20 Millionen Dollar pro Folge: Die teuersten Serien der Welt

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Hinterlistige Intrigen, blutige Schlachten und angsteinflößende Drachen – der Machtkampf um den eisernen Thron geht weiter in der sechsten Staffel der US-Kultserie „Game of Thrones“. Die Produzenten sprechen von der besten Staffel, die sie je gemacht haben. Und auch die Produktionskosten brechen neue Rekorde.

Die Ausgaben für die GoT-Staffel sind um einiges höher, als in den letzten Staffeln, berichtet das US-Magazin „Entertainment Weekly“. Die zehn neuen Folgen sollen mindestens 100 Millionen US-Dollar, jede einzelne mehr als zehn Millionen Dollar gekostet haben. In den letzten Jahren lag der Preis für eine Episode noch bei sechs Millionen. Aber mehr geht immer. „Game of Thrones“ ist bei weitem nicht die teuerste Serie.

Nur wenig Geld fließt in die Technik

Eine Folge der teuersten Serie jemals kostete den amerikanischen Pay-TV-Sender HBO 20 Millionen US-Dollar. Die Rede ist von der Miniserie „The Pacific“ aus dem Jahr 2010. Viel Geld für eine Stunde Fiktion. Wo fließt das ganze Geld hin?

Frank Döhmann ist Filmproduzent und stellvertretender Rektor der Kunsthochschule für Medien in Köln. Dort führt er seine Schüler nicht nur an Drehbücher und Drehplanung heran. Auf dem Lehrplan steht auch das Finanzielle. Der größte Posten in der Produktion seien in der Regel die Gagen des Teams, erklärt Döhmann: „Dazu gehören neben den Darstellern auch der Stab, also zum Beispiel Regisseure und Autoren.“

In die Technik und Postproduktion fließe verhältnismäßig wenig Geld. Selbst bei aufwendiger digitaler Bildbearbeitung wie im Fall „Game of Thrones“ mache dieser Posten nur wenige Prozentpunkte der Gesamtkosten aus. Anders sei es mit den Gagen, die könnten sich durchaus stark entwickeln: „Game of Thrones hatte von Anfang an einen Mördererfolg, dadurch erhöhten sich die Gagen dramatisch“, erklärt der Professor für Filmproduktion.

Ein gutes Beispiel ist die Serie „Friends“, die von 1994 bis 2004 lief. Die meisten Szenen spielen in einer Kaffeebar oder dem Apartment der Protagonisten. Die Kosten waren daher zunächst überschaubar. Als die Serie populärer und die Hauptdarsteller um Jennifer Aniston und Courtney Cox bekannter wurden, forderten sie mehr Geld. In der letzten Staffel verdiente jeder der sechs Hauptdarsteller eine Millionen Dollar pro Folge. Insgesamt kostet eine Folge „Friends“ ohne Spezialeffekt und aufwendige Bildbearbeitung stolze 10 Millionen Dollar, schreibt das Onlineportal „FinancesOnline.com„.

Die fünf teuersten Serien des Jahrhunderts

„Die preiswertesten Serien sind die, die im Hier und Jetzt spielen“, erklärt Döhmann. Sobald die Handlung historisch sei, würden mehr Kosten für Kostüm und Kulisse anfallen. Bei Fantasyserien kommen meist noch Bildbearbeitung und Spezialeffekte hinzu. Die teuersten Serien des Jahrhunderts sind daher alle historische Serien oder Fantasyserien, wie „Game of Thrones“. Im Pflichtlektüre-Ranking zeigen wir euch die teuersten Serien der letzten 15 Jahre: 

