Das überirdische Licht

Die Jüdischen Kulturtage 2011 stehen in diesem Jahr unter dem Motto: „Einblicke- jüdisches (er)leben“. In diesem Rahmen ist es an der Zeit sich einem der bedeutendsten Zufluchtsorte der Juden des 20. Jahrhunderts zuzuwenden. Barbara Honigmann tut das und liest aus ihrem  Buch „Das überirdische Licht. Rückkehr nach New York“.

Cover "Das überirdische Licht"

Cover "Das überirdische Licht". Foto: Hanser Verlag

Von Synagogen, die einst Kirchen waren

Barbara Honigmanns Lesung in der Buchhandlung Taranta Babu ist die zweite literarische Veranstaltung innerhalb der jüdischen Kulturtage 2011, die in 52 Städten in NRW stattfinden. In der ersten las Ursula Krechel aus ihrem Roman „Shanghai fern von wo“ und in der zweiten geht es diesmal um einen anderen Ort, der im Laufe des letzten Jahrhunderts für viele Juden das neue Zuhause geworden ist. Barbara Honigmann beschreibt in einfachen und liebenswerten Worten einen anderen großen Zufluchtsort, nämlich New York.  2005 reist sie für elf Wochen nach New York und begibt sich auf die Suche nach jüdischem Leben und jüdischer Kultur. Sie erzählt von der koscheren Mensa in der Universität von New York, von Flyern über „Jewish Life in New York“, die überall herum liegen und von Synagogen, die einst Kirchen waren.

Die Juden aus Deutschland sehnen sich nach Kaffee und Kuchen

Wenn man sie fragt, woher sie stamme, sagt sie, sie komme aus Frankreich, aber sie sei eine deutsche Jüdin. Diese Aussage beschreibt sie als ihr persönliches magisches Dreieck. An New York fasziniert sie besonders die Diversität und Heterogenität der Nationalitäten, die alle versuchen ihre jeweiligen kulturellen Einflüsse zu bewahren und ins tägliche Leben zu integrieren. Die jüdische „Community“ huldigt aber in der Regel keinem bestimmten Land, außer die aus Deutschland Kommenden, sagt Honigmann, „die sehnen sich nach Kaffee und Kuchen“.

Barbara Honigmann liest

Barbara Honigmann liest in schummeriger Atmosphäre aus ihrem Buch. Foto: Ellen Brinkmann

Nicht genug Energie für weite Reisen

Barbara Honigmann ist 1949 in Ost-Berlin geboren und lebte dort bis 1984. Sie studierte an der Humboldt Universität Theaterwissenschaften und arbeitete danach als Regisseurin und Dramaturgin. 1984 verlässt sie mit „der großen Ausreisewelle“, wie sie sagt, Ost-Berlin und zieht mit ihrem Mann nach Straßburg. Auf die Frage, warum sie ausreiste, verliert sie kein schlechtes Wort über Deutschland, sondern sagt ganz einfach „die DDR war mir ideologisch zu aufgeheizt“ und das gibt sie auch als Grund an, warum es für sie nicht in Frage kam, nach Israel auszuwandern. Sie und ihr Mann entschieden sich für Straßburg, weil sie nicht die Energie für mehr hatten, erklärt sie.

„Die Nähe in der Fremde“

Ihr Buch nennt sie „Rückkehr nach New York“, weil Sie dort „Nähe in der Fremde“ findet. Sie habe dort eine Familienkonstellation wieder gefunden, die sie seit 20 Jahren nicht gesehen hat, die ihr aber trotzdem sehr vertraut gewesen ist. Kurz hatte sie überlegt in New York zu bleiben, denn es war angenehm als Jude mal überhaupt nichts Besonderes zu sein, „In New York ist die Tatsache Jude zu sein absolut uninteressant“, sagt sie lächelnd und das ist wohl auch der größte Unterschied zum Leben in Europa.

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