Wenn ein Hase plötzlich Eier legt

Die Kinder rennen vor lauter Vorfreude durch den Garten. Sie schauen unter die Büsche, blicken in die Hecke, öffnen die Tür zum Gartenhaus. Überall schauen sie nach, um sie zu finden: gefärbte Ostereier und Schoko-Hasen – gebracht vom Osterhasen. Doch wieso bringt ein Hase eigentlich die Eier? Aber nicht nur die Frage nach dem Tier stellt sich, sondern auch die nach den Eiern: Es könnte doch auch Kuchen, Eis oder Chips sein.

Wer schon einmal bei einer Geburt von Hasenbabys dabei war, dem ist eins aufgefallen: Die Jungtiere kommen nicht in Eiern auf die Welt, sondern ganz ohne harte Schale. Deshalb würde es auch näherliegen, wenn es ein Osterhuhn geben würde, das Eier bringt – und natürlich auch legt. Wieso es dann doch der Hase an Ostern wurde – darüber wird viel spekuliert. Das hier ist die verbreitetste Theorie: Die germanische Fruchtbarkeitsgöttin Eostre hatte als Symbol den Hasen. Grund dafür ist, dass sich Hasen so schnell vermehren. Schon vor dem Christentum wurde zu Zeit von Ostern das Fest des Frühlingsanfangs, also das Fest der Eostre, gefeiert. Es bekam den Namen „Ostara“ und wurde während der Christianisierung zu „Ostern“. Und so wurde der Hase wegen der Göttin Eostre zum Ostersymbol.

Osterhase und Eier

Vom Symbol einer Göttin zum Ostereier-Boten – eine von vielen Theorien zu dem Osterhasen. Foto: Johanna Daher

Außerdem gelte der Hase in Kunst und Architektur der Antike als Sinnbild von Leben und Wiedergeburt. Ab dem späten Mittelalter hätte die Kirche den Hasen zu Ostern als Sinnbild für die Wiederauferstehung Christi eingesetzt, so eine Theorie.  Der Theologe Manfred Becker-Huberti sieht das anders. Für  ihn entstand der Brauch des Osterhasen so: „Die Kinder aber wollten wissen, wer die Eier versteckt hatte – und das konnten ja schließlich nicht die Eltern sein, die das ja auch Weihnachten nicht waren. Es kamen zahlreiche Tiere in Vorschlag wie Kranich oder Fuchs. Der Hase kam in Süddeutschland auf und setzte sich bei den reformierten Christen durch. Die Katholiken dagegen lehnten den Hasen zunächst ab.“ So kam es dazu, dass je nach Region verschiedene Tiere die Ostereier brachten. Böhmen hatte einen Hahn, Thüringen den Storch, die Schweiz den Kuckuck und Teile Westfalens den Osterfuchs. Erst seit dem 17. Jahrhundert gibt es für alle den Osterhasen.

1682 wird der Osterhase zum ersten Mal in einem Werk erwähnt. Medizinprofessor Georg Franck von Frankenau schrieb gerade eine Abhandlung mit dem Namen: „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“. Darin erklärt er, wieso es ungesund sei, zu viele Eier zu essen und erwähnt dabei ausdrücklich den Osterhasen.

In der Katholischen Kirche wurde er dann später auch anerkannt, berichtet Theologe Becker-Huberti weiter: „Populär wurde der Hase als Eierlieferant auch bei den Katholiken erst nach 1900. Erstens weil er in der Kinderliteratur auftauchte („Häschenschule“), zweitens weil er auf den Tüten mit künstlicher Eierfarbe abgebildet war und drittens vor allem, weil die aufkommenden Schokoladenhohlfiguren den Hasen darstellten.“ Trotzdem werde der Osterhase unter manchen Christen kritisch gesehen, wegen dem eigentlichen Gedanken von Ostern: „Der so genannte Osterhase hat das eigentliche Ostertier arg an den Rand gedrängt, das Lamm Christi oder Agnus Dei, eben Christus in der Gestalt des makellosen, fehlerfreien Lammes, das als Opfertier geschlachtet wurde.“

Warum der Hase Eier bringt

Bunte Ostereier

Jedes Jahr aufs Neue: Familien färben Ostereier in unterschiedlichsten Farben. Foto: Johanna Daher

Im alten Babylonien, Ägypten und Persien galten Eier ebenfalls als Symbol für Fruchtbarkeit, erneuertes Leben und Erneuerung der Natur. So passt dieses Nahrungsmittel ebenfalls zur Bedeutung des christlichen Osterfestes, wie Theologe Manfred Becker-Huberti erzählt: „Das Ur-Osterei, ein gekochtes und rot bemaltes Ei, symbolisiert das harte und kalte Grab Christi, bei dem aber die Farbe Rot das noch vorhandene Leben und die Auferstehung verkündet.“

Auch heute noch färben wir Ostereier, achten aber eher darauf, was schön aussieht. Dabei haben auch die Farben eine besondere Bedeutung. Im Christentum sieht es so aus: Gelb steht für „Erleuchtung und Weisheit“, rot für den „Tod Christi“, weiß ist die „Reinheit“, grün „Jugend und Unschuld“ und orange bedeutet „Kraft, Ehrgeiz“.

Letztendlich wurden also zwei verschiedene Symbole – der Hase und die Eier – zusammengeführt, nur weil sie dasselbe bedeuten. Also ein Hase, der plötzlich Eier legt.  

 

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