Nach der Uni zum Sex mit dem Freier

Tanja führt ein Doppelleben.

Tanja möchte wegen ihres Doppellebens zwischen Studium und Prostitution unerkannt bleiben. Foto: stock.xchn

pflichtlektüre online: Wenn Männer bereits mit dir Kontakt aufgenommen haben, lehnst du sie manchmal auch ab? Hattest du schon einmal Probleme mit Männern, die eine Ablehnung nicht akzeptiert haben?

Tanja: Wenn ich eine Anzeige schalte, melden sich im Schnitt 200 Männer per Mail. Davon kann man circa 190 löschen, weil sie wieder die Anforderungen nicht gelesen haben oder jemanden suchen, mit der sie alles machen können – für am liebsten zehn Euro. Meistens lösche ich diese Mails direkt. Ein Mann fliegt aber auch raus, wenn er nicht bereit ist, mir ein Foto von sich zu schicken. Ich meine, ich will schließlich wissen, was mich erwartet. Und wer das eben nicht will, hat Pech gehabt. Probleme, so direkt, gibt es dabei nicht. Und wenn mir jemand dann beim Date doch nicht sympathisch ist oder die Situation sich für mich irgendwie komisch anfühlt, dann entschuldige ich mich und gehe wieder nach Hause.

pflichtlektüre online: Warst du trotzdem schon einmal in einer gefährlichen oder sehr unangenehmen Situation?

Tanja: Da ich mir meine Kunden gezielt aussuche, sind es immer sehr gebildete Männer in Führungspositionen, die mich respektvoll behandeln. Wenn ich zum Beispiel etwas nicht machen will, wird das akzeptiert. Ich spreche fünf Sprachen und studiere – und das gefällt den Männern und ist ihnen auch wichtig. Vor allem aber wollen auch viele eine Frau, die das eher privat macht. Also eben keine, die am gleichen Tag schon fünf Kunden hatte. Eine gefährliche oder unangenehme Situation hatte ich bisher noch nicht.
Aber ich muss auch zugeben, dass, wenn ich jemand neu kennen lerne, ich immer Pfefferspray und ein Messer dabei habe. Aber zum Glück habe ich ja immer ein bis zwei Stammkunden. Da kennt man sich schon besser und kann die Person relativ gut einschätzen.

pflichtlektüre online: Könntest du, wenn du wolltest, aufhören mit der Prostitution und,
sagen wir, als Kellnerin arbeiten?

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Tanja verdient mit der Prostitution im Monat rund 1000 Euro - mit einem Zeitaufwand von fünf Stunden. Foto: stock.xchn

Tanja: Ich möchte auf jeden Fall so schnell wie möglich damit aufhören, sobald ich einen Nebenjob habe, den ich einigermaßen mit der Uni verbinden kann und in dem ich vor allem auch genug für meinen Lebensunterhalt verdiene.

pflichtlektüre online: Wie siehst du deine Zukunft? Was geschieht nach dem Abschluss?

Tanja: Also meine Zukunft … naja … wenn alles glatt läuft, beende ich mein Studium und werde dann in die Richtung Kindermedizin gehen. Am tollsten wäre es natürlich, in der Zwischenzeit diesen Nebenjob an den Nagel hängen zu können und was anderes zu machen.

pflichtlektüre online: Was würdest du einer anderen Studentin sagen, die darüber nachdenkt, sich zu prostituieren?

Tanja: Das ist eine schwierige Frage. Man sollte gut darüber nachdenken, ob man das kann, mit fast fremden Männern zu schlafen und mit ihnen zu kuscheln. Vielleicht auch, ob man den eigenen Freund und die Freier unter einen Hut bekommt, also ob man das mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Ich würde auf jeden Fall davon abraten, in einem Bordell zu arbeiten – da man da im Schnitt pro Kunde nur 30 bis 50 Euro verdient. Eine andere Sache ist, dass wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat, man nicht mehr so einfach davon lost kommt, weil da auf einmal das viele Geld ist, das man in so kurzer Zeit verdient. Bei mir war das am Anfang sehr schwierig, weil ich in der Woche 400 bis 600 Euro verdient habe und man sich auf einmal so viel kaufen kann und das dann auch total auskostet.

Der Gedanke, das vielleicht auf Seite zu legen für später oder für den Moment, wo man den Job nicht mehr machen möchte, kommt einem erstmal nicht. Also, wenn jemand darüber nachdenkt, das tu machen, würde ich darauf achten, nicht zu viel damit zu verdienen. Wenn man irgendwann damit aufhören will, ist es total schwer zu akzeptieren, dass man auf einmal im Monat 400 Euro verdient – und das keineswegs wie vorher in zwei bis drei Stunden. Das ist ein Teufelskreis, und das macht es einem noch schwerer.

Interview: Johanna Rüschoff

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2 Comments

  • Eugenio aus kalrsuhre sagt:

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  • Nina aus Karlsruhe sagt:

    Ich bin eine Germanistikstudentin und arbeite SEHR gerne als Prostituierte, jeder weiß es, dass ich es mache. Ich will es nicht verheimlichen! Was ist das Problem? es ist eine ganz normale Tätigkeit wie jede andere! Es ist die einzige Möglichkeit, um mein Studium und Ausgaben zu finanzieren …

    [Anm. d. Redaktion: Ein Teil des Kommentars wurde gelöscht. Bitte macht keine Werbung für externe Portale.]

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