Seit dem 1. Januar 2015 erhalten die Bundesländer jährlich rund 1,17 Milliarden Euro zusätzlich vom Bund. Grund dafür ist, dass der Bund neuerdings die gesamten Kosten der Bafög-Finanzierung trägt. Eine riesige Summe, die die Länder verpflichtend in den Bereich der Bildung investieren sollen. Wir haben uns gefragt: Was genau passiert mit dem Geld? Versickern die zusätzlichen Millionen am Ende vielleicht sogar in den knappen Haushalten? Pflichtlektüre hat den Überblick zu den 16 Bundesländern.
1,17 Milliarden Euro – eine Summe, die man sich kaum vorstellen kann. Eine zehnstellige Zahl. Ein Geldbetrag, mit dem man sich rund 7090 Audi R8 im Wert von 165.000 Euro kaufen könnte. Nicht das das diese immense Summe fassbarer machen würde. Genau diese Summe bringt der Bund seit Anfang 2015 jährlich auf, um die Länder bei der Finanzierung der Bundesausbildungsförderung zu entlasten.
Eine Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, die noch zu Anfang vergangenen Jahres undenkbar gewesen wäre. Denn bis zur Grundgesetz-Änderung vom 23. Dezember 2014 galt noch ein striktes Kooperationsverbot in der Hochschulpolitik. Der Bund durfte die Hochschulen nicht dauerhaft, sondern nur projektbezogen unterstützen. Dank der Änderung im Grundgesetz ist diese Regelung seit Anfang 2015 Geschichte: Der Bund darf die Hochschulen jetzt dauerhaft fördern. Nur 60-mal ist das Grundgesetz seit 1949 geändert worden.
Jährlich 1,17 Milliarden mehr für Hochschulen und Schulen
Während der Bund zuvor nur etwa zwei Drittel der Bafög-Kosten tragen musste, übernimmt er jetzt alles. Insgesamt entlastet der Bund damit die 16 Bundesländer jedes Jahr um 1,17 Milliarden Euro, die sie sonst für das Bafög ausgeben müssten. Nordrhein-Westfalen (NRW) entlastet der Bund damit jährlich um 276,4 Millionen Euro, die das Land nun anderweitig verwenden kann.
Nicht jedes Land bekommt den gleichen Anteil an den 1,17 Milliarden. Die Bafög-Kosten für jedes einzelne Land richten sich nach der Anzahl der geförderten Studierenden und Schüler. Also ist auch die Höhe der Entlastung von den geförderten Schüler und Studierenden abhängig. NRW bekommt den größten Anteil an der Entlastung.
Die frei werdenden Mittel sollen die 16 Bundesländer dauerhaft für Bildung investieren. Jeder Landesgesetzgeber entscheidet jedoch eigenständig, wofür genau er die Mittel im Bildungsbereich verwendet. NRW konzentriert sich dabei hauptsächlich auf Kitas und Schulen.
16 Länder, 16 verschiedene Planungen. Jedes Landes bestimmt selbst die Verwendung der Extra-Millionen. Während die einen ihren Schwerpunkt auf den Bereich der Kitas und Vorschulen setzen, investieren andere Länder größtenteils in den Hochschulbereich. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags soll die Mittelverwendung der Bafög-Entlastung in den kommenden Jahren verfolgen. Laut Stefan Grob sei mit einem Bericht aber erst in den nächsten zwei bis drei Jahren zu rechnen.
Was die Länder mit dem Geld vorhaben, haben wir für euch in einer interaktiven Grafik zusammengefasst:
Beitragsbild: Universität Wien/flickr.com