Kinotipp: „Jesus liebt mich“

Zu Jeshua entwickelt Marie schnell Vertrauen. (Foto:Warner Bros.)

Zu Jeshua entwickelt Marie schnell Vertrauen. (Foto:Warner Bros.)

Eine geplatzte Hochzeit und eine gleichaltrige Stiefmutter, die mitsamt Poledance-Stange bei Papa einzieht. Eigentlich hat Marie (Jessica Schwarz) schon genug Probleme. Aber es kommt noch schlimmer – und alles nur, weil sie sich schon wieder in den falschen Mann verliebt.

Eigentlich hatte Marie auch überhaupt nicht vor, sich zu verlieben – sie wollte nicht mal mit diesem Jeshua (Florian David Fitz) reden – aber der Typ ist ja sowas von aufdringlich nett! Das Problem ist nur, dass er offensichtlich irgendein religiöser Spinner ist, vielleicht sogar ein Terrorist. Und dass er bei ihrem ersten Date unbedingt einem Penner die Füße waschen will. Aber davon abgesehen ist Jeshua wirklich ein toller Mann: Sanft, aufmerksam und unheimlich gut aussehend. Er kann sogar singen! Und die Sache mit dem Füßewaschen war eigentlich ja doch gar nicht so blöd.

Als Marie gerade dabei ist, sich so richtig auf Jeshua einzulassen, findet sie allerdings heraus, dass er in einer ganz besonderen Mission unterwegs ist. Er will die Menschen kennenlernen und sehen, ob sie für das jüngste Gericht bereit sind. Und plötzlich muss die chaotische Marie, die kaum ihr eigenes Leben in den Griff bekommt, Verantwortung übernehmen und die Menschheit retten.

Florian David Fitz als gutaussehender Jesus. (Foto: Warner Bros.)

Florian David Fitz als gutaussehender Jesus. (Foto: Warner Bros.)

Sexy Jesus

„Jesus liebt mich“ ist das Regie-Debüt von Florian David Fitz, außerdem schrieb er das Drehbuch nach der Romanvorlage von David Safier. Als Hauptdarsteller gibt der Star aus der RTL-Serie „Doctor’s Diary“ einen überaus attraktiven Jesus („Jeshua“) ab, der Marie völlig zurecht den Kopf verdreht.

Wenn Jeshua im regendurchweichten, weißen Hemd über einen See spaziert, oder mit nacktem Oberkörper auf dem Kirchendach herumklettert, ist das dann schon fast ein bisschen zu viel Sexappeal für den Sohn Gottes, aber die skurrilen Situationen, die Jeshua mit seiner naiv-freundlichen und weltoffenen Haltung provoziert, retten den Film immer wieder davor, zur typischen schmalzigen Liebeskomödie zu werden. Der ernste Hintergrund des Films bietet durchaus Anregung zum Nachdenken, denn immerhin geht es im Kern auch um das Ende der Welt und das jüngste Gericht.

Das Ende der Welt

Für alle, die mit dem Thema Weltuntergang nicht vertraut sind, liefert der Film am Anfang eine kurze Zusammenfassung der Bibelgeschichte in Form eines Puppentheaters, das Pfarrer Gabriel (Henry Hübchen) für Grundschüler vorführt. Allerdings gerät dem frustrierten und ewig angetrunkenen Pfarrer das Stück etwas polemischer als es für Grundschüler wohl sein dürfte – und schon ist der Zuschauer auch auf den ironischen Ton des Films eingestellt.

Pfarrer Gabriel (Henry Hübchen) lässt sein Wasser zu Wein verwandeln. (Foto: Warner Bros.)

Pfarrer Gabriel (Henry Hübchen) lässt sein Wasser zu Wein verwandeln. (Foto: Warner Bros.)

In einer Szene will Marie mit Jeshua nachts baden gehen, aber das ist gar nicht so leicht, denn er läuft ja normalerweise nur über das Wasser, statt darin herumzuplanschen. Solche witzigen Details geben dem Film Charakter und Momente wie der, als Marie über  „den Benedikt“ spricht und Jeshua keine Ahnung hat, wen sie meint, bringen einen immer dann zum Lachen, wenn man ansonsten weinen oder sich über den Kitsch aufregen müsste.