Platz 1: The Pacific
Die bisher teuerste Serie ist „The Pacific“ und kostete 20 Millionen Dollar pro Folge. Bei zehn Folgen also insgesamt 200 Millionen. „The Pacific“ stammt wie GoT vom Pay-TV-Sender HBO. Zu den Produzenten zählen Steven Spielberg und Tom Hanks. Die Serie spielt während des Zweiten Weltkriegs, allerdings nicht in Europa, sondern in den pazifischen Kriegsschauplätzen. Die zehn Folgen liefen zwischen März und Mai 2010. „The Hollywood Reporter“ berichtet, dass HBO zunächst nur mit 100 Millionen rechnete. Während der Produktion entwickelte sich das Format aber zu teuersten Serie aller Zeiten. 
Platz 2: Band of Brothers
12,5 Millionen Dollar kostete eine Folge „Band of Brothers“, die zehn Folgen der ersten und einzigen Staffel insgesamt 125 Milllionen. Das berichtet die New York Times. Auch diese Serie kommt aus dem Hause HBO und lief von September bis November 2001. Die Serie zeigt die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs aus Sicht von US-Streitkräften. 
Platz 3: Game of Thrones
Bis Staffel 5 gab der Pay-TV-Sender HBO noch sechs Millionen Dollar pro Folge aus. Die sechste Staffel von „Game of Thrones“ soll hingegen 100 Millionen Dollar gekostet haben, berichtet das Magazin Entertainment Weekly. Das sind zehn Millionen Dollar pro Folge. Die Fantasyserie spielt auf dem fiktiven Kontinent Westeros. Dort kämpfen sieben Königshäuser um die Herrschaft über die sieben Königslande. Das „Spiel der Throne“ begeistert Fans seit fünf Jahren mit überraschenden Wendungen und spektakulären Schlachten.
Platz 4: Marco Polo
Die Drama-Serie „Marco Polo“ ist die teuerste Produktion des Stremingsdienstes Netflix. Die erste Staffel kostete laut dem amerikanischen Technikportal „TheVerge.com“ 90 Millionen Dollar. Die Staffel hatte 10 Folgen, die somit jeweils neun Millionen Dollar kosteten. Die Serie lief zum ersten Mal im Dezember 2014. Es geht um den gleichnamigen Händler und Seefahrer. Sein Vater lässt den jungen Marco Polo als Pfand am Hof von Kublai Khan, dem Enkel von Dschingis Khan. Für Juli 2016 hat Netflix eine zweite Staffel angekündigt. 
Platz 5: Rome
Die Serie „Rome“ kostete etwas weniger als neun Millionen Dollar pro Folge. Eine Staffel mit zwölf Folgen schlug mit etwa 100 Millionen Dollar zu Buche. „Rome“ spielt zur Zeit des Römischen Reiches. Die erste Staffel beginnt mit dem Aufstieg Caesars und endet mit dessen Ermordung. Die ersten zwölf Folgen liefen im Jahr 2005 in den USA auf dem Pay-TV-Sender HBO und in Großbritannien bei der BBC. Die beiden Sender produzierten die Serie gemeinsam. Die zweite Staffel lief im Jahr 2007. Eine Fortsetzung ist bis heute nicht geplant. 

Im Ranking fällt auf, dass vier der fünf teuersten Serien vom Pay-TV-Sender HBO produziert wurden. Ist das amerikanische Bezahlfernsehen eine Schmiede für weltweit erfolgreiche Serien?

Frank Döhmann sieht einen Vorteil des US-Pay-TVs gegenüber den europäischen Anbietern: „Es ist anstrengend, einen US-Free-TV-Sender zu schauen.“ Dort laufe schlicht zu viel Werbung. Viele Zuschauer würden daher auf das bezahlte Fernsehen umsteigen. In Deutschland biete das öffentlich-rechtliche Fernsehen aber viele qualitative Inhalte. „Pay-TV ist bei uns eigentlich nicht notwendig“, folgert der 59-jährige Professor, „In den USA macht es aber durchaus Sinn.“

USA: Standort für Kreative aus der ganzen Welt

Erfolgreiche Konzepte werden zwar meist in den USA gedreht und produziert, Regisseure und Produzenten kommen aber aus allen Ecken der Welt, sagt Frank Döhmann: „Die USA sind ein Standort, wo viele Kreative aus aller Welt sind.“ Vor allem in Los Angeles würden Filmschaffende aus allen Ländern der Welt in neue Projekte investieren.

Auch in Zukunft werden aufwendige und teure Serien produziert, ist sich Döhmann sicher. Und das obwohl, es immer mehr billige Reality-Formate gibt. „Dazwischen wird der Aufwand runtergefahren, das Mittelfeld verschwindet.“

Zeichnung: Kira Schacht

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