohl und Butterspätzle 7,50 €

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004_brich_aus_michael-szyszkaBrich aus!
Andere Jura-Studentinnen von weitem schon an Blazer und Perlenkettchen erkennen, das Karohemd als Warnsignal vor Maschinenbauern: Wer auf das kuschelige Zusammengehörigkeitsgefühl des jeweiligen Einheitsoutfits keine Lust mehr hat, demjenigen bleibt nur noch eine Wahl: Brich mit den Klischees! Reiß dir die Kettchen vom Hals und verbrenne die Hemden! Informatiker, schneidet eure Haare ab! Physiker, zerschnippelt eure schwarzen Band-T-Shirts! Mediziner, vergesst Tommy Hilfiger und kauft bei Takko und Kik und Co.! BWLer, schmeißt die Krawatten weg! Religionswissenschaftler, schneidet euch die Dreadlocks ab! Startet die Klischee-Revolution! Jawoll! .

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005_bleib_sitzen_michael-szyszkaBleib sitzen!

Gefeiert, demonstriert und NRW erkundet – im echten Studentenleben bleibt wenig Zeit für lästige Hausarbeiten. Hast du die Deadline bis zuletzt ausgereizt und noch nichts aufs Papier gebracht? Dann hilft nur eins: Ab in die Bib und Doppelschichten schieben. In Bochum geht das montags bis freitags bis Mitternacht. Lernen bis die Geister kommen? In Duisburg und Essen allerdings unmöglich. Hier wird spätestens um 22 Uhr das Licht ausgeknipst. Nur in der Zentralbibliothek in Dortmund dürfen die Studenten nachts bis um 1 Uhr bleiben – ja, auch am Wochenende. Doch bevor es so weit kommt, solltest du um eine Fristverlängerung bitten. Sei eben Student!

Illustrationen: Michael Szyszka von zapfenstreiche.de, Teaserfoto: pixelio.de/Adel