Studierende in Deutschland – wie geht es euch?

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Essen, Party oder doch die Miete: Wofür geben Studenten und Studentinnen eigentlich am meisten Geld aus? Und woher bekommen sie die finanziellen Mittel – Bafög, Nebenjob, von den Eltern? Diese und noch mehr Fragen stellt das Studierendenwerk Deutschland in diesem Jahr zum 21. Mal. An der TU Dortmund sind 6500 Studierende gefragt. Um deren Teilnahme wird kräftig geworben – auch mit einem humorvollen Kampagnen-Video. Warum? Wir verraten, was dahintersteckt. Und haben ausgegraben, wie die Generation unserer Großeltern geantwortet hat. Vor über 60 Jahren!

Wer in seinem Email-Postfach in den vergangenen Wochen die Aufforderung gefunden hat, doch bitte an einer Umfrage teilzunehmen, sollte jetzt gut aufpassen: „Wer antwortet, spricht nicht nur für sich selbst, sondern auch stellvertretend für fünf andere Studierende“, sagt Stefanie Kortmann, die Pressesprecherin des Studierendenwerks Dortmund.  Seit Ende Mai läuft, wie circa jedes dritte Jahr, wieder die Sozialerhebung des Studierendenwerks Deutschland. Von 2,8 Millionen Studierenden im ganzen Land wird jede*r Sechste zufällig zur Teilnahme ausgewählt. Insgesamt gehen die Fragebögen also an 400.000 Student*innen in der Bundesrepublik.

In der Umfrage geht es sowohl um deren finanzielle Lebenslage, als auch um Fragen nach Nebenjobs, Wohnsituation, um die Lebensunterhaltskosten, den Bildungsstand der Eltern und auch, wie oft Student*innen durchschnittlich in der Mensa essen gehen. Auch Randgruppen sollen erforscht werden, beispielsweise Studierende mit Kind.

Bereits Rekord-Teilnehmerzahl an der TU

Die gewonnenen Daten sollen einen Überblick schaffen, darüber wie gut oder schlecht es sich als Student*in so lebt. Laut Stefanie Kortmann eignen sich die Ergebnisse dazu, Brennpunkte zu finden. „Dann lässt sich erkennen, wo Verbesserungsbedarf besteht und es können Änderungen folgen“.

So lässt sich zum Beispiel ableiten, dass der Wohnungsmarkt für Studierende in Deutschland immer enger wird. Wie extrem dabei die lokalen Unterschiede sind, zum Beispiel zwischen Dortmund und Köln, wird sich in diesem Jahr einfacher erkennen lassen. Denn die Befragung wird 2016 komplett online durchgeführt, so dass die Auswertung erleichtert wird.

840 Student*innen aus Dortmund haben die Bögen bereits beantwortet und zurückgeschickt. Laut Stefanie Kortmann ist das Rekord, sie freut sich über jeden weiteren. Denn „jede weitere Zahl schafft klare Fakten statt Vermutung“, so die Pressesprecherin. Auf seiner Website wirbt das Studierendenwerk kräftig für die Umfrage.

Die Ergebnisse, die frühestens im Herbst vorliegen sollen, werden der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Somit hat auch die Politik Zugriff und kann über den Fluss von Geldern und anderen Maßnahmen entscheiden. Durch die Ergebnisse wird also die Hochschulpolitik der nächsten fünf Jahre mit beeinflusst werden. Interessant für die Politiker*innen sind laut Stefanie Kortmann zum Beispiel Zahlen darüber, wie Studierende die Uni erreichen. Die Pendlerzahlen interessieren die Verkehrspolitik und können in diesem Bereich zu Verbesserungen führen.

Wie studierten unsere Eltern und Großeltern?

Die Sozialerhebung gibt es bereits seit 65 Jahren, erstmals fand sie 1951 statt. Damals wurde die Umfrage aber nur für Westdeutschland und Berlin durchgeführt, seit 1967 liegen auch Ergebnisse aus der DDR vor. Im Archiv des Studierendenwerks sind alle Ergebnisse einsehbar.

