Weltnichtrauchertag: Das Fest der Kopflosen

Weltnichtraucher

Seit 1987 ist er der Feiertag der Tabakverweigerer: Der Weltnichtrauchertag ist nach Schockbildern und Rauchverboten wieder mal ein Anlass, seiner Abneigung gegenüber Glimmstängeln Raum zu verschaffen. Militante Nichtraucher hetzen mit Statistiken gegen überzeugte Raucher, welche sich wiederum mit abfälligen Kommentaren wehren. Unser Autor findet: Beide machen etwas falsch.

Als 2003 die ersten Warnhinweise auf Zigarettenschachteln erschienen, war ich elf Jahre alt. Schon damals war für mich klar: Rauchen ist ungesund. Sätze wie „Rauchen kann tödlich sein“ oder „Raucher sterben früher“ waren dementsprechend wenig überraschend. Die Verfasser müssen tatsächlich geglaubt haben, dass Raucher sich den Konsequenzen ihrer Sucht nicht bewusst wären. Seit Mai müssen Zigarettenhersteller Schockfotos nun zusätzlich auf ihre Schachteln drucken. Verklebte Lungen oder Raucherbeine animieren zum aufhören und verstören Kinder ausreichend, damit diese gar nicht erst anfangen. Clever!

Zwar ist die Anzahl der pro Kopf gerauchten Zigaretten in den letzten zehn Jahren stark zurückgegangen, der Umsatz mit Zigaretten ist trotzdem weiter gestiegen. 21,7 Milliarden Euro hat die Tabakindustrie im vergangenen Jahr am Zigarettenverkauf verdient. Die Hersteller drucken fleißig Warnbotschaften und verdienen sich trotzdem eine goldene Nase. Reglementierungen haben ihnen offensichtlich nicht geschadet.

Trotzdem gibt es Leute, die mit dem Rauchen aufhören. Das ist löblich. Eigentlich. Denn in Wirklichkeit sind Aufhörer die schlimmsten. Mein Mitbewohner zum Beispiel. Erst hatte er die Wohnung zwei Jahre lang mit seinem Zigarettenqualm verpestet. Dann hat er aufgehört und hetzte noch am selben Tag gegen seine rauchenden Mitmenschen. Sowas ist Blödsinn. Zumal er die gleichen Angewohnheiten erst vor Kurzem abgelegt hatte. 

Rauchende Eltern ≠ rauchende Kinder

In den sozialen Netzwerken geistern die unterschiedlichsten Meinungen unter dem Hashtag „Weltnichtrauchertag“ herum. Mit Unverständnis lese ich den Tweet von Vegaytarier: „Und Kinder aus Raucherhaushalten rauchen statistisch gesehen häufiger. Auch von den Eltern geht also eine Vorbildfunktion aus.“ Als Kind einer Raucherfamilie kann ich mir das nicht erklären. Kalter Zigarettengeruch oder nach Rauch riechende Kleidung sind bestimmt nicht die angenehmsten Kindheitserfahrungen. Es war für mich dementsprechend eher abschreckend als ansteckend.

Doch das eigentliche Problem am Weltnichtrauchertag ist der Tag an sich. Er löst unnötige Diskussionen aus. Denn am Ende bleibt es dabei: Die „White Knights“ unter den Nichtrauchern versuchen, Dauerkonsumenten zu missionieren. Und diese zünden sich währenddessen vor den Türen ihrer Stammkneipe eine Kippe an und verfluchen den Tag, an dem das Nichtraucherschutzgesetz verabschiedet wurde. Der heutige Tag hat nur Verlierer.

Beitragsbild: flickr.com/photos/btrematore

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