Als dem Nashorn plötzlich Flügel wuchsen

Jeder, der nicht aus Dortmund kommt, reagiert wahrscheinlich erstmal erstaunt: Wieso steht da ein geflügeltes Nashorn? Und warum gibt es so viele von diesen ungewöhnlichen Tieren, mit Aufdrucken von allerlei unterschiedlichen Unternehmen und Vereinen in Dortmund? Dies ist die Geschichte über ein geflügeltes Nashorn, das sich plötzlich vermehrte.

Es ist um die Jahrtausendwende, als das geflügelte Nashorn geboren wird. Das Dortmunder Konzerthaus sucht zu dieser Zeit nämlich ein Wappentier und schreibt deshalb sein Logo aus. Das ungewöhnliche Nashorn gewinnt letztendlich aus mehreren Gründen. Katharina Kierig, Pressesprecherin vom Konzerthaus Dortmund, erklärt, wieso es ausgerechnet ein Nashorn geschafft hat: „Zum einen gehört das Nashorn zu den Tieren mit dem besten Gehör. 80 Prozent gehen auf diese Sinnesleistung zurück. Das liegt daran, dass es seine Ohren so drehen kann, dass es 360° abdeckt. Das soll für unser Konzerthaus symbolisieren, dass, egal wo man sitzt, ob vorne oder hinten, man überall eine gute Akustik hat.“

Die nächste Besonderheit sind die Flügel. Doch auch die haben eine spezielle Symbolik, ergänzt Kierig: „Die Flügel hat es bekommen, weil die Musik Flügel verleiht, beflügeln soll. Sonst ist es ja eher ein plumpes Tier, bei uns aber nicht.“

So setzte sich das geflügelte Nashorn zunächst im Konzerthaus durch. Verblüffend aber, wieso ihr sonst zweidimensionales Logo heute überall in Dortmund in 3D und zwar von verschiedenen Unternehmen und Vereinen steht. Grund dafür ist eine Aktion zur WM 2006: Das Konzerthaus erlaubt Dortmunder Unternehmen, sein Markenzeichen, das Nashorn, als Skulptur zu kaufen. „Und so ist es schließlich eine Dauerinstallation geworden. Bis heute werden immer wieder neue gestaltet.“, sagt Pressesprecherin Kierig.

Wer ein geflügeltes Nashorn noch unbemalt kaufen möchte, muss sich an das Unternehmen „belllucci“ wenden. Die Inhaber Manfred und Helga Schepp besitzen nämlich die Rechte für das dreidimensionale Tier. Dort wird die Roh-Form hergestellt, anmalen kann es der zukünftige Besitzer selbst – oder er wird von den Schepps an einen Künstler vermittelt. Das Tier besteht aus Kunststoff, welcher mit Glasfaser verstärkt wird und ist immer 2,50 mal 1,80 Meter groß. Und so steht es um den Preis: „Man kann es nicht umbedingt eins zu eins umrechnen, aber ein Nashorn kostet ungefähr 2300 Euro plus eine Betonplatte, die man aber nicht nehmen muss.“, erklärt Helga Schepp.  Nur wenn die Tiere auf öffentlichem Boden stehen sollen, müssen sie bei der Gemeinde angemeldet werden. Die Anzahl der geflügelten Nashörner in Dortmund schätzt sie auf 120-130 (siehe Übersicht oben).

Fotos und Zeichnung: Johanna Daher 

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