Arbeiten in der Zukunft:
Krempelt das Studium um!

Die Art und Weise, wie wir arbeiten, wird sich in Zukunft stark verändern, sagen Experten. Unsere Jobs werden digitaler, flexibler und individueller. Gleichzeitig wird sich auch unser Verständnis von Beruf wandeln. Arbeitnehmer werden in Zukunft nicht mehr die eine feste Aufgabe übernehmen. Stattdessen werden sie viele verschiedene Dinge machen. Eine Ausbildung mit einem bestimmten Berufsziel ist dann sinnlos. Unser Bildungssystem muss darauf reagieren – ist aber Lichtjahre von einer Anpassung entfernt. Ein Kommentar.

Der Arbeitstag beginnt um neun Uhr morgens und endet pünktlich um 17 Uhr. Gemacht wird, was die Chefs anordnen. Mittagspause ist um 12, um 15 Uhr gibt es Kaffee. So oder so ähnlich sieht der Arbeitsalltag vieler Menschen in Deutschland aus. Arbeit bedeutet für sie nichts anderes, als eine gewisse Zeit im Büro abzusitzen. Das ist anstrengend, ermüdend und demotivierend. Spaß ist wenn überhaupt meist ein Zufallsprodukt. Denn wer schon morgens an den Feierabend denkt, für den wird die Arbeit auf kurz oder lang zur Qual.

Dabei muss Arbeit Spaß machen! Schließlich nimmt sie einen Großteil unseres Lebens ein. In starren Strukturen, wie die meisten von uns sie kennen, ist das allerdings nur schwer möglich. Angestellte fühlen sich häufig nur als notwendige Rädchen in einem riesigen Uhrwerk, die ihren Dienst im Auftrag von oben ableisten. Erfüllung und Selbstverwirklichung? Fehlanzeige.

Die Lösung des Problems kommt quasi von selbst auf uns zu. In der Zukunft werden Maschinen die klassische Arbeit übernehmen. Menschen werden dazu da sein, Probleme zu lösen. Und das können jeden Tag andere sein. Jeder Mitarbeiter muss sich in vielen verschiedenen Bereichen auskennen. Ein „Portfolio von Fähigkeiten“ nennen das Experten. Der klassische Beruf, der sich auf ein Feld konzentriert, hat dann ausgedient. Und mit ihm das bedrückende Gefühl, stoisch Stunden abzusitzen und jeden Tag das Gleiche zu machen.

Universitäten müssen freier werden

Aber wie soll die Umstellung funktionieren? Schon von früh auf lernen wir, dass wir später einen bestimmten Beruf ausüben werden. In der Schule konzentrieren wir uns auf festgelegte Schwerpunkte. Und auch an der Universität oder in der Ausbildung verfolgen wir ein bestimmtes Berufsziel. Unser Bildungssystem ist nicht zukunftsorientiert. Schulen, Unis und sogar Kindergärten müssten ihr Konzept komplett neu denken, um moderne Arbeitsweisen zu ermöglichen.

Vor allem die Universitäten müssen freier werden. Auch viele Studierende sitzen nur ihre Seminare ab, um genügend Punkte für ihren Abschluss zu sammeln. Druck kommt in diesem Fall nicht vom Chef, sondern von der Uni selbst. Die Regelstudienzeit gibt vor, bis wann jeder Studierende seinen Abschluss in der Hand halten sollte. Wer das nicht schafft, gilt schnell als gescheitert. Und Menschen, die grundsätzlich ein wenig länger für alles brauchen, sind die vermeintlichen Versager. 

Alles muss viel individueller werden. Und flexibler. Um am Ende ein Portfolio an Fähigkeiten nachweisen zu können, muss jeder Studierende Zugang zu allen Bereichen der Universität erhalten. Die starren Strukturen der Studienordnung stehen dem zu sehr im Weg.

Die Politik ist behäbig – aber das darf keine Ausrede sein

Es ist Aufgabe der Politik, das alles zu ändern. Doch auch dort sind die Strukturen starr, die Prozesse behäbig. Bildung ist Ländersache. Um der Digitalisierung entgegenzukommen, muss Deutschland aber zusammen agieren. Einzelne Universitäten, die diesem Modell folgen, sind nicht genug. Die Bundesländer müssen in dieser Sache aufeinander zugehen und gemeinsam ein Konzept entwickeln. Das ist unwahrscheinlich – aber der Lauf der Zeit wird danach verlangen.

Auch die Unternehmen werden noch ein wenig Zeit brauchen, um Prozesse neu zu denken und zu überarbeiten. Es wird allerdings der Zeitpunkt kommen, an dem das für Arbeitnehmer spürbar wird. Wenn das Bildungssystem nachziehen muss, wird das zum Problem. Es besteht die Gefahr, dass junge Menschen beim Berufseinstieg in innovative, digitale und international ausgerichtete Unternehmen nicht klarkommen und gefrustet sind. Das dürfen wir ihnen nicht zumuten.

 

Titelbild: Universität Salzburg (PR)/Flickr (lizensiert nach Creative Commons)

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