Unterwasser-Rugby: Gerangel in der Tiefe

Beim Unterwasserrugby geht es in fünf Metern Beckentiefe ordentlich zur Sache. Wie funktioniert das überhaupt und wer betreibt diesen ungewöhnlichen Sport? Ein Besuch beim Training des TSC Mülheim.

Nein das ist kein Synchronschwimmen, sondern Unterwasserrugby.

Kein Synchronschwimmen, sondern Unterwasserrugby. Fotos: Joe Cramer.

Sportler mit Schwimmflossen, Taucherbrille, Schnorchel und Wasserballmütze rangeln im Schwimmbecken des Hallenbades in Mülheim um einen Ball. Ähnlich wie beim richtigen Rugby, nur eben am tiefen Grund des Beckens. Als Zuschauer sieht man vom Beckenrand nicht viel von dem Unterwasserspektakel. Es ist nur zu erahnen, dass es am Grund des Schwimmbeckens körperlich zur Sache geht.

Die Spieler müssen alle 30 bis 45 Sekunden auftauchen, weil ihnen die Luft ausgeht. Das Hallenbad ist zu dieser Zeit um 21 Uhr völlig leer. Die Unterwasserrugby-Spieler des TSC Mülheim haben das Becken für sich.

Vollgas und wenig Verletzungen

„Ich liebe es, mich beim Unterwasserrugby auszupowern und einfach abzutauchen“,  sagt der Mülheimer Spieler Marco Pähler. Er ist stämmig gebaut und rund 50 Jahre alt. Er spielt seit über 20 Jahren Unterwasserrugby und gehört damit zu den erfahrenen Spielern im Team des TSC Mülheim. Im Schwimmbecken spielen sie sechs gegen sechs gegeneinander, aber es muss permanent fliegend gewechselt werden. Der Spielball ist ungefähr so groß wie ein Handball, der mit Salzwasser gefüllt ist, damit er nicht im Wasser schwimmt. Im Beckengrund sind zwei Körbe fest verankert und das Ziel des Spiels ist es, den Ball im gegnerischen Korb unterzubringen. Trainer Ulf Oesterwind kann dafür jedoch keine Kommandos oder Tipps geben, weil ihn die Spieler unter Wasser sowieso nicht verstehen würden.

Die Ausrüstung für den Sport sind Taucherflossen mit hartem Blatt, eine gute Taucherbrille, ein kurzer Schnorchel, eine Wasserballmütze und ein Tiefschutz sollte auch nicht fehlen. „Es ist einfach faszinierend, weil man richtig Vollgas geben kann und das Verletzungsrisiko trotzdem sehr gering ist“, sagt Pähler. Im Wasser wird auch schon mal geboxt, gestoßen oder der Schnorchel des Gegners zugehalten. Wer aber jetzt denkt, dass Unterwasserrugby eine reine Männerdomäne ist, liegt falsch. Mitten unter den stämmigen Kerlen im Wasser schwimmt auch eine recht zierliche Frau.

Sylvia Schnell ist um die 40 Jahre alt und sieht auf den ersten Blick nicht aus wie eine typische Rugby-Spielerin. „Wir sind als Frauen schon eher die Exoten, aber es macht einfach so viel Spaß“, sagt die Spielerin.

Absprache mit Delphinlauten

Das Ziel beim Unterwasserrugby ist der Korb.

Das Ziel beim Unterwasserrugby ist der Korb.

Die Kommunikation unter der Wasseroberfläche mit den Mitspielern ist oft nicht so leicht. „Ein blindes Verstehen ist da sehr wichtig. Beim Fußball kann man seine Mitspieler anbrüllen, was unter Wasser einfach nicht geht“, sagt Marco Pähler. Ganz ohne Kommunikation geht es oft aber doch nicht. Manche Spieler haben sogar die Fähigkeit erlernt, sich unter Wasser mit Delphin-Lauten bemerkbar zu machen. Manchmal gibt es auch Handzeichen, die bestimmte Spielzüge anzeigen, aber oft bleibt in der Hektik unter Wasser nicht viel Zeit für gegenseitige Absprachen. Da hilft oft nur langjährige Erfahrung. „Ich habe 1980 meinen Tauchschein gemacht. Danach hab ich dann einige Jahre Wasserball gespielt. Irgendwie bin ich dann in den achtziger Jahren beim Unterwasserrugby gelandet“, erzählt Marco  Pähler.

In den neunziger Jahren erlebte das Unterwasserrugby einen Boom, über zu wenig Nachwuchs wurde nicht geklagt. Heute ist der Nachwuchs beim TSC Mülheim jedoch zu einem echten Problem geworden. „Ich würde mir für unseren Sport wünschen, dass sich wieder mehr junge Menschen für Unterwasserrugby begeistern können“, sagt Trainer Ulf Oesterwind. Viele Spieler wünschen sich auch, dass der Sport zuschauerfreundlicher wird. Optimal wäre es, wenn die Spiele in einem großen Aquarium  stattfinden würden. Dann hätten auch die Zuschauer mehr vom Spielgeschehen und könnten hautnah miterleben, was für eine spektakuläre Sportart Unterwasserrugby doch eigentlich ist.

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