Kamera läuft: Road Trip durch Nordamerika

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Lennart Leuchtenmüller (19) und Julian Schneider (30) haben 2014 ihr Abitur und Studium beendet und sind Anfang dieses Jahres zu ihrem Projekt „Berg and Ocean“ nach Nordamerika aufgebrochen. Das bedeutet: Mit dem Van durch die USA und Kanada reisen, Skifahren, Surfen, Videos drehen und nach einem Jahr einen großen Film daraus machen. Diesen möchten sie gerne in einem Programmkino zeigen. Die Reise finanzieren sie nicht ausschließlich vom Ersparten. Durch ihre Präsenz in sozialen Netzwerken haben sie Sponsoren gefunden und darüber hinaus eine eigene Kleiderkollektion entworfen. 

Lennart hat bereits ein Werbevideo für Red Bull gedreht und in einem Surfcamp als Fotograf gearbeitet. „Ich hatte einfach Spaß am Filmen und Fotografieren und habe es mir dann erarbeitet.“ Auch Julian ist schon lange in diesem Bereich aktiv. „Während des Studium habe ich im Webdesign gearbeitet. Davor habe ich viele kleine Filme gemacht und kann mich auf unserer Reise wieder darauf konzentrieren.“ 

Im Januar sind die beiden, die sich durch ihre Eltern schon ein Leben lang kennen, nach Denver in den USA geflogen. Dort haben sie bei Freunden von Freunden gewohnt, sich einen Van gekauft und diesen nach ihren Vorstellungen ausgebaut. „Es war schwierig, überhaupt ein Auto zu finden, das die lange Reise aushält und überall repariert werden kann“, berichtet Julian. Außerdem mussten sie einen amerikanischen Führerschein machen, um den Van anzumelden. „Wir haben uns eine Stunde darauf vorbereitet und sind mit unserem eigenen Auto zur Fahrprüfung gefahren. Das Ganze kostet 50 Dollar und ist, verglichen mit dem deutschen Führerschein, ein Witz“, sagt Lennart. 

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Vor ihrer Reise haben Julian (s.Bild) und Lennart einen Van umgebaut.

Während sie noch über den Umbauplänen für den Van saßen, ist ein Ehepaar – die Frau ist Deutsche, der Mann Amerikaner – auf ihre Website aufmerksam geworden. Denn bereits auf der Reise laden Lennart und Julian Bilder und Videos im Internet hoch, posten sie bei Facebook und Instagram oder auf ihrem Blog. Das Ehepaar lud sie ein, sie zu einem „German Stammtisch“ zu begleiten. „Da treffen sich Deutsche aus Denver. Von einigen haben wir Matratzen, Decken und Handtücher bekommen. Bei einem 80-Jährigen, der seit 60 Jahren in Amerika lebt, konnten wir uns einen Bettkasten für den Van bauen und Schränke sägen“, erzählt Julian.

Als der Van schließlich vollständig umgebaut war, ging es weiter nach Oregon. Dort haben sie bei Henning, einem Freund von ihnen, gewohnt. Henning baut Carts für die Musher, also für Leute, die mit Schlittenhunden Rennen fahren. Mit den Carts können sie auch im Sommer und Herbst trainieren. „Für Henning haben wir eine neue Website erstellt und einen Imagefilm über seinen Betrieb gemacht. Man muss dazu sagen, dass wir nicht nur dokumentieren, wie wir durch die Gegend reisen. Wir versuchen auch, mit anderen Leuten gemeinsam Filme zu machen“, erklärt Lennart. Im Gegenzug durften sie bei Henning kostenlos wohnen und sich einen Dachgepäckträger für den Van schweißen. 

Schlittenhunde füttern statt Videos machen

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Statt zu filmen, mussten Lennart und Julian auf dem Indianer-Reservat körperlich arbeiten und ein Tipi für Gäste bauen.

