Interview: Wie die TU grün wurde

Uni Duisburg- Essen: Blau. Ruhruni Bochum: Blau. Uni Düsseldorf: Blau. TU Dortmund: Grün! pflichtlektüre Autorin Carolin Imcke hat sich mit dem Mann unterhalten, der dafür verantwortlich ist, dass sich das Logo unserer Uni abhebt: Detlef Grimm, Geschäftsführer von nxt.digital. Im Gespräch erzählt er, warum es unbedingt Grün sein musste und was ihn an der Arbeit für die TU genervt hat.

Als Creative Director koordinierte Detlef Grimm den Imagewandel der TU.

Als Creative Director koordinierte Detlef Grimm den Imagewandel der TU. Foto: nxt.design.

Teaserfoto: Carolin Imcke

pflichtlektüre: Welche Kriterien sind für Sie wichtig, wenn Sie ein neues Logo entwickeln? Die Farbpsychologie?

Grimm: Als Gestalter machen wir uns nicht so Gedanken über die Farbwahl, wie es Farbpsychologen tun würden. Es gibt zwar Theorien, wie bestimmte Farben wirken oder welche Emotionen sie hervorrufen. Aber wir machen das aus dem Bauch heraus.

Warum haben Sie sich damals für die Farbe Grün entschieden?

Kennen Sie noch das alte Logo der TU? Es war vorher blau und Blau wirkt in Kombination mit einer konservativen Gestaltung schnell belanglos. Im Arbeitsprozess habe ich dann aber auch festgestellt, dass viele Leute an der Uni am Blau sehr hängen, es war sehr beliebt. Aber ich wollte das Logo einfach frischer machen. Wie ein frischer Apfel. Das mag jetzt vielleicht platt klingen, aber ich habe wirklich die ganze Zeit an einen grünen Apfel gedacht.

Was ist an der Arbeit für Universitäten anders als an der Arbeit für Unternehmen?

An der Uni gibt es viel mehr Entscheider, die beteiligt werden wollen. Viel mehr Bereiche, die alle unter einen Hut zu bekommen sind. Das ist gar nicht so einfach. Und dann soll ein neues Logo ja auch identitätsstiftend sein. Das ist uns an der TU aber ziemlich gut gelungen, das Logo ist erstaunlich schnell angenommen worden. Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen.

Im Interview mit der pflichtlektüre hat Farbexperte Jörg Winde das TU- Logo aus seiner Sicht für uns interpretiert. Auf ihn wirkt das Grün sehr spielerisch, während die Schrift einen seriöseren, technischen Aspekt transportiert. Trifft das Ihre ursprüngliche Intention?

Man hat viele Beispiele, wo Logos gerade über Gegensätze wirken. Wobei ich im Logo für die TU keine Gegensätze sehe.

Was in an dem neuen Logo der TU besser als an dem alten Logo?

Das ehemalige Logo. Foto: TU Dortmund

Das ehemalige Logo. Foto: TU Dortmund

Es ist deutlich prägnanter, weil es gegenüber dem alten Logo stark vereinfacht ist. Wir haben mit den Initialen gearbeitet, anstatt den Namen weiter auszuschreiben. Dadurch hat das Logo einen höheren Wiedererkennungswert. Früher gab es diese Kacheln und Strahlen, es wirkte alles sehr konstruiert und verspielt. Beim Logodesign ist das Weglassen das Schwerste, aber auch die Kunst. Allein schon durch die offene Typographie wirkt das neue Logo nicht mehr so gedrungen und gezwängt auf den Block gebracht.

Sie haben ja nicht nur das Logo für Außenschilder gemacht, sondern auch den Internetauftritt gestaltet…

Ja, aber da hatten wir nicht so viele Freiheiten, weil das technische Raster streng vorgegeben war. Wenn ich mir heute die Internetseite  so anschaue, ist es noch genauso wie damals. Nicht mehr zeitgemäß, wenn Sie mich fragen. Nur im Fachbereich Kunst waren wir freier und haben das ein bisschen anders umgesetzt.

Das aktuelle Logo der TU Dortmund. Foto: TU Dortmund

Das aktuelle Logo der TU Dortmund. Foto: TU Dortmund

Warum ist Corporate Identity, also ein einheitliches Erscheinungsbild, überhaupt so wichtig für Universitäten geworden?

Ich sage immer: Mein erstes Erscheinungsbild ist meine Visitenkarte in die Welt. Die Unis stehen genauso in Konkurrenz zueinander, wie Unternehmen. Um die besten Studenten, um den besten Ruf, um Gelder…

Also setzt die Uni damit nicht nur Signale in Richtung der Studierenden, sondern auch in Richtung der Wirtschaft?

Ja, klar. Man entwickelt ja eine Corporate Identity, um einen homogenen Auftritt nach außen zu haben. Umso wichtiger ist es dann, dass alle Designvorgaben festgehalten werden. Die Unizeitung und die Imagebroschüre werden ja mittlerweile von der Uni selbst gestaltet, nur das Basislayout ist von uns.

Und klappt das aus Ihrer Sicht an der TU?

Nein. Diese Imagebroschüre ist ein absolutes Negativbeispiel. Das hat nicht mehr viel mit unseren Designvorgaben zu tun. Ich habe ja gerade schon mal gesagt, dass die eigentliche Kunst im Weglassen besteht. Bei dieser Imagebroschüre kommen aber plötzlich wieder diese verspielten Elemente dazu. Warum mache ich dann vorher eine Corporate Identity? Jetzt mache ich mir sicher Freunde (lacht).

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