Vampir-Marathon in Oberhausen

Als Theaterleiterin Petra Rockenfeller am Sonntagmorgen an ihrem Arbeitsplatz ankam, warteten bereits 20 Fans vor der Lichtburg Oberhausen. Die Vorpremiere von „Twilight 4: Breaking Dawn: Biss zum Ende der Nacht. Teil 1“ fand an diesem Tag als Tetralogie statt. Zehn Stunden Kino standen den Zuschauern bevor.

Twilight-Poster-Wand in der Lichtburg Oberhausen Foto: Frank Worawski

Die Wand in der Lichtburg Oberhausen war mit vielen Twilight-Postern geschmückt. Foto: Frank Morawski

Zunächst einmal ein Geständnis meinerseits: Ja, ich bin Twilight-Fan. Und ich stehe dazu. Deswegen fiel die Entscheidung sehr schnell, als es hieß, in der Lichtburg werden alle vier Bis(s)-Filme am Stück gezeigt. Zehn Stunden Kino? Klar! Die Filme sind gut, die Sitze bequem, und eine warme Mahlzeit kann man im Café gegenüber bekommen. Also wurden bereits im September die Tickets im Mitternachtsverkauf erworben, die Vorfreude stieg und das lange Warten begann.

Wenn circa 300 Menschen aller Altersgruppen an einem Sonntag schon morgens um zehn Uhr ins Kino drängen, steht etwas Großes auf dem Programm: Die Lichtburg Oberhausen hat am 20. November für eingefleischte Fans einen Bis(s)-Marathon, mit allen vier Twilight Filmen vorbereitet. „Schon das Triple vor einem Jahr kam sehr gut an und die Fans fragten damals schon nach einer Fortsetzung. Und seitdem haben wir uns überlegt, wie wir das noch toppen können“, sagte Petra Rockenfeller.

Liebevolle Dekoration und Biss-Shirts für die Crew

Als dann endlich der Tag gekommen war, staunte ich nicht schlecht, als sich schon frühmorgens unzählige Frauen und Mädchen vor dem Kino versammelt hatten und ungeduldig auf den Startschuss zum Bis(s)-Marathon warteten. An diesem Tag wurde auch Breaking Dawn 4.1 zum ersten Mal in Deutschland in den Kinos gezeigt. Da wollte wohl jeder dabei sein, wenn die Liebesgeschichte zwischen Bella und Edward weiterging.

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Anja Schmid von der Agentur SehSternchen moderierte jeweils jeden Film an. Foto: Frank Morawski

Bereits im Foyer der Lichtburg war klar: Der Tag steht ganz unter dem Motto Twilight. Die Kino-Mitarbeiter trugen Twilight-T-Shirts, das Foyer war liebevoll mit Bast-Girlanden und roten Aloha-Ketten dekoriert und in der Ecke neben der Saaltür, war ein kleiner Sandstrand mit Liegestuhl und Palmen: Esme-Island. Die Insel, auf der Edward und Bella ihre Flitterwochen verbringen sollten. „Schon nach dem Triple standen wir vor einer Herausforderung für heute und haben uns Gedanken gemacht. Wir vom Team kennen alle die Bücher und wussten, dass im vierten Film die Flitterwochen stattfinden würden. Wir fragten uns, wie die Insel aussehen könnte und haben versucht, sie zu uns zu holen“, sagte Petra Rockenfeller.

Besonderer Einsatz für die Besucher

Die Besucherinnen waren begeistert und machten viele Erinnerungsbilder in der Strand-Ecke. Es waren hauptsächlich Frauen, die sich in den Sall drängten und sich dem „Wahnsinn“ einer Twilight-Tetralogie aussetzten. Es waren ab und an auch einige wenige Männer zu entdecken. Nicht viele, eher ein Bruchteil, aber sie waren da. Und sogar freiwillig, wie sie mir (auf Nachfrage) in den Pausen versicherten.

Foto: Frank Morawski

Esme-Island ist nicht fern: Mitten in der Lichtburg Oberhausen. Foto: Frank Morawski

Die Veranstaltung war gut organisiert: Vor jedem Film gab es eine kleine Moderation, die auf den jeweiligen Film einstimmen sollte und den Besuchern das Gefühl geben sollte, nicht Gast einer routinierten Massenveranstaltung zu sein, sondern dass sich die Mitarbeiter um das Wohlergehen des Publikums kümmern. „Viele Kinobetreiber haben heute Tetralogien angeboten. Wir müssen etwas tun, um uns von den Multiplexen zu unterscheiden. Dafür arbeitet das ganze Team und bringt seine Ideen mit ein“, sagte Kinobetreiberin Petra Rockenfeller.

Zwischen den einzelnen Filmen gab es jedes Mal Pausen, die ausreichend lang waren, dass auch wirklich jeder sich mit Snacks eindecken und zur Toilette gehen konnte. An diesem Tag mussten die wenigen männlichen Besucher sich die Toiletten mit der weiblichen Übermacht teilen, denn beim Anblick der unendlichen Warteschlange vor den Damentoiletten, stürmten die Ladys kurzerhand das Herrenklo.