Manchmal geht Lennarts und Julians Plan, mit anderen Filme zu machen, jedoch nicht auf. Über Henning haben sie Kontakt zu Marvin geknüpft, einem Musher, der auf einem Reservat in Canmore in Kanada lebt. „Ursprünglich wollten wir eine neue Website für ihn machen, ein Werbevideo und so weiter“, erzählt Lennart. Daraus ist nichts geworden. „Wir waren eher Mädchen für alles. Marvin hat 50 Schlittenhunde, die wir füttern mussten. Das klingt im ersten Moment witziger als es ist. Man geht mit einem riesigen Eimer voller Fleischabfälle in das Gehege und klatscht jedem Hund sein Futter in die Schüssel.“ Außerdem haben die beiden geholfen, ein Tipi für Gäste zu bauen und einzurichten.

Zuletzt waren sie bei Richard, den sie in Canmore kennengelernt haben. „Er hat uns eingeladen, mit ihm klettern zu gehen und wir durften in seinem Apartment wohnen“, erzählt Julian. Für ihn und Lennart war das Klettern in den Bergen eine neue Erfahrung. Aus dem Videomaterial wollen sie einen kurzen Film schneiden und diesen bei YouTube veröffentlichen.  

Wenn sie gerade keine kostenlose Unterkunft haben, leben sie vom Ersparten. Und manchmal muss man sich schlicht zu helfen wissen. „Wir sind immer auf das Internet angewiesen. Allerdings ist der Mobilfunk hier sehr teuer. Deshalb setzen wir uns oft in ein Starbucks. Da gibt es freies WLAN, das uns einen Kaffee am Tag kostet“, sagt Julian. Durch ihre Präsenz in den sozialen Netzwerken und die Website haben sie schon Sponsoren gefunden. Ein deutsches Unternehmen hat ihnen Outdoor-Cases für das Kameraequipment zur Verfügung gestellt und von einem Hersteller aus den Alpen haben sie Ski- und Sonnenbrillen bekommen. 

Kleiderkollektion zu „Berg and Ocean“

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Die Kleiderkollektion von „Berg and Ocean“ schreibt mittlerweile schwarze Zahlen.

Der Name „Berg and Ocean“ kommt übrigens daher, dass Lennart und Julian neben Film und Fotografie eine Leidenschaft für Surfen und Skifahren haben und diese auf den Bergen und an den Küsten Nordamerikas ausleben. Die Idee, das Projekt zu realisieren, hatten sie, als sie vor zwei Jahren in Frankreich surfen waren. Seitdem hat es sich nach und nach weiterentwickelt. „Wir haben immer mehr Informationen zusammengetragen und uns überlegt, welche Route wir fahren könnten“, sagt Julian. „Und wir haben T-Shirts, Pullis und Caps mit unserem Logo designt. Jetzt haben wir eine eigene Kleiderkollektion“, ergänzt Lennart. „Damit sind wir jetzt bei plus/minus null. Jedes weitere T-Shirt, das verkauft wird, bringt Gewinn. Wobei unser Hintergedanke nicht war, viel Geld zu verdienen. Wir wollten für uns selbst Klamotten haben. Jetzt ist es natürlich cool, dass andere in unseren Shirts rumlaufen“, sagt Julian. 

Ursprünglich wollten die beiden bis August bleiben, damit Lennart im Wintersemester mit dem Studium beginnen kann. „Wir hatten aber eine schlechte Wintersaison, sodass wir überlegt haben, erst Ende dieses Jahres zurückzukommen. Dann kann ich zum Sommersemester starten und es bleibt genug Zeit, um mich wieder in Deutschland einzuleben.“ Nach ihrer Rückkehr ist die oberste Priorität aus dem gesammelten Videomaterial einen Film über „Berg and Ocean“ und die Reise zu machen und diesen nach Möglichkeit in einem Programmkino zu zeigen. „Wir hatten nie die Idee, mit viel Geld aus dem Projekt zu gehen. Mit dem Film am Ende soll einfach ein schönes Gesamtprojekt entstehen“, sind sich beide einig. 

 

Die Website von „Berg and Ocean“

 

Teaser-Foto: Lennart Leuchtenmüller und Julian Schneider

Beitragsfotos: Lennart Leuchtenmüller und Julian Schneider

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