Derby im Schauspielhaus

Wer hätte gedacht, dass BVB- und Schalke-Fans einmal gemeinsam auf einer Bühne stehen werden? Die Polizeipuppenbühnen aus Dortmund und Gelsenkirchen machen es möglich: Sie haben mit Schülern des Helene-Lange-Gymnasiums Dortmund und der Gesamtschule Berger Feld Gelsenkirchen in dieser Woche eine bundesweit einzigartige Premiere gefeiert.

„Anstoß“ heißt das Theaterstück für Fünfklässler, das sich mit Gewalt in Fußballstadien beschäftigt. Die Erwartungen des jungen Publikums waren groß: Die Jungs trugen das BVB-Trikot, die Mädchen freuten sich auf das Puppentheater. Wenige Tage vor dem Derby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 in der Veltins-Arena bekamen sie im Schauspielhaus bereits einen Eindruck, welche Folgen die Fußballbegeisterung haben kann.

Für Fußball ohne „Bengalos“

Am Spieltag herrscht Aufregung: Polizei, Spieler, Verkäufer, Busfahrer, Journalisten und Fans bereiten sich auf das große Ereignis vor – so wie die Haupthelden von „Anstoß“, die Puppen Ben und Max. Die Brüder sind von der Ultra-Szene fasziniert und wollen gerne dazu gehören.

Doch was das bedeutet, ahnen die Jugendlichen nicht und nehmen heimlich „Bengalos“ mit ins Stadion. Die Pyrotechnik soll eigentlich eine effektvolle Beleuchtung auslösen, stellt aber eine große Gefahr für die Stadionbesucher dar. So wird Bens Freundin Hanna bei einer Explosion schwer verletzt und schwebt danach in Lebensgefahr.

Von Puppen lernen

„Anstoß“ ist ein Theaterstück, das berührt. Das zeigen die Reaktionen der jungen Zuschauer – und freut Kerstin Hassel, die Puppenführerin und Sprecherin von Hanna: „Wir wollen den Schülern auf emotionaler Ebene zeigen, welche Folgen die Gewalt im Stadion haben kann.“ Schüler könnten sich mit den Puppen identifizieren und lernten viel von ihnen. „In diesem Alter lassen sich Schüler noch sehr schnell beeinflussen“, sagt Hassel.

Diesen Einfluss möchte sich die Polizei zunutze machen. „Das Stück soll die Köpfe der sportbegeisterten Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren früh gedanklich anstoßen“, sagt Amanda Vorderderfler, Sprecherin der Polizei Dortmund. Denn es komme auf den Anfang an.

Toleranz und Respekt

Gleichzeitig soll aber auch das Positive nicht zu kurz kommen, ergänzt Peter Andres. Der Leiter der Kriminalbehörde im Kreis Unna hat das Projekt ins Leben gerufen. Er ist selbst begeisterter Fan und hat bereits viele Polizeieinsätze bei Revier-Derbies geleitet. „Die vielseitigen, friedlichen Seiten und der Spaß am Sport müssen aufgezeigt und gestärkt werden“, so Andres. Respekt und Toleranz im Sport sollen der Gewalt langfristig Grenzen setzen.

Das Theaterstück soll jeweils zwei Mal in Dortmund und Gelsenkirchen aufgeführt werden.

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