Wie unsere Eltern und Großeltern studierten, lässt sich bei dieser Reise in die Vergangenheit erkennen. In der ersten Umfrage von 1951 findet sich ein eigenes Kapitel mit dem Titel „Die Studentin“. Hier lässt sich die Entwicklung der Zahlen von Studentinnen erkennen. Zwischen den Sommersemestern von 1909 und 1950 stieg der Anteil von nur 2,8 auf immerhin 21,1% an. Dabei war auffällig, dass Eltern von jungen Frauen aufgeschlossener für ein Studium ihrer Tochter waren, wenn auch die Mutter schon eine Hochschule besucht hatte. Studentinnen wurden aber öfter von ihren Eltern finanziert als ihre männlichen Kommolitonen.

Auch ist in den ersten Erhebungen der Einfluss des vorangegangenen Zweiten Weltkrieges deutlich spürbar. In den Studien der 50er-Jahre gibt es zum Beispiel eine Auswertung zu den „Studierenden aus der sowjetischen Besatzungszone“. 1951 befanden sich außerdem 0,9% der Väter der befragten Studierenden in Kriegsgefangenschaft, während mehr als ein Drittel aller Mütter Hausfrauen waren. Heute sehen diese Ergebnisse sicher ganz anders aus. Zwar wird auch heute noch nach dem Berufsstand der Eltern gefragt, die Option „Hausfrau“ gibt es aber überhaupt nicht mehr. 2009 waren die meisten Eltern (sowohl Mütter als auch Väter) als Angestellte tätig.

1951 seite 35

1951 wurden noch ganz andere Fragen gestellt.

Auch die finanzielle Lage der Studenten hat sich stark verändert. Aus den Ergebnissen von 1956 lässt sich entnehmen, dass Studierende mit 228 D-Mark im Monat auskamen. Für die Miete zahlten sie durchschnittlich 40 D-Mark, 2012 lag der Durchschnitt zwischen 240€ für ein Wohnheimzimmer und satten 357 € für eine Wohnung allein.

Es geht nicht nur ums Geld

Wer die Umfrage des Studierendenwerks beantwortet, sieht sich aber nicht nur Fragen über das liebe Geld gegenüber. Zuerst einmal geht es um diverse generelle Dinge, zum Studiengang, dem angestrebten Abschluss, dem Semester in dem man sich befindet. Dann folgen zwar einige Fragen zur finanziellen Lage. Aus welchen Einnahmequellen kommt mein Geld? Auswahloptionen sind zum Beispiel die Eltern, Stipendien, Bafög oder ein Nebenjob. Alle richtigen Antworten sollen ausgewählt werden. Die ganze Umfrage ist im Multiplechoice-Stil gehalten.

Nach Fragen zum „woher“ des Geldes folgen einige zum „wohin“. Man soll seine Ausgaben in verschiedene Felder eingeben, wie Miete, Internet/Telefon, Lernmittel und Freizeit. Danach geht es ans Eingemachte. Die persönliche Zufriedenheit wird abgefragt, einen ganzen Block Fragen gibt es dazu. Wie gut ist mein Gesundheitszustand? Wie oft treten bei mir Schlafprobleme oder Schwindelgefühle auf? Habe ich das Gefühl, meine Probleme selbst lösen zu können? Bin ich durch mein Studium gestresst? Fühle ich mich an der Hochschule wohl oder habe ich das Gefühl dort nicht hinzupassen?

Die Fragen werden ziemlich persönlich.

Die Fragen werden ziemlich persönlich.

Solche Fragen fühlen sich schon sehr persönlich an, trotzdem sollte man natürlich ehrlich antworten. Stefanie Kortmann erhofft sich von den Ergebnissen der Umfrage vor allem eines: „Ich wünsche mir Zufriedenheit unter den Studierenden in Deutschland. Die Sozialerhebung hilft, diese zu verbessern“. Natürlich werden alle Antworten anonym übermittelt. Und nach erfolgreicher Beantwortung kann man sogar an einer Verlosung teilnehmen. Mit etwas Glück besitzt man danach eins von fünf Tablets.

Bis zum 22. Juli: mitmachen!

Wer also eine Einladung zur Umfrage in seinen Mails hatte, sollte über’s Mitmachen nachdenken. Die Antworten sind Impulse und können zu positiven Auswirkungen für alle Studierenden führen. Für das Studierendenwerk zumindest zählt jede Antwort. Die Erhebung läuft noch bis zum 22. Juli.

Titelbild: Lena Meerkötter, made with canva.com
Beitragsbilder: Screenshots der Sozialerhebungen (sozialerhebung.de)

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