GEMA bald gar nicht mehr tanzen?

Beats gegen das Clubsterben, Tanzen gegen die GEMA: In Dortmund demonstrieren heute Abend Tanz- und Partyliebhaber gegen die geplante Gebührenreform der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, besser bekannt als „GEMA“.  Der Grund: Zum 1. Januar 2013 reformiert die GEMA ihre Gebührenordnung – und Partyveranstalter und Clubbesitzer befürchten schlimme Folgen für die Clubszene.

Marc Ziemann hat die Schnauze voll. „Wir gehen der GEMA so lange auf den Sack, bis sie diese Reform zurücknimmt“, sagt Ziemann, einer der Organisatoren der Dortmunder Nachttanzdemo. Gemeinsam mit anderen DJs und Partyveranstaltern will er die GEMA vor allem auf die sozialen Folgen der Reform hinweisen. „Gerade für Studenten oder alleinerziehende Mütter sind Partys und Diskotheken – ob hinter der Theke, hinter den Plattentellern oder beim Aufbau – wichtige Verdienstmöglichkeiten“, erklärt Ziemann. Sie könnten oft nur nachts arbeiten und bräuchten die Einnahmen besonders dringend, so Ziemann.

Demonstration gegen die GEMA-Reform im Juli 2012 in Essen. (Foto: Dirk Fischer)

Demonstration gegen die GEMA-Reform im Juli 2012 in Essen. (Foto: Dirk Fischer)

Mit dieser Zielsetzung wollen sich die Veranstalter Gehör verschaffen – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit acht DJ-Wagen (gespielt werden vor allem elektronische Musik und Reggae) geht es am Freitag um 18 Uhr vom Hauptbahnhof über den Wall und die Kuckelcke zur Kampstraße und dann zur Bezirksverwaltung der GEMA. Beendet wird die Demonstration mit einer großen Abschlusskundgebung auf dem Friedensplatz. Bei Facebook haben schon mehr als 1500 Menschen ihre Teilnahme zugesagt.

Damit reiht sich auch Dortmund in die Riege der deutschen Städte ein, in denen der Protest gegen die geplante Reform der GEMA-Gebührenordnung hochkocht. Doch wieso der Ärger? Eigentlich klingt die Reform der Gebührenordnung sinnvoll und fair: Aus elf Tarifmodellen macht die GEMA zum 1. Januar 2013 überschaubare zwei, kleinere und studentische Clubs sollen laut einer Pressemitteilung auf Kosten wirtschaftsstarker Großraumdiskotheken entlastet werden. Mit den Maßnahmen will die GEMA der jahrelangen Kritik entgegen treten, ihre Gebührenerhebung sei intransparent und ungerecht.

Trotzdem regt sich überall in Deutschland der Protest in der Clubszene: Denn beim genaueren Nachrechnen stellten auch viele Clubbetreiber kleinerer Clubs fest, dass die Reform für sie keineswegs eine Entlastung bedeuten würde. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) spricht von durchschnittlichen Erhöhungen von 400 bis 600 Prozent und nennt diese „exorbitant und existenzgefährdend“.

Statt bislang fünf verlangt die GEMA künftig zehn Prozent der Eintrittsgelder, außerdem steigt die Höhe der Gebühren mit der Größe des Clubs und den Öffnungstagen. Dabei geht die GEMA davon aus, dass der Club stets komplett mit zahlenden Gästen ausgebucht ist – einer Utopie, über die die Clubbetreiber sich im Gespräch mit der pflichtlektuere empörten. „Bei 500 Quadratmetern rechnet die GEMA beispielsweise für jeden Abend auch mit ungefähr 500 Gästen“, sagt Leif Brodherr vom Dortmunder Club Daddy Blatzheim. „Das ist natürlich völlig unrealistisch.“ Dazu kommen Zusatzklauseln. Beispielswiese müssen Clubs 50 Prozent Aufpreis bezahlen, wenn sie länger als fünf Stunden geöffnet haben – das ist eher die Regel als die Ausnahme.

Unter dem Strich dürfte die Reform die Clubszene nach aktuellem Stand hart treffen, das Wort „Clubsterben“ huscht durch die Szene und die Medien. Doch was steht tatsächlich auf dem Spiel?

Welche Folgen hat diese Reform für die Clubs im Ruhrgebiet? In der Panorama-Slideshow kommen Clubbetreiber aus Bochum, Dortmund und Essen zu Wort. Mit einem Klick auf die Lautsprechersymbole (immer oben rechts im Bild) erfahrt ihr mehr.

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