Von Marie fehlt ein Stück

Mit der Romanvorlage von David Safier kann der Film allerdings in puncto Witzigkeit nicht mithalten, wobei sich viele der Wortwitze und Bilder aus dem Roman filmisch vermutlich einfach nicht umsetzen lassen. Auch bei den Charakteren musste Florian David Fitz für das Drehbuch Abstriche machen. Verwunderlich ist, dass Maries wichtigste Bezugsperson im Buch, nämlich ihre Schwester Katha, im Film gar nicht auftaucht. Auch von Maries Vorgeschichte hat Fitz sich im Film einiges gespart, zum Beispiel die Hintergründe der Trennung ihrer Eltern und ihre enttäuschenden Erfahrungen mit gescheiterten Beziehungen. Statt Marie wie im Buch vor dem Altar wirklich „Nein“ sagen zu lassen, kippt sie im Film einfach um. Ihre Figur verliert dadurch etwas an Schärfe und Bestimmtheit.

Frei nach Motiven des Buchs verfilmt

Die Marie im Buch wirkt als Persönlichkeit runder und ist besser nachvollziehbar als im Film, weil der Leser mehr über ihre Sorgen und Probleme erfährt. Im Film wirkt sie einfach nur chaotisch und unstetig. Die ideale Kombination ist wohl, das Buch zu lesen und sich dann den Film anzusehen. Das geht, weil Florian David Fitz an vielen Stellen sehr losgelöst von der Romanvorlage agiert hat und der Film gar nicht erst versucht hat, den Bestseller nachzuahmen.

Jeshua und Marie wollen zusammen baden gehen, aber das ist gar nicht so leicht. (Foto: Warner Bros.)

Jeshua und Marie wollen zusammen baden gehen, aber das ist gar nicht so leicht.

„Jesus liebt mich“ ist einer der wenigen Filme, bei denen der Zuschauer, der auch das Buch kennt, nicht enttäuscht wird. Fitz´ Geschichte ist zwar anders, aber genauso rund wie die von David Safier. Und dort, wo das Buch Vorgaben macht, die der Film nicht erfüllen kann, macht Fitz einfach sein eigenes Ding. Wer braucht schon George Clooney als Satan, wenn auch ein Nicholas Ofczarek die Endzeitstimmung so wunderbar ekelhaft einleiten kann?

Maries Familie ist eigentlich schon verrückt genug. Von links: Mutter Sylvia (Hannelore Elsner), Vater Werner (Peter Prager) und seine Freundin Svetlana (Palina Rojinski).  (Foto: Warner Bros.)

Maries Familie ist eigentlich schon verrückt genug. Von links: Mutter Sylvia (Hannelore Elsner), Vater Werner (Peter Prager) und seine Freundin Svetlana (Palina Rojinski).

Starke Besetzung

Generell ist die Besetzung der Rollen sehr gelungen. Nicht nur, dass Florian David Fitz sich die Rolle des sexy Jesus scheinbar auf den Leib geschrieben hat und immer wieder mit perfekter Unschuldsmiene die blödesten Fragen stellt – man glaubt ihm wirklich, dass er noch nie eine Tomate gesehen hat! Nein, er ist dabei umgeben von einem starken Team. Jessica Schwarz schafft es, Marie trotz all ihrer Zerrissenheit authentisch darzustellen, Hannelore Elsner spielt ihre esoterisch angehauchte Mutter, die mit den Männern auch nicht besser zurechtkommt als Marie.  Peter Prager überzeugt als bemühter Vater, der seine Tochter trotzdem nie ganz versteht und der großartige Henry Hübchen ist der menschlichste Engel, den man sich nur vorstellen kann.

Alles in allem ist „Jesus liebt mich“ ein gelungenes Debüt, das pünktlich zu Weihnachten an uralte christliche Motive erinnert – und das so locker und modern, dass selbst echte Religionsmuffel sich Jesus ein stück näher fühlen können. Und für alle, die am 21. Dezember mit dem Weltuntergang rechnen, kommt der Film gerade noch rechtzeitig, um sich darauf einzustimmen.

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