Wissenswert: Sind Spinnen ein Indiz für gutes Raumklima?

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Sie hocken in den Kellerecken, spannen ihre Netze an der Decke von Schlafzimmern und sehen für viele zum Fürchten aus. Spinnen wollen nur die wenigsten Menschen in ihrer näheren Umgebung haben. Dabei gibt es das Gerücht, dass sie in der Wohnung ein Indiz für gute Raumluft sind. Sollten wir den Tieren also doch einen Platz in unserem Heim anbieten – als eine Art natürliche Alarmanlage?

Die klare und dem Ruf der Spinne nicht hilfreiche Antwort ist: Nein. „Das ist totaler Kokolores. Genauso wie ‚Pferde haben keine Nieren‘, ‚Fledermäuse fliegen in Frauenhaare‘ und ‚Im Loch Ness schwimmt ein Monster herum'“, sagt dazu Julia Altman vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt. „Man hört es immer wieder, es ist aber überhaupt nichts dran.“

Dabei klingen die Argumente der vielen Befürworter der Theorie im Internet teilweise durchaus nachvollziehbar. Spinnen, so heißt es, würden eher trockene Luft bevorzugen. Bei Feuchtigkeit könnte es passieren, dass ihre dünnen Beine aneinander festkleben. Doch wer schon einmal die Spinnen in dunklen und oftmals auch feuchten Kellern gesehen hat, weiß, dass es so einfach nicht ist. „Es gibt in Deutschland knapp über 1000 Spinnenarten. Und jede davon hat andere Ansprüche an ihre Umwelt. Das kann man also nicht verallgemeinern“, sagt Julia Altmann. Es ist also anzunehmen, dass sich einfach die Spinnen in der Wohnung ansiedeln, denen die Raumluft gerade passt.

Doch keine Alarmanlage

Auch das Argument, dass Spinnen besonders empfindlich auf Umweltgifte und gefährliche Dämpfe aus Möbeln reagieren würden, kann Julia Altmann entkräften. „Die meisten Spinnen leben überhaupt nicht lange genug, um von irgendwelchen Umweltgiften beeinträchtigt zu werden. Das ist so wie bei einem Schäferhund in der Nähe von Tschernobyl“, sagt Altmann. Der könne zwar auch verstrahlt werden, würde aber gar nicht lange genug leben, als dass irgendwelche Folgeerscheinungen bemerkbar wären. „Und überhaupt, wie will man denn nachweisen, dass die Spinne tatsächlich an einem Umweltgift gestorben ist?“

Woher der Mythos stammt, kann sich Julia Altmann nicht erklären. Eine interessante, wenn auch nicht nachgewiesene Erklärung gibt der Autor des Blogs BionetworX: Da auf Bauernhöfen aufgrund der Nähe zwischen Stall und Wohnhaus viele Fliegen in der Wohnung zu finden sind, würden sich dort auch zwangsläufig viele Spinnen ansiedeln. Daraus sei dann die gedankliche Verbindung zwischen der Anzahl an Spinnen und der „guten Landluft“ entstanden. 

Keine Panik – deutsche Spinnen sind harmlos

Denn dafür sind Spinnen tatsächlich gut – sie fangen die nervigen Fliegen aus der Wohnung. Und auch wenn an der Raumlufttheorie (leider) nichts dran ist, eigentlich gibt es keinen Grund, die Krabbler mit dem Staubsauger aufzusaugen oder auf andere Weise aus der Wohnung zu bugsieren. In Deutschland gibt es keine Spinne, die dem Menschen gefährlich werden kann. „Das schlimmste ist der Biss des Dornfingers. Der tut ein bisschen weh und kann für zwei bis drei Tage eine Rötung hervorrufen“, sagt Altmann. Glücklicherweise kommt dieser aber tatsächlich nur in sehr trockenen Gebieten vor. Und nicht in der heimischen Zimmerecke.

Teaserbild: core86  / pixelio.de

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