Kino-Besucher kamen mit schwerem Gepäck

Die Besucher brachten an diesem Tag ganze Care-Pakete mit, um es sich im Kino so bequem wie möglich zu machen: Kissen, Decken, Getränke, Proviant und Knabbereien. All die Dinge, die man normalerweise nicht ins Kino mitnehmen darf, waren am Sonntag zwar nicht ausdrücklich erlaubt, aber zumindest geduldet.

Marina (40) und Mario (39) haben nicht an Kissen gedacht. Sie haben sich erst kurzfristig dazu entschlossen, den Marathon mitzuerleben. „Mein Mann Mario hat mich damit überrascht. Aber nächstes Mal würden wir besser vorsorgen.“ Die Freundinnen Birgit und Alex (beide 40) hatten einen ganzen Korb mit Verpflegung dabei: Magnesium, Essen, Trinken und Schmerztabletten für den Notfall. Letztere haben sie glücklicherweise nicht benötigt.

Vanessa Kornelius, Petra Rockenfeller, Melanie Fritsch, Tina Ebelt, Anja Schmid Foto: F. Morawski

Vanessa Kornelius, Petra Rockenfeller, Melanie Fritsch und Tina Ebelt spielten im selbstproduzierten Trailer zu Eclipse, Anja Schmid (vorne im Bild) moderierte die Veranstaltung. Foto: F. Morawski

Vor Beginn des dritten Twilight-Films „Eclipse“, wurde noch ein spezieller Trailer gezeigt: Die Kino-Crew der Lichtburg Oberhausen hatte vor Erscheinen des Films „Eclipse“ im vergangenen Jahr, als besondere Aktion für das Triple, den Original-Trailer nachgespielt und aufgenommen. Diesen bekam das Publikum nun noch einmal zu sehen. „Es ist jedes Mal ein Genuss, den Film zu sehen. Wir hatten soviel Spaß bei den Dreharbeiten. Und wir sehen so lächerlich darin aus. Ich habe gerade wieder Tränen gelacht, als der Film lief. Der ist saugeil“, sagte Petra Rockenfeller dem Publikum, immer noch lachend.

In der dritten und letzten Pause wurden spezielle, alkoholfreie „Liebescocktails“ im Foyer verteilt. Limo mit einem Schuss Himbeersirup, bevor es gegen 18 Uhr zurück in den Saal und zur ersehnten Premiere von „Breaking Dawn 4.1“ ging. Die Luft im Saal war mittlerweile stickig und abgestanden, da half auch das Öffnen des Notausgangs in den Pausen nichts. Doch hielt die schlechte Luft keinen davon ab, den Film zu genießen. Bevor es jedoch endlich losging, wurde den Fans noch ein weiterer Trailer gezeigt: Petra Rockenfeller hat nach eigenen Aussagen alles daran gesetzt, den Trailer zur einer neuen Buchverfilmung zu bekommen: Der Saga die Tribute von Panem . „Der Trailer ist bisher noch nicht in den Kinos angelaufen, den habe ich für heute besorgt, um dem Publikum etwas Besonderes zu bieten. Und die Tribute von Panem wird hoffentlich genauso gut beim Publikum ankommen, wie die Twilight-Saga“ sagt sie.

Der Sauerstoffgehalt nimmt ab, die Stimmung steigt

Zu „Breaking Dawn 4.1“ wurde gemeinsam von zehn runtergezählt, und als der Vorhang endlich ein letztes Mal aufging, wurde laut applaudiert und gejubelt. Danach konnte man im Saal eine Stecknadel fallen hören, niemand redete oder packte mehr Snacks aus knisternden Tüten aus. Jeder schaute gebannt auf die Leinwand.

Die Luft im Kino wird immer dicker, in den Pausen strömen die Besucher nach draußen. Foto: F. Morawski

Weil die Luft im Kino immer dicker wird, genießen die Besucher die Pausen im Freien. Foto: Frank Morawski

Nach zehn Stunden Kino-Marathon drängten etwa 300 erschöpfte, aber lachende Menschen zu den Ausgängen. Als bereits ein Drittel aus dem Kinosaal war, flimmerte noch eine letzte Szene über den Bildschirm, und schlagartig blieben alle hinausdrängelnden Menschen stehen, alle verstummten und schauten zur Leinwand: Es lief der Cliffhanger zum nächsten Teil, eine Szene, die bereits aus dem Film-Trailer bekannt ist. An der Saaltür angekommen bekam jeder Besucher einen Twilight-Button und eine Infobroschüre zu einem neuen Kino-Film: „Die Tribute von Panem“.

Die Strapazen des langen Tages hat niemand bereut. „Es war super! Ich hab es mir schlimmer vorgestellt, aber sogar das lange Sitzen ging“, sagte Birgit. Nicole (31) hat es auch gefallen: „Es war sehr interessant. Ich würde mich auch nochmal für fünf Filme hier reinsetzen.“ Mario sagte: „Meine Frau vergisst immer, worum es in den Filmen vorher ging. Und die Filme so am Stück zu sehen ist schon sinnvoll, bevor man einen neuen Film guckt.“ Er und seine Frau Marina überlegen sich auch alle fünf Filme am Stück im Kino anzuschauen.

Kinobetreiberin Petra Rockenfeller machte sich noch am selben Abend der Tetralogie Gedanken darüber, wie die Veranstaltung noch besser werden könnte, wenn „Breaking Dawn 4.2″ im Jahre 2012 erscheint.

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