Hallo (vs.) ween – Das Duell zu Halloween

 

„Süßes, sonst gibt´s Saures“ – Kinder haben ihren Spaß an Halloween. Doch Erwachsene zerbrechen sich oft den Kopf darüber, ob Halloween nach Deutschland gehört, oder nicht. Die Debatte haben wir an unsere Autorinnen weitergegeben: Nike ist gerade für die www.pflichtlektuere.com  in den USA und total begeistert. Kristina will, dass der Kult hier in Deutschland einen größeren Stellenwert bekommt.  Das etwas andere Duell – Das (Duell-o)-ween:

 

Kristina: „Halloween ist kein Abklatsch“

„Geschmacklos“- Damit sind diese abgetrennten Gummi-Gliedmaße und Narben-Aufkleber zu Halloween gemeint. Auf jeden Fall nichts für schwache Nerven. Viele denken sich: Schon wieder ein Fest für den besseren Umsatz in den Supermärkten. Gern auch die Frage: Ist das Fest angemessen ein Tag vor Allerheiligen?

Naja, sind wir denn super religiös liebe Halloween-Hasser? Nein! Was ich klar stellen will: Halloween ist keine unglaubwürdige und nervige Nachmache des amerikanischen Originals.

Denn, wenn man es ganz genau nimmt, kommt Halloween gar nicht aus den USA. Halloween ist eine Wortabwandlung von „All Hollow´s Eve“ und bedeutet „die Nacht vor Allerheiligen“. Das Wort kommt von den Kelten und wurde dann von katholischen Iren übernommen, mit denen der Brauch schließlich nach Nordamerika wanderte. Den großen Aufschwung des Festes gab es in den 1990er Jahren. Natürlich aus Amerika, wie alle Trends damals aus Amerika kamen.

Klar, verstehe ich dann das Argument: Das ist nur ein Abklatsch aus Amerika. Aber, so what? Ich habe nichts dagegen einzuwenden, einen Grund zu finden, um in der tristen und dunklen Jahreszeit zu feiern. Es war höchste Zeit die dunklen Nächte ein wenig aufzuhellen.

Und Ähnliches passiert auch in anderen Kulturkreisen: Im lateinamerikanischen Raum zum Beispiel. Da wird am „día de los muertos“, dem „Tag der Toten“ Lichter auf die Friedhöfe und in die Innenstädte getragen, um der Toten zu gedenken. Es sind fröhliche Feste zu Ehren von Verstorbenen. Eine viel bessere Einstellung zu Allerheiligen als bei uns in Deutschland. Wir brauchen keinen „stillen Feiertag“, an dem öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen verboten sind.

Höchste Zeit sich davon zu säkularisieren. Ich bin für ein säkulares Allerheiligen- mit Halloween –Parties davor und mit Spaß am Tag selbst. Kinder, wie Erwachsene- habt euren Spaß an Halloween! Auch in Deutschland!

Nike: „Keiner kann die Halloween-Tradition der Amis toppen!“

Es gibt einen Ort auf der Welt, an dem die Menschen morgens aufstehen und sich fragen, wer von ihnen am schönsten glitzern kann. Wer am hellsten leuchtet, am tollsten glänzt, am eindrucksvollsten funkelt. Dieser Ort heißt Cleveland Park. Eine wohlhabende, gutbürgerliche Nachbarschaft im Nordwesten von Washington, DC. 

Die Bewohner dieser Nachbarschaft, die symbolisch für viele andere Nachbarschaften in den Vereinigten Staaten steht, wenden viel Zeit auf, um herauszufinden, wer von ihnen der Beste ist:

Wer schafft es, seinen Vorgarten mit den meisten dieser Verzierungsgegenstände zu versehen? Welche Ausstaffierung gewinnt den ersten Preis im stillen Wettbewerb um das aufwendige Illustrieren der heimischen Grünanlage?

Sicherlich: Sich mit diesem Scheinproblem auseinanderzusetzen, das ist verrückt. Die Deutschen, die machen das nicht. Aber deswegen ist das amerikanische Halloween auch einzigartig. Und authentisch. In ihrem Kampf um die kreativsten Ideen werden die Bewohner von Cleveland Park tatsächlich kreativ. In ihrer Oberflächlichkeit werden sie einfallsreich. Aus inhaltslosem Dekorieren wird durchdachtes Verzieren.

Manche schmücken nach einem bestimmten Motto. Es gibt Trash, Gesellschaftskritisches, Schlichtes. Während Deutschland Kinderschmink-Stifte im Doppelpack verkauft, verkleiden sich in den Staaten sogar die Supermarktverkäufer. Während Deutschland „Süßes oder Saures!“ ruft, wagt der US-Bürger auch einen politischen Gedanken.

Halloween in Amerika bewegt die Menschen wirklich. Es stiftet sie an, nachzudenken. Es belustigt und lässt staunen, es kitzelt in den Nerven. Der Deko-Overkill vereinnahmt ganze Viertel, es gibt keinen Umweg, jeder sieht alles. Das stellt was an mit den Menschen – nämlich, dass sie miteinander in Kontakt treten. Reden. Über ihre Vorgärten, ihre Glitzermonster, darüber, wie es denn dem anderen eigentlich geht. Und das Tage, bevor Halloween überhaupt da ist.

So wacht am Morgen des Festes selbst der ein oder andere Bewohner in Cleveland Park nicht mehr mit dem plagenden Gedanken auf, der Beste sein zu müssen.Ein Sinneswandel, der sich in seiner Perfektion wohl nur hier finden lässt: in Amerika.

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Foto: stockxchng/bizior, Teaserfoto: S. Hofschlaeger / pixelio.de, Montage: Steinborn/Schweigmann