Kinotipp: Hitchcock

Es ist eine der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte: eine blonde Frau in der Dusche. Plötzlich wird der Vorhang zur Seite gezogen und eine dunkle Person sticht auf sie ein. Das ganze wird untermalt von kreischenden Violinen und den Schreien der Frau. Der Film „Psycho“ ist der bekannteste Film von Alfred Hitchcock. Die Entstehungsgeschichte wurde jetzt verfilmt.

Der Regisseur ist sofort begeistert von dem Buch.

Der Regisseur ist sofort begeistert von dem Buch. Fotos und Teaserbild: Twentieth Century Fox

Twentieth Century Fox Ende der 50er Jahre: Der berühmte Regisseur Alfred Hitchcock schuldet den Paramount Studios noch einen Film und macht sich auf die Suche nach einer geeigneten Romanvorlage. Keines der Bücher will ihm gefallen, bis er auf das Buch „Psycho“ von Robert Bloch stößt. Er ist sich sicher, dass das sein nächster Film wird. Seine Produktionsfirma sieht dem Ganzen jedoch skeptisch gegenüber, weil das Buch von einem Psychopathen handelt und explizite Gewaltszenen enthält. So beschließt Hitchcock den Film aus eigener Tasche zu finanzieren. Immer mit dabei ist seine Frau Alma, mit der er seit 34 Jahren verheiratet ist.

„Warte nicht bis zur Mitte des Films. Töte sie nach 30 Minuten“

Wer jetzt einen langatmigen Dokumentarfilm über Filmgeschichte oder über den Regisseur selbst erwartet, den wird dieser Film enttäuschen. Denn „Hitchcock“ hat mehr zu bieten. Der Schwerpunkt liegt bei der Liebesgeschichte zwischen dem Regisseur zu seiner Frau Alma. Aber keine Gefühlsduselei à la „Twilight“, sondern eine Geschichte über Liebe nach jahrzehntelanger Ehe zwischen zwei sehr eigenen Persönlichkeiten.

Der Film lebt vor allem durch die hervorragend besetzten Hauptdarsteller. Anthony Hopkins ist fast nicht zu erkennen, da er in dem Film einige Zentner mehr auf die Waage bringt. Aber trotz stark geschminkten Gesichts, kommen die Emotionen gut an. Hitchcock wirkt gerade am Anfang stur und narzisstisch. Er trinkt zuviel Alkohol und raucht Zigarren. Nur bei seiner Frau zeigt er auch Versagensängste.Alma hat es nicht leicht mir ihrem Mann. Sie muss mit ansehen, wie er schönen Frauen in ihrer Anwesenheit Avancen macht und viele durch sie hindurch sehen, weil sie nur die Frau eines Genies ist. Doch trotz einer manchmal rauen Umgangsform, merkt man, dass Hitchcock seine Frau wirklich liebt.

„Ich bin die Frau eines Mannes, der von Morden besessen ist“

Hitchcocks Frau Alma hält die Fäden in der Hand.

Hitchcocks Frau Alma hält die Fäden in der Hand.

Seine Frau Alma wird verkörpert von Helen Mirren, die nicht umsonst für einen Oskar für die Rolle nominiert wurde. Obwohl Alma neben „dem großen Genie Alfred Hitchcock“ in den Hintergrund tritt, so merkt man, dass sie diejenige ist, die ihrem Mann immer wieder den Rücken stärkt. Sie nimmt ihm seine Ängste, schreibt den Schluss zum Drehbuch „Psycho“ und ist Hitchcocks Filmkritikerin. Helen Mirren spielt Alma aber nicht als devote und sich aufopfernde Hausfrau. Alma ist vielmehr eine bissige und intelligente Frau, die sich gegen Hitchcock zu Wehr setzen kann. Obwohl sie weniger Aufmerksamkeit bekommt, als ihr Mann, verliert sie nicht ihren Humor und ihre Schlagfertigkeit.

„Nennen Sie mich einfach Hitch, ohne Cock“

Der Film greift einige Fakten aus der Produktion von „Psycho“ auf. So soll Hitchcock versucht haben, alle Exemplare des Buches „Psycho“ zu kaufen, damit keiner den Schluss lesen konnte. Das Ende sollte man sich im Kino angucken. Hitch ließ sogar sein ganzes Filmteam schwören, niemandem vom Ende zu erzählen, weder Journalisten noch Familie oder Freunden. Außerdem streute er selbst Gerüchte, wonach einige bekannte Schauspielerinnen die Rolle von Bates´ Mutter spielen sollten. So wollte er das Publikum auf eine falsche Fährte locken.

Die Zensur, die Dusche und andere berühmte sanitäre Anlagen

Wie auch im Film gezeigt, hatte Hitchcock starke Probleme mit der Zensurbehörde. Sie wies die Duschszene mehrmals ab, weil dort zuviel nackte Haut und Gewalt gezeigt würde. In Wirklichkeit sieht man in der Szene extreme Großaufnahmen vom Duschkopf, von Bates´ Hand und Marion Cranes Körper. Der Film selber wurde in schwarzweiß gedreht, daher sieht man kaum Blut. Das Blut selbst wurde mit Schokoladensauce dargestellt, weil die Konsistenz echtem Blut ähnlicher war. Das Geräusch der Messerstiche, die die Protagonistin töten, wurde mithilfe einer Wassermelone erzeugt.

Ein weiteres Problem der Zensurbehörde waren die Aufnahmen der offenen Toilette. „Psycho“ war der erste amerikanische Film, in dem man eine Toilettenspülung sehen und hören konnte. Wie auch im Film gezeigt, wollte die Zensurbehörde die Toilette nicht zeigen, da sie aber zur Handlung des Filmes beiträgt, war es unmöglich sie herauszuschneiden.

Hitchcock hatte ursprünglich nicht geplant die Duschszene musikalisch zu untermalen. Die Bilder sollten einfach auf das Publikum wirken. Bernard Herrmann überredete ihn aber und schrieb das Stück „The Murder“, das mittlerweile zu den bekanntesten Musikthemen der Filmgeschichte zählt. Hitchcock soll so begeistert gewesen sein, dass er das Honorar von Herrmann verdoppelte.

Unterhaltsam und Morbide

Obwohl der Film von der Produktion eines Thrillers handelt, kommt der Humor nicht zu kurz. So schlägt Hitchcock der Zensurbehörde vor, dass sie statt einer Toilette auch ein Bidet filmen könnten, wenn ein Klo zu anstößig sei. Aber das in einem trockenen Tonfall. Es ist schön anzusehen, wie den Anwesenden die Gesichtszüge entgleisen. Wer gerne etwas über die Entstehung von „Psycho“ sehen und bei einem Thriller mal herzhaft lachen will, der sollte sich diesen Film ansehen.

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