Petra-Meurer-Theatertage: Eskalation statt Projekt

Zum ersten Mal fanden am vergangenen Wochenende die Petra-Meurer-Theatertage statt. Am Freitag und Samstag traten fünf Künstler im Dortmunder Depot in der Nordstadt auf. Insgesamt etwa 350 Zuschauer besuchten das noch junge Theaterfestival. Für eine neue Kulturveranstaltung in Dortmund ein voller Erfolg.

Plakat der Petra-Meurer-Theatertage im Dortmunder Depot Foto: Lea Auffarth

Plakat der Petra-Meurer-Theatertage im Dortmunder Depot Foto/Teaser: Lea Auffarth

Ramon Ravioli bekommt auf Penisisch belehrt, warum die Welt untergeht, wenn er seine Frau Wuffhilde betrügt. Zwei ponyköpfige Menschen erklären, warum dicke, bärtige Männer Einhörner lieben.  Zwei Instrumente entfachen erotische Fantasien. Das klingt absurd? Die Petra-Meurer-Theatertage lassen der Kreatvität freien lauf.

Doppelte Premiere

Neben den Petra-Meurer-Theatertagen selbst, feierte auch der erste Künstler eine Premiere. Zum ersten Mal performte  Andy Strauß sein selbstgeschriebenes, -inszeniertes und -aufgeführtes „Ist doch egal, das Stück ist von Andy Strauß“. In Bühnenbildern aus Schuhkartons durchlebte der reiche Konservenerbe Ramon Ravioli ein zufälliges und absurdes Abenteuer. Das Publikum fieberte auf einer großen Leinwand mit, während Andy Strauß in einer dunklen Ecke der Bühne vor eine Videokamera die Strippen zog. Seine Begeisterung für das eigene Stück merkte ihm der Zuschauer nicht nur in der voher auf Tonband aufgenommenen Erzählerstimme an. Das Kichern konnte er sich selbst kaum verkneifen. Fast extatisch tobte Strauß über die Bühe, als er ein Raumschiff im All verkörperte. Das Publikum war begeistert, selbst von den absurd anmutenden Exkursionen, die das Tapezieren einer Deck erklärten oder die Gefühlswelt von Robotern. Zum Abschluss gönnte Andy Strauß dem Publikum eine Kostprobe seines Könnes als Wrestling-Kämpfer.

Ramon Ravioli landet in einem zufälligen Wald Foto: Hartmut Salmen

Ramon Ravioli landet in einem zufälligen Wald Foto: Hartmut Salmen

Der Auftakt war damit ganz im Sinne der  2010 verstorbenen Namensgeberin: junges, freies Theater und literarische Inszenierungen.  Seit 2011 fördert der Petra-Meurer-Preis junge Menschen aus der Region, die die Kultur aktiv mitgestalten. Für den Preis stellen die Anwärter ihre Projekte nur in fünfminütigen Präsentationen vor. Das sei schade, denn die spannenden Projekte hätten eine viel größere Bühne verdient, befanden einige Jurymitglieder und Rainer Holl von der Fakultät für Kulturwissenschaften der TU Dortmund. Damit war die Idee für die Theatertage geboren.

„Weil Theater einfach schön ist“

Strikte Auswahlkriterien für die auftretenden Künstler gab es nicht. Rainer Holl erklärt: „Weil Theater einfach schön ist, wird eingeladen, wer gut ist, wer Interesse erweckt oder wen man von früher kennt.“ So auch die Presträgerin des vergangenen Jahres, Miriam Wittenborg. Am Samstag interpretierte sie mit ihrer Bandkollegin Ilya Genkin als „1/3 Leik Eick“ alte Chansonklassiker mit Hardrock-Tönen. Die härteren Klänge nahm das Publikum ebenso gut an, wie die erotischen des Habanera Duos. Auf Klavier und Violoncello interpretierten die beiden Studenten Philipp Quirning und Mounir Mahmalat die „Moments intimes“.

Moderator, Organisator und Kurator Rainer Holl Foto: Hartmut Salmen

Moderator, Organisator und Kurator Rainer Holl Foto: Hartmut Salmen

Auch klassische Theatergänger kamen auf ihre Kosten. Regisseurin Kersting Krug und Schauspielerin Janina Sachau inszenierten Elfriede Jelineks Stück „Jackie“ als aberwitzges one-woman-Stück. Das Publikum war bunt gemischt: am Freitag eher studentischer und am Samstag etwas älter. Und genau das freut Rainer Holl. Die Theatertage sollen alle ansprechen und nicht nur die Mensch, die sowieso an der Uni sind und sich mit Petra-Meurer beschäftigen.

Auch 2014 soll es Theateratage geben

Gefördert werden die Theatertage, genau wie der Petra-Meurer-Preis, von der DEW21. Kurator, Organisator und Moderator in Personalunion war allerdings Rainer Holl. Das sei zwar nicht immer eine leichte Aufgabe gewesen, habe ihm aber großen Spaß bereitet, wie er in Nachhinein sagt. Im nächsten Jahr sollen die Theatertage weitergehen. Dann würde Holl die Organisation jedoch gerne auf eine breitere Basis stellen. Gemeinsam mit Studierenden, besonders aus dem kulturwissenschaftlichen Institut, möchte er im nächsten Jahr die Petra-Meurer-Theatertage noch ein bisschen besser machen. Davon würden alle profitieren: die Veranstaltung werde bunter und die Studierenden könnten Praxiserfahrungen sammeln. Studierende, die gerne mitorganisieren würde, könnten sich gerne bei ihm melden, so Rainer Holl.

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