Tour gegen den Krebs

Von Hause aus ist Bauke Albada kein Radprofi, sondern Chemiker bei der Initiative „Innovative Antibiotika aus NRW“ an der Ruhr-Universität in Bochum. Sein Spezialgebiet ist die Erforschung von Antibiotika, die auch in der Krebsbehandlung eingesetzt werden.

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Dr. Bauke Albada startet bei der "Tour de Concorde". Foto: RUB, Teaserbild: Sportplaat.nl

Das Motto der Tour de Concorde „Turn cancer into a chronic disease till 2021“ (Mach Krebs zu einer chronischen Krankheit bis 2021) ist auch das Motto von Dr. Bauke Albada. In diesem Leitspruch fließen alle seine Motive, Hoffnungen und Erwartungen zusammen. „Vielleicht gelingt es mir ja, andere Menschen dafür zu begeistern, es mir gleichzutun und die eigene Grenze von sich aus zu überwinden. Bei mir steht jeder vor offenen Türen, der auch an der Tour mitfahren möchte. Es wäre doch richtig toll, wenn vielleicht der ein und andere Leser auch mal mit dem Fahrrad durch Frankreich fahren möchte.“

Alle Fahrer bezahlen ihre Teilnahme aus eigener Kasse. Für die Veranstaltung suchen sich sowohl die Fahrer als auch die Organisatoren Sponsoren. Diese können dann mit mindestens einem Euro pro Kilometer die Tour unterstützen. Die Sponsorengelder fließen vollständig in die Stiftung Inspire2live zu. Diese leitet den erzielten Erlös an die Krebsforschung weiter. Das erklärte Ziel ist, dass Krebs spätestens im Jahr 2021 nicht mehr tödlich endet soll.

Auf den Spuren der Tour de France

Die Tour entspricht in Verlauf und Anspruch exakt der einen Tag später startenden weltberühmten „Tour de France“. 3479 Kilometer sind von den Teilnehmern zu fahren – eingeteilt in 21 Etappen. Inklusive der wohl anspruchsvollsten Radrennstrecke der Welt, dem Anstieg zum Alp d`Huez. Hier gilt es, auf einer Strecke von knapp 15 Kilometern einen Anstieg von 10 Prozent von einer Höhe von 760 Meter über dem Meeresspiegel auf 1850 Metern über den Meeresspiegel zu bewältigen. Selbst für die professionellen Radsportler der legendären Tour de France ist das eine gewaltige Herausforderung. Doch die Amateure der Tour de Concorde wird diese Etappe weit über die eigenen Grenzen bringen.

Persönlicher Umgang mit dem Tod

Für Bauke Albada ist die Teilnahme an der Tour de Concorde sein ganz persönlicher Umgang mit dem Tod einer guten Freundin. Diese verstarb an einem Gehirntumor und musste während ihrer Leidenszeit immer wieder Stärke ihrer Familie, vor allem ihren Kindern gegenüber zeigen.

„Fast jeden Tag musste meine Freundin ihre Grenze überwinden. Eigentlich nimmt der Krebs den Menschen ja Kraft und Lebenswille. Krebs zermürbt und frisst einen Menschen auf. Doch meine Freundin wollte ihre Kinder nicht mitleiden lassen, und hat sich deshalb jeden Tag aufgerafft und immer wieder aufs Neue ihre Grenze überwunden, um ihre Kinder lachen zu sehen“, schildert er den Impuls, der ihn dazu bewogen hat, nun die eigene Grenze zu überschreiten. Er wird ernst, wenn er über diese Erfahrung spricht: „Die Menschen gehen doch nur dann über die eigene Grenze hinaus, wenn sie dazu irgendwie gezwungen werden. Ich bringe mich aus mir selbst heraus dazu, meine eigene Grenze zu überwinden. Ist das nicht die eigentliche Freiheit und die ehrlichste Art der Selbstbestimmung, wenn man sich selbst dazu bringt, die eigene Grenze zu überwinden? Werde ich nicht erst dadurch mein eigener Herr?“

Bauke Albada am Cote de la Redoute in Belgien. Foto: Albada

Bauke Albada am Cote de la Redoute in Belgien. Foto: Albada

Straffes Trainingsprogramm

Akribisch bereitet sich Bauke Albada täglich auf seine Tour vor. So kommen in der Woche zehn Stunden Training zusammen. Seit Dezember trainiert er mit seinem Mountainbike und bolzt Kondition. Von seinem „Weihnachtsgewicht“ von 93,5 Kilo hat er schon auf 87 Kilo abgespeckt. Bis zur Tour will er sein Startgewicht von 83 Kilo erreicht haben. Im letzten Monat vor dem Start hofft er, das Pensum auf zwanzig Trainingsstunden pro Woche ausbauen zu können. Sobald das Wetter es zulässt, kann er mit dem Training auf seinem Rennrad beginnen. Sein Trainingsprogramm lässt er ärztlich beaufsichtigen. Nun ist der Holländer auf der Suche nach einem fachkundigen Trainer, der ihm noch den letzten Schliff beibringen kann.

Seinen Tross hat er allerdings schon so gut wie zusammen. „Es ist ja klar, dass ich das Ganze nicht alleine stemmen kann. Da brauch ich schon ein paar Helfer. Die Logistik auf so einer Tour ist schon enorm“, sagt Albada. Ob Catering, erste Hilfe für Fahrer oder Fahrzeug – bis ins Detail befasst er sich mit der Planung seiner Teilnahme an der Tour de Concorde.

„Das ist nicht einfach, Leute dazu zu bewegen, gut und gerne fast 3000 Euro hinzublättern, nur um dann fast 3500 Kilometer abzustrampeln, zumal wenn der Erlös dann auch noch anderen zufließt. Da muss man schon ein ganz spezieller Charakter sein, um so was zu machen.“ Selbst Menschen, die die Fahrer der Tour nur begleiten wollen, müssen mit Ausgaben von gut 2000 Euro rechnen. Da fallen die An-und Abreisekosten an. Die Unterkünfte müssen bezahlt werden. Und dann ist da noch der Proviant für unterwegs. Zwar wird man bei der Tourenplanung von der Organisationsleitung tatkräftig unterstützt, denn ohne die Hilfestellung wären die Kosten vermutlich sehr viel höher. Aber trotzdem bleibt noch genug Arbeit an den Teilnehmern selbst hängen.

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