Wenig Bock auf Bildungsstreik

Bei der ersten großen Dortmunder Bildungsstreik-Demo des Jahres sind an diesem Mittwoch knapp 300 Schüler und Studenten für bessere Bildung auf die Straße gegangen. Ihr Plädoyer: Weg mit den Studiengebühren, mehr Geld für die Unis und mehr Demokratie an den Hochschulen. Hatten die ASten mit diesen Forderungen noch im vergangenen Herbst die Massen mobilisiert, war die Resonanz diesmal eher ernüchternd.

Die Demonstranten entschieden sich spontan für einen Sitzstreik mitten auf dem Wall.

Die Demonstranten entschieden sich spontan für einen Sitzstreik mitten auf dem Dortmunder Wall. Foto: Caroline Nargorski

Die ASten von TU und FH haben die Demo gemeinsam organisiert.  Um 10 Uhr versammeln sich die ersten Leute rund um die Katherinentreppe am Hauptbahnhof. Ein paar Gruppen hier, ein paar Interessierte dort. Von Menschenmassen jedoch keine Spur. Am Wetter dürfte es nicht liegen. Dennis Schneider, Student an der TU Dortmund und Mitglied des Komitees für freie Bildung (KffB), ist der Meinung, dass die ASten die Demonstration zu spät verkündet haben. Das KffB ist eine studentische Organisation, die unabhängig vom AStA agiert. Mit dem Engagement des AStAs ist das KffB nach eigenen Angaben nicht zufrieden, letztlich verfolge man aber die gleichen Ziele.

Kampf gegen Studiengebühren: „Es gibt andere Wege.“

Patrick Massopust, Student und AStA-Vorsitzende der FH Dortmund fordert freie Bildung

Patrick Massopust, Student und AStA-Vorsitzender der FH Dortmund, fordert freie Bildung. Foto: Caroline Nargorski

Erster Punkt auf der Agenda ist die Abschaffung der Studiengebühren. Lars Koppers, Mitglied des AStA an der TU, fordert die Abschaffung der Studiengebühren, sieht aber parallel die Gefahr, dass „das für einige Studiengänge den Untergang bedeuten würde.“ Trotzdem ist er der Meinung, dass „die Lücken in der Grundversorgung nicht von Mitteln aus den Studiengebühren bezahlt werden sollen. Es gibt andere Wege.“ Patrick Massopust, Vorsitzender des AStAs der FH, sieht das ähnlich. Er wünscht sich  zudem mehr  Demokratie an den Hochschulen. Die konkrete Forderung: Abschaffung des Hochschulrates. Denn in diesem sitzen lediglich externe Vertreter und keine Studierenden. „Wir haben somit keine Chance, hier mitzuwirken und wollen, dass sich das so schnell wie möglich ändert. Deshalb stehen wir heute hier und kämpfen für unsere Rechte“, betonen Massopust und Koppers.

Parteien demonstrieren mit

Mittlerweile wird es lauter und die Trillerpfeifen sorgen für ordentlich Lärm. Neben den Mitgliedern der ASten, Studenten und Schülern versammeln sich ebenfalls Gruppen zweier Parteien: Die Jungen Grünen und die Piratenpartei sind mit am Start. Dennis Schneider vom KffB empfindet die Parteifahnen als störend, „schließlich ist es hier keine Wahlkampfveranstaltung.“ Doch weil letztlich alle für die gleichen Ziele kämpfen, streiken sie friedlich gemeinsam.

Hund Emil tritt für bessere Bildung ein

Janka Gruschczyk und ihr Hund Emil sind einer Meinung: Bildung für Alle!

Janka Gruschczyk und ihr Hund Emil sind einer Meinung: Bildung für Alle! Foto: Caroline Nargorski

Um 10.30 Uhr setzt sich der Trupp in Gang. Offiziell angemeldet hatten sich 500 Leute, tatsächlich gekommen sind knapp 300. Im Gegensatz zur letzten Demo mit über 1000 Teilnehmern ein ernüchterndes Ergebnis. Vorne weg bahnt sich ein Laster mit Boxen den Weg Richtung Friedensplatz. Kai Uwe Joppich vom AStA der FH steht auf dem LKW und heizt Studenten und Schülern ein. Mit Parolen wie „Bildung für alle und zwar umsonst“ oder „Bei den Banken sind sie fix, für die Bildung tun sie nix“ zieht die Gruppe einige Blicke auf sich. Ein paar Passanten schließen sich der Demo spontan an. So auch Brigitte Gruschczyk, die sogar ihrem Hund Emil ein Plakat umhängt. Mit dem Spruch: „Bildung für alle. Damit Deutschland nicht auf den Hund kommt“, machen sich Frauchen und Emil für die freie Bildung stark. Tochter Janka Gruschczyk studiert an der FH und ist im AStA aktiv. Sie kämpft ebenfalls für die Forderungen des AStAs und bekommt starken Zuspruch von ihrer Familie.

Stürmung des Rathauses gescheitert

Um 11.15 Uhr erreichen die Demonstranten eine Kreuzung am Wall und einige entscheiden sich spontan für einen Sitzstreik. Circa 10 Minuten bleibt die Kreuzung gesperrt. Doch diese Aktion kommt nicht bei allen gleich gut an: Während die ASten friedlich weiter ziehen wollen, bleiben KffB-Mitglieder und einige linke Demonstranten länger sitzen. Erst als Polizisten dazu auffordern, ziehen alle gemeinsam weiter zum Friedensplatz. Dort angekommen, kommt es erneut zur Spaltung: Während das KffB und einige Linke das Rathaus stürmen wollen, bleiben die ASten und viele andere Studenten von FH und TU auf dem Friedensplatz stehen. In ihrem Schlussstatement rufen die ASten und das KffB separat dazu auf, an der nächsten bundesweiten Demo am  5. Mai 2010 in Düsseldorf teilzunehmen. Gegen 11.45 Uhr ist  die Demo offiziell zu Ende. Doch nicht für alle. Einige bleiben sitzen und genießen das warme Wetter.

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