„Was bedeutet Geld für dich?“

„Was bedeutet Geld für dich?“ Diese Frage stand auf den Flyern der Studierenden für Nachhaltigkeit der FH Dortmund. Bei ihrem Aktionstag gingen sie gemeinsam dieser Frage nach: Unter anderem mit einem Vortag zum Thema „Social Banking“, einem vegetarischem Buffet, dem Film „Let’s make Money“ und dem Markt der Möglichkeiten, auf dem es zwar nichts zu kaufen, dafür aber allerlei Möglichkeiten und Aktionen gab.

Die „Studierenden für Nachhaltigkeit“ haben Nadine Richter und Anastasia Haidak erst vor wenigen Monaten gegründet. Beide studieren soziale Arbeit und lernten einander in einem Seminar für positive Psychologie kennen. Beide interessieren sich für das Thema Nachhaltigkeit. Mit einer ersten Aktion, einer Klamottentauschparty, haben sie auf sich aufmerksam gemacht und weitere Mitglieder gelockt. Derzeit sind sie zu sechst.

Nadine Richter und Anastasia Haidak, die beiden Gründerinnen der Studierenden für Nachhaltigkeit.

Nadine Richter und Anastasia Haidak, die beiden Gründerinnen der "Studierenden für Nachhaltigkeit". Fotos: Niklas Dummer

Mit ihrem Aktionsnachmittag zu Geld und Nachhaltigkeit wollten sie das Bewusstsein ihrer Mitstudenten für Geld wecken.

Bewusstsein für die Möglichkeiten des Geldes wecken

Dass dieses Bewusstsein erst einmal geweckt werden muss, weiß Sven Remer. Der Inhaber der Junior-Professur für Social Banking und Social Finance an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft ist Zeit seines Lebens an ökologischer Nachhaltigkeit interessiert. Aber es hat 30 Jahre und die Dotcom-Blase gebraucht, bis ihm bewusst wurde, dass auch Geld ökologisch-nachhaltig wirken kann.

Diese Erkenntnis versucht er im Auftrag des Institute for social Banking (ISB) weiterzugeben.

Gut 60 Studenten hörten Sven Remers Vortrag zu "Social Banking".

Gut 60 Studenten hörten Sven Remers Vortrag zu "Social Banking".

Das Institut wurde 2006 unter anderem von Julian Kühn gegründet, der aus dem Umfeld der Bochumer GLS Bank stammt. Sein Ziel war und ist es, aufzuzeigen, dass eine Art des Bankings möglich ist, die nicht das Geld als Endzweck hat, sondern das Soziale und Ökologische. Finanzieren kann sich das Institut durch die Unterstützung vieler „grüner“ Banken aus ganz Europa, unter anderem der niederländischen Triodos Bank und der GLS Bank.

Banken sind nicht per se schlecht

In seinem Vortrag an der FH Dortmund machte Remer deutlich, dass Banken nicht per se schlecht sind und dass die Wörter „Social“ und „Banking“ einander nicht ausschließen. Er versuchte, dabei kein Wissen zu vermitteln, sondern zu einem Bewusstseinswandel anzuregen, was den Umgang mit Geld angeht.

„In Deutschland haben wir es gut“, stellte Remer in Bezug auf die Banken fest. Die Sparkassen mit ihrem öffentlichen Auftrag, die Volks- und Raiffeisenbanken, die sich wieder stärker auf ihren sozialen Auftrag besannen und die privaten Banken bildeten ein „extrem gutes und ausdifferenziertes System“. Solange es eine arbeitsteilige Wirtschaft gäbe, sei ein funktionierendes Banksystem zwingend notwendig.

Denn Banken könnten das Geld vieler Sparer zusammenbringen und damit Unternehmer unterstützen, die Kredite bräuchten, um ihre Ideen umzusetzen. Dadurch würden die Sparer wiederum profitieren. Zudem würden Banken die Transaktionskosten reduzieren. Sie seien außerdem besser in der Lage, Risiken einzuschätzen, als der Sparer. Soweit die Theorie.

Mitglieder von attac informierten über die Organisation und ihre Aktionen.

Mitglieder von attac informierten über die Organisation und ihre Aktionen.

Der Virus Gier

In der Praxis funktioniere das System an einigen Stellen nicht. Wo genau, versuchte er mit den gut 60 Zuhörern im Dialog herauszufinden. Die Studenten sprachen vom „Virus Gier“, der Profitorientiertheit und Spekulationen mit Lebensmitteln.

Remer zeigte, dass sogar die Spekulationen mit Lebensmitteln nicht an sich schlecht seien. Eigentlich seien sie für Bauern gedacht, die vor der Ernte bereits Planungssicherheit bezüglich des Verkaufspreises haben wollten. „Allerdings wurde die Idee pervertiert.“

Und davon gelte es, wegzukommen. Seit der Bankenkrise rückten soziale Banken wie die GLS Bank oder die Umweltbank immer mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung. Banken, die nicht monetäre Werte als Grundlage ihres Handels sähen; für die Geld kein Selbstzweck sei, sondern ein Mittel, die Welt zum Positiven für die Gesellschaft zu gestalten; Banken, die transparent seien.

Noch viel zu tun

Dass Investmentbanker ihren Nimbus verloren hätten, die „grünen“ Banken wüchsen und die Deutsche Bank zumindest am Kulturwandel arbeite, wertete Remer als positive Zeichen. Trotzdem sei noch viel zu tun.

„Ich will jetzt kein Plädoyer halten, aber bringen Sie Ihre Kröten woanders hin“, lautete sein abschließender Rat an all jene, die noch Kunden der großen privaten Banken sind.

„Die Initiative geht meistens von Studenten aus.“

Besonders häufig hält Remer seinen Vortrag nicht. „Hochschulen fragen mich fast nie an. Die Initiative geht meistens von Studenten aus.“

Wie auf dem Plakat für den Aktionsnachmittag zu Geld und Nachhaltigkeit sollte der Baum am Ende des Tages aussehen.

Wie auf dem Plakat für den Aktionsnachmittag zu Geld und Nachhaltigkeit sollte der Baum am Ende des Tages aussehen.

Von Studenten wie den „Studierenden für Nachhaltigkeit“. Diese hatten auf den Markt der Möglichkeiten attac, die Verbraucherzentrale NRW und Oxfam eingeladen. An verschiedenen Ständen konnte man sich über die Organisationen und ihre Projekte und Aktionen informieren. Oxfam zum Beispiel ist eine unabhängige Hilfs- und Entwicklungsorganisation, die dafür arbeitet, dass sich Menschen in ärmeren Ländern eine Existenzgrundlage schaffen können.

Über 60 Studenten nahmen teil

Anastasia Haidak, eine der beiden Gründerinnen der „Studierenden für Nachhaltigkeit“, war mit der Resonanz sehr zufrieden. „Es waren über 60 Studenten hier. Damit hatten wir nicht gerechnet.“

Am Stand der „Studierenden für Nachhaltigkeit“ war ein Baum aufgemalt, an dessen Ästen man die grünen Flyer hängte. „Was bedeutet Geld für dich?“ Die Frage beantworteten die Studenten im Laufe des Tages mit: „Macht“, „Sicherheit“, „Unabhängigkeit“ und „Papier“.

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