Preisgekrönte Autorin zu Besuch an der TU

Der Moment, in dem sich Felicitas Hoppe unglaublich verliebte, kam plötzlich. Mitten in der Nacht. Da lag die preisgekrönte Schriftstellerin wach im Bett und hatte einen Einfall, der sie ganz besonders begeisterte: Den Titel für ein neues Buch. Das einzige Problem: „Mir fiel keine Geschichte dazu ein“, erzählte Felicitas Hoppe bei ihrer Gastvorlesung an der Technischen Universität Dortmund (TU).

Felicitas Hoppe. Foto: Nike Laurenz

Felicitas Hoppe wird am 16. und 23. Januar 2013 noch weitere Gastvorlesungen an der TU Dortmund halten. Teaserbild/Fotos: Nike Laurenz

„Picknick der Friseure“ sollte ihr nächstes Buch heißen, überlegte sich Felicitas Hoppe in ihrem dunklen Schlafzimmer, und: „Für mich war klar: Ich veröffentliche irgendwann ein Buch mit diesem Titel, auch wenn mir die Geschichte dazu noch fehlt. Man kann einen Einfall also auch mal liegen lassen, um weitere Ideen zu finden.“

Das, um nur eine der persönlichen Anekdoten aus Felicitas Hoppes erstem von drei Gastvorträgen an der TU zu zitieren. Um den „Mythos Inspiration“ sollte der sich drehen, und beinahe niemand mag mit mehr Berechtigung über dieses Thema referieren, als Hoppe selbst. Denn Momente, die die 52-jährige Schriftstellerin inspirierten, gab es in ihrem Leben wohl genug: Sie umrundete mit einem Frachtschiff die Welt. Sie schreibt Texte, seit sie sieben Jahre alt war. Sie erhielt Stipendien und unzählige Preise für ihr Werk – zuletzt 2012 den Georg-Büchner-Preis, die höchste Auszeichnung für deutsche Literatur.

Wer gehofft hatte, beim TU-Vortrag zu erfahren, wie das Schreiben funktioniert, der wird enttäuscht: „Dafür gibt es kein Rezept“, erklärt Hoppe. Wer eine Geschichte erzählen möchte, dem rät Hoppe: „Wenn man mit tausenden Eindrücken von einem Erlebnis nach Hause kommt, sich an den Schreibtisch setzen und los schreiben möchte, muss man sich erst einmal sortieren.“

Felicitas Hoppe zu Besuch im Audimax der TU Dortmund.

Zahlreiche Studenten der TU Dortmund fanden den Weg zur Gastvorlesung von Felicitas Hoppe ins Audimax.

Geduldig müsse man sein, Ausdauer sei gefragt bei diesem Prozess des Ideen-Findens. „Viele Schriftsteller finden Inspiration, indem sie in Texten von anderen Schriftstellern lesen.“ Sowieso sei alles, worüber man schreibt, schon einmal da gewesen. Sich jedoch in das Gefühl hineinzuversetzen, etwas zum ersten Mal zu erleben und es so aus einer neuen Perspektive zu beschreiben, sei wichtig für jeden Schreiber: „Nur so kann der Schriftsteller eine eigene Haltung entwickeln.“

Während Felicitas Hoppe spricht, blickt sie immer wieder Studenten an, lässt den Blick durch das Audimax schweifen. Hier und da sind ein paar Reihen frei. Das Schreiben und das Kreativ-Sein – Dinge, für die sich im modernen Zeitalter nicht mehr viele begeistern können? Für Hoppe ist das, was die Kreativität beflügelt, nicht schwer zu finden: „Landschaften, Bilder, Menschen, Musik – all das kann inspirierend wirken und kreativ machen“, sagt Hoppe.

Für Anja Neuner, Sozialpädogik-Studentin an der TU, klingt das gar nicht so einfach: „Wenn ich eine Landschaft sehe, schwirren mir tausend Gedanken durch den Kopf. Wenn ich das aufschreibe, wirkt das chaotisch.“ Ihr Freund sieht das ähnlich: „Ich stelle es mir ziemlich schwierig vor, aus den eigenen Erlebnissen das herauszufiltern, was die Allgemeinheit interessieren könnte.“

Für Felicitas Hoppe ist genau das jedoch von sehr geringer Bedeutung: „Ich schreibe nicht für die Leser, denn ich kenne sie nicht. Wenn ich ein neues Buch herausbringe, gewinne ich neue Leser, verliere aber auch welche.“ Das mache Kunst aus. Dass Hoppe ihre eigene Kunst liebt, sieht man daran, dass sie funktioniert: Vor einiger Zeit – im Jahr 1996 – brachte die Autorin ein Buch mit Geschichten heraus. 2012 gab es eine Neuauflage. Das Buch trägt einen Namen, in den sich Felicitas Hoppe unglaublich verliebt hat: „Picknick der Friseure“.

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