Willkommen am Busenpfad 34

Zwar nicht der Busenpfad, aber trotzdem schön: eine Straße in Prag.

Im Paradies, Am Toten Mann, Eiergasse – all diese Straßennamen gibt es in NRW tatsächlich. Doch wer vergibt sie? Und wer denkt sich derart komische Namen aus?

4000 Straßen gibt es in Dortmund. Die meisten von ihnen haben eher alltägliche Namen, einige sogar besonders langweilige, wie zum Beispiel die Rathausstraße. Sie führt zum Rathaus, wer hätte das gedacht. Aber es geht auch anders. „Fröhliche Morgensonne 9“ lautet zum Beispiel die Adresse einer Bochumer Familie: Auch gut „Krummes Ohr 2“.

Jede Straße wurde irgendwann einmal offiziell getauft, und die Namen entstehen nicht etwa durch eine Wort-Lotterie, die nach dem Zufallsprinzip kuriose Namen ausspuckt. Hinter der Benennung steht ein offizielles Verfahren, wie Frank Kamrowski vom Tiefbauamt der Stadt Dortmund erklärt: „Bürger schlagen die Straßennamen vor oder die Stadt Dortmund selbst. Vor der tatsächlichen Benennung müssen die Vorschläge allerdings erst noch einem politischen Gremium vorgestellt werden.“ Im Fall der Stadt Dortmund sind das entweder die Bezirksvertretungen oder der Stadtrat. Hier standen schon Namen wie die „Übelgönne“ oder „Polterweg“ auf der Tagesordnung.

Anschließend werden alle Straßennamen im Amtsblatt veröffentlicht. „Bürger haben nach der Bekanntgabe einen Monat Zeit, Einspruch einzulegen. Sonst wird der Vorschlag endgültig angenommen“, sagt Kamrowski. Kaum zu glauben, was für Straßennamen diesen Prozess überstehen. Die Mitarbeiter des Tiefbauamts haben ihre ganz persönliche Lieblingsadresse: „Am Schmandsack“ in Dortmund-Barop. Auch einige Zungenbrecher-Straßen gibt es in Dortmund, und es existiert intern auch die Kategorie der längsten Straßennamen. Auf die „Hildegard-Schimschock-Straße“ in Dortmund-Huckarde trifft beides zu, ist sich Kamrowski sicher.

Beliebtes Diebesgut: Straßenschilder

Jede neue Straße braucht natürlich auch ein neues Straßenschild. Oft müssen die Schilder aber auch neu angebracht werden, weil sie verblassen oder das ursprüngliche nicht mehr auffindbar ist. Den Trend des Straßenschilder-Klauens hält übrigens noch immer an, sagt Kamrowski. Die Dortmunder Studentin Sarah Iwanczuk kennt so ein Beispiel: „In der Thomasstraße wurde das Schild so oft geklaut, dass der Straßenname mittlerweile einfach an eine Hauswand gemalt wurde“, erzählt sie. „Da gibt’s jetzt einfach kein Straßenschild mehr, dafür haben nun bestimmt viele Männer, die Thomas heißen, ein nettes Blechschild im Zimmer.“

Steht der Name einer Straße einmal fest, wird er nicht mehr geändert. Eine Umbenennung erfolgt nur, wenn der Name an die NS-Vergangenheit erinnert oder Verwechslungsgefahr mit ähnlich klingenden Straßen besteht. Pro Stadt darf ein Straßenname nämlich nur ein Mal vergeben werden, sagt Frank Kamrowski: „Es gibt oft das gleich Grundwort wie beispielsweise ‚Blume’. Aber es gibt niemals zwei Blumenstraßen. Da gibt es dann eher verschiedene Variationen wie den Blumenweg und den Blumenkamp.“

Der WDR hat sich in seinem aktuellen Straßennamen-Report mit Adressen aus ganz NRW auseinandergesetzt und bewiesen: Nicht nur Dortmunder leben in Straßen mit lustigem Namen, auch andere NRWler teilen das Schicksal der verrückten Adresse. Hier eine kleine Auswahl:

Die Top Ten der Straßennahmen aus der Redaktion

1. Kleiner Gähn, Mechernich

2. Werwolf, Solingen

3. Krummes Ohr, Borchen

4. Zur Faulen Wiese, Dörentrup

5. Rutsche, Olsberg

6. Auf dem halben Mond, Heinsberg

7. Kniescheibe, Windeck 

8. Hexentaufe, Essen

9. Im Funkloch, Wuppertal

10. Feenweg, Hagen

 

Beitragsbild: Felix Meyer bei Flickr. Lizensiert nach Creative Commons 2.0 Generic

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