Newphoria: Lieber authentisch als perfekt

Die Alternative-Rockband Newphoria tritt als einer der Newcomer bei Campus Total auf. pflichtlektüre hat die Gruppe für euch getroffen.

Newphoria in Aktion

Newphoria in Aktion. Foto: Stefan SL

Es war bei einem ihrer letzten Auftritte, als Bassist Stefan ein Gefühl dafür bekam, was es heißt, ein bisschen bekannter zu werden. „Da kamen auf einmal zwei Typen an. Die haben gefragt, ob sie ein Foto mit uns machen dürfen.“ Für die Newcomer-Band Newphoria ein neues Gefühl. „Es gibt da offenbar ein paar Leute, die uns ganz gut finden“, sagt Sängerin Sarah. „Manche fragen sogar auf unserer Homepage nach, wann wir den nächsten Auftritt haben“, fügt Gitarristin Daria hinzu. Noch weiß keiner von ihnen, wo es Newphoria eines Tages hinführt. Aber auf Überraschungen sind sie gefasst. Denn spätestens seit ihrem ersten Treffen wissen sie, was gute Überraschungen bewirken können.

Gründung mit Gitarrenlehrer

Als sich Sarah Middeldorf, Stefan Zacharias, Daria Teuber und Rüdiger Stirnberg zur ersten Bandprobe trafen, kannten sie einander nicht. Genau genommen wussten sie nicht mal, dass sie bald eine Band sein würden. Sarahs Gitarrenlehrer hatte das Treffen vermittelt, um Unterstützer für Sarahs Solo-Produktion zu bekommen. Doch bald merkten die vier, dass etwas nicht stimmt. „Ich fand es irgendwie nicht authentisch, wenn die andern meine Songs spielen“, erzählt Sarah. „Sie wollte keine Diktatorin sein“, fügt Stefan augenzwinkernd hinzu. Also beschlossen die vier Dortmunder, ihre Songs künftig gemeinsam zu entwickeln. Sie brauchten nicht über den Stil zu diskutieren. Das Zusammenspiel funktionierte ohne viele Worte.

Der Musikrichtung veränderte sich jedoch mit der Zeit. „Früher waren wir melancholischer. Jetzt sind wir ein bisschen rockiger geworden“, sagt Gitarristin Daria. Nach der Gründung 2004 dauerte eine Weile, bis sie sich in der Szene etabliert hatten. Mittlerweile bekommt Newphoria viele Anfragen, zuletzt auch von Campus Total. „Live-Auftritte sind das beste. Darauf freuen wir uns jeden Mal“, sagt Daria.

Rückkehr zur TU

Von links: Sarah, Stefan, Daria, Rüdiger

Von links: Sarah, Stefan, Daria, Rüdiger. Foto: Dennis Treu

Aber nicht nur wegen des Live-Auftritts kommen sie gern zur Uni. Schließlich haben Daria und Rüdiger selbst an der TU studiert. „Ich kenn da alles in und auswendig“, sagt Daria. Der Band-Wettbewerb, bei dem die besten Newcomer professionelle Aufnahmen gewinnen, interessiert sie dagegen nicht. „Da kannst du einmal ein Lied aufnehmen“, sagt Stefan. „Das bringt dir nicht viel.“ Ihre Alben nehmen die Dortmunder lieber selber auf. Stefan hat ein eigenes Tonstudio, wo sie die Songs live einspielen. Dabei muss nicht jeder Takt perfekt sitzen. Viel wichtiger ist ihnen, authentisch zu sein. „Heute klingen viele Aufnahmen fast maschinenmäßig“, sagt Stefan. „Genau das wollten wir anders machen.“

Kreativer Ausgleich

Wollen niemanden im Regen stehen lassen: Newphoria. Foto: Dennis Treu

Auf den Regen kam der Sonnenschein. Foto: Dennis Treu

Statt Perfektion will Newphoria Emotion vermitteln. Das Geld, sagen sie, stehe bei ihnen an zweiter Stelle, auch das große Show-Buisiness ist nicht ihr Fall. „Diese ganzen Castingshows sind doch nur Abzocke“, sagt Sarah. „Wer kann sich denn heute noch an die Gewinner erinnern? Das sind doch gar keine richtigen Künstler.“ „Bei uns steckt Herzblut drin“, ergänzt Daria. „Die Musik ist unser kreativer Ausgleich zum Berufsleben.“ Doch obwohl sie betonen, dass das Geld ihnen nicht wichtig sei – vom Hobby leben zu können wäre doch ein großer Traum. „Das wäre schön“, sagt Daria. „Wir haben in letzter Zeit versucht, ein bisschen professioneller zu werden. Aber wirklich davon leben, das können nur ganz wenige Bands.“

Trotzdem hat Newphoria im letzten Jahr einen großen Schritt nach vorn getan. Sie hatten nicht nur mehr Auftritte, sondern auch größere Auftritte als in den vergangenen Jahren. Der bislang wichtigste Erfolg war ein Auftritt bei Rock am Schloss in Wilhelmshaven. „Die Bühne war so riesig“, erzählt Stefan. „Wir kamen uns fast verloren vor.“ Vielleicht ist es ganz beruhigend, dass solche Auftritte vorerst die Ausnahme bleiben werden. Ihr schönster Moment, sind sich die Bandmitglieder einig, war sowieso fernab von Wilhelmshaven. „Das war auf dem Wispa-Festival“, erzählt Stefan. „Ein Hippie-Festival. Da hatte es den ganzen Tag geregnet. Und dann, gerade als wir auf die Bühne gekommen sind, kam die Sonne raus. Wir standen da und vor uns am Himmel schien die rote Abendsonne. Das war unglaublich.“

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