Solist und doch nicht allein

An einer Beethoven-Statue in Los Angeles beginnt die wahre Geschichte des wunderbaren Films „Der Solist“. Dort begegnen sich zwei Menschen. Der eine Mann rau, alltäglich gekleidet, mit Bart und Verletzungen im Gesicht. Der andere farbig, mit weichen Gesichtszügen und kunterbunter Kleidung.

Nathaniel und Steve Lopez lernen sich an der Beethoven-Statue in Los Angeles kennen. Foto: participant media

Nathaniel und Steve Lopez vor der Beethoven-Statue in L.A. Foto: participant media

Steve Lopez, Journalist bei der Los Angeles Times, und Nathaniel Ayers Junior, ein obdachloses Musikgenie, könnten unterschiedlicher nicht sein. Bei ihrem ersten, zufälligen Treffen redet Nathaniel ununterbrochen über Beethoven. Lopez kommt kaum zu Wort und ärgert sich über diesen komischen Menschen, dem er da begegnet ist.

Wenig später, in der Redaktion der L.A. Times, bekommt Lopez Druck von der Chefin. Er braucht ein Thema. Schon länger ist er auf der Suche nach einer guten Story und findet einfach keine – bis ihm plötzlich der Beethoven-Mann wieder einfällt. Sofort macht er sich auf die Suche nach dem Obdachlosen und findet heraus, dass Nathaniel früher an der Julliard-School studiert hat. Dort heißt es: „Nathaniel war der begabteste Junge, den ich je kennengelernt habe!“ Damit steht Lopez Entschluss fest: Er will eine Kolumne über das ehemalige Musikgenie schreiben.

Immer wieder trifft der Journalist den verwirrten Mann und holt sich neue Ideen für seine Kolumne. Zwischen Nathaniel und ihm entsteht eine Freundschaft. Doch mit der Zeit sieht sich Lopez in der Rolle, seinem neuen Freund helfen zu müssen – schließlich ist Nathaniel schizophren und kann nicht wie andere Menschen leben.

Die beiden Freunde hören sich eine Orchesterprobe an. Foto: participant media

Die beiden Freunde hören sich eine Orchesterprobe an. Foto: participant media

Ein Film ohne große Worte

„Der Solist“ ist ein Film über zwei vollkommen unterschiedliche Charaktere, die eine ganz besondere, natürliche und kontrastreiche Freundschaft zueinander aufbauen. Der Film erzählt vollkommen unaufgeregt von der tiefen Bindung zwischen den beiden Männern, ohne jemals große Worte darüber zu verlieren. Es bleibt dem Zuschauer selbst überlassen, die Zuneigung und das wachsende Vertrauen der beiden Freunde zu beobachten.

Auf eine ebenso stille und respektvolle Art thematisiert der Film das Ausgeliefert-Sein Nathaniels gegenüber seiner Krankheit. Er zeigt nicht nur die Eingeschränktheit im Leben des Kranken, sondern auch die hoffnungsvolle, kindliche und natürliche Art und Weise, auf die Nathaniel sein Leben lebt.

Die Schauspieler Robert Downey Jr. und Jamie Foxx

Der junge Nathaniel ist in seinem Element: Er spielt Beethoven. Foto: participant media

Der junge Nathaniel ist in seinem Element: Er spielt Beethoven. Foto: participant media

Den beiden Schauspielern gelingt es sehr gut, die Unterschiedlichkeit ihrer Charaktere zu transportieren, ohne dass Lopez jemals überlegen wirkt und die Figur des Nathaniel in den Schatten stellt. Im Gegenteil: trotz der Unterschiedlichkeit in ihren Rollen wirken die beiden vollkommen gleichwertig. Sehr authentisch verkörpern Robert Downey Junior und Jamie Foxx die Charaktere Steve Lopez und Nathaniel Ayers.

„Der Solist“ ist ein wunderbar stiller und gleichzeitig kraftvoller Film, der den Zuschauer über die ganze Länge hinweg in seinen Bann zieht. Ein besonderer und absolut sehenswerter Film, der zum Nachdenken anregt und trotzdem Lebensfreude mit auf den Weg gibt.

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