Antistresswelpen: Süß oder völlig abwegig?

Hundewelpen sollen gegen Stress an der Uni helfen.

Hundewelpen sollen gegen Stress an der Uni helfen. (Foto: David Schiersner/flickr.com)

Sie haben große Kulleraugen, ein flauschiges Fell und fiepsen süß vor sich hin – Hundewelpen gehören wohl zu den beliebtesten aller Tierbabys. Die Vorstellung von einem Raum voller Knuddelwelpen kommt so manchem wie ein Traum vor. Vor allem, wenn man gerade viel um die Ohren hat, zwischen Prüfungen, Freunden und Familie hängt und nicht weiß, wohin mit sich. In den USA, Kanada und Großbritannien gibt es sie schon an manchen Unis – Die „Puppy Rooms“ also „Welpenräume“.

Diese Räume sind gefüllt mit jungen Hunden. Mit denen können die Studenten spielen und sich beschäftigen so lange und so oft sie wollen. Während der Prüfungsphase ist das ein Ort, um herunterzukommen und neu aufzutanken. Wer denkt schon an Klausuren, wenn er in die riesigen braunen Augen eines Babyhundes schaut?

Smoothies und Hundebibliotheken

An einer Uni in Schottland bekommt man zu den Hunden sogar noch Smoothies dazu, an einer anderen in den USA kann man sich Hunde ausleihen wie Bücher und an einer weiteren Uni in England können Studenten sogar während einer Prüfung rausgehen und sich von den Welpen wieder in Höchstform bringen lassen.

Hunde entspannen

„Hunde haben wirklich eine beruhigende Wirkung“, erklärt Friederike Buschmann, Oberärztin der Gerontopsychiatrie (Patienten ab 60) der LWL-Klinik Dortmund. Ihre Patienten sind zwar älter als die meisten Studenten. Hunde seien aber für die meisten Menschen das Gleiche: Jemand, der direkt auf einen zukommt, ohne dass man großartig kommunizieren muss. „Hunde zeigen Zuwendung und Aufmerksamkeit. Das reicht manchmal schon, um Spannungen zu lösen“, sagt die Psychologin.

Hundewelpen sollen gegen Stress an der Uni helfen.

Welpen brauchen viel Ruhe. (Foto: Dirk Vorderstraße/flickr.com)

Die Idee, Stress durch Hunde abzubauen, findet Buschmann sehr gut. Sie meint jedoch, dass auch die Hunde nicht darunter leiden dürfen. Deswegen hält sie Welpenräume für bedenklich. Sie kann ich aber eine Form von Hundetherapie an der Uni vorstellen, die durch Profis begleitet wird.

Welpen als Maschine

Auch der Hundepsychologe Thomas Riepe ist von der Welpenraumidee entsetzt. „Dass die Welpen dem Mensch quasi als Maschine dienen, finde ich undenkbar. Das ist total egoistisch vom Menschen“, meint er. Die Welpen bräuchten viel Schlaf und dürften nicht ständig von fremden Menschen gestört werden. Auch ältere Hunde könnten nicht damit umgehen, wenn sie sich immer wieder auf andere Menschen einstellen müssen. Das sei für sie sehr stressig.

Unter einer Bedingung könnten Studenten aber Hunde „ausleihen“: „Solange der Besitzer dabei ist und auch weiß, was er tut, könnte so etwas funktionieren. Der Besitzer muss aber auch wissen, wann sein Hund zu gestresst ist und diesen dann aus der Situation herausnehmen.“ Außerdem dürfe die „Therapie“ nie zu lange dauern und auch nur ein einzener Student darf sich mit einem Hund beschäftigen. So muss dieser sich nicht auf zu viele Menschen einstellen.

Der Traum vom „Welpenraum“ ist also ausgeträumt. Thomas Riepe glaubt jedenfalls nicht an einen „Welpenraum“ oder eine „Hundebib“ in Deutschland. Die TU Dortmund hat sich bisher ebenfalls nicht mit dem Thema beschäftigt und hat daher keine Stellung dazu genommen. Und mal ehrlich: Wer will denn auch diesen süßen braunen Augen schaden?

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