Ein Plädoyer: Gelobt seien die Werbeblocker

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Nichts wird unter Internet-Kennern derzeit so häufig diskutiert wie der Werbeblocker. Die Einen verabscheuen ihn, die Anderen können nicht mehr ohne. Dabei treiben sie die Entwicklung des Internets voran. Ein Plädoyer für das Werbeblocken.

Werbung im Internet war schon immer ein Ärgernis. Wer hat nicht schon einmal versehentlich auf das Werbefenster geklickt, obwohl er es nicht wollte? Und wer hat nicht schon einmal vergeblich nach dem roten Kreuz gesucht, um die Werbung zu schließen? Jeder kennt das!

Blinkende Anzeigen in der Seitenleiste, unschöne Banner im Hintergrund, lange Werbespots vor dem Video und vor allem nervige Pop-Ups. Werbung im Internet ist immer dort, wo der Nutzer ist. Sie stört ihn absichtlich, während er Texte lesen, Videos schauen oder Webseiten überfliegen will. Lange konnten sich die Nutzer nicht dagegen wehren, sie mussten es aushalten. Doch es gibt Lösungen: Werbeblocker, wie etwa Adblock Plus

Sauber, schön und schnell

Mehr als jeder Dritte hat bereits einen Werbeblocker installiert. Das ergab eine Studie des britischen Unternehmens GlobalWebIndex. Sie entfernen die Werbung von jeder Webseite, die der Nutzer aufruft. All das erledigt der Blocker automatisch. Man muss ihn lediglich einmal im Browser seines Vertrauens installieren. Und das ist auch gut so. Denn endlich wird das Internet so, wie es die Nutzer immer haben wollten: sauber, schön und schnell.

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Bild.de sperrt Nutzer mit Werbeblocker aus. // Quelle: Screenshot Bild.de

Doch die Webseiten jammern. Denn durch das Blockieren traditioneller Werbung müssen sie sich andere Möglichkeiten der Finanzierung suchen. Viele sperren deshalb die Nutzer aus, die einen Werbeblocker aktiviert haben. Damit dürften sie langfristig ihre Leserschaft vergraulen. Eine gute Lösung ist das also nicht.

Den Seiten muss stattdessen eins bewusst werden: Werbung ist ein längst veraltetes Einnahme-Modell. Kaum ein Online-Medium kann ausschließlich von Werbung leben und wird es auch nie können. Nur Spiegel Online kann sich selbst finanzieren. Gerade einmal 0,17 Prozent der Internet-Nutzer klicken überhaupt noch auf Werbebanner, wie eine Untersuchung von DoubleClick zeigt. Da braucht es mehrere Millionen Besucher am Tag, um sich finanzieren zu können. Der krampfhafte Versuch, diese Klickrate hochzuhalten, führt zu noch aggressiverer Werbung. Das alles verärgert die Nutzer, was zu weniger Aufrufen führt – und damit zu noch weniger Einnahmen.

Das Ende der „Gratis-Mentalität“

Dabei gibt es etliche Alternativen zu herkömmlichen Werbebannern: Ein aktueller Trend ist das sogenannte „Native Advertising“. Dabei platzieren Unternehmen auf Nachrichten-Seiten Beiträge, die auch zu den Inhalten dieser Plattform passen. Das bietet dem Nutzer Mehrwert und ist deutlich weniger nervig als blinkende Banner. Auch sogenannte „Affiliate-Links“ sind begehrte Einnahme-Quellen. Verweist eine Seite mit einem solchen Link auf einen Online-Shop, so bekommt sie eine Provision, wenn der Nutzer dort etwas kauft. Auch Blogger/Innen verdienen auf diese Weise Geld.

Die lukrativste Alternative ist allerdings die Bezahlschranke. Bild.de hat mit Bild Plus das wohl bekannteste Angebot lanciert. Um alle Artikel lesen zu können sollen die Nutzer ein paar Euro bezahlen. Neben BILD setzt unter anderem auch das Handelsblatt auf Premium-Inhalte. Die Taz finanziert ihren Online-Auftritt seit Jahren mit einem freiwilligen Spenden-Modell á la Genossenschaft.

Eine Studie von W3B zeigt: 74 Prozent der Nutzer sind bereit, Geld für Inhalte im Internet auszugeben. Beim Musik-Streaming oder Film-Angeboten ist das für viele Nutzer bereits üblich. Spotify Premium kostet zum Beispiel knapp 10 Euro im Monat.

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So stößt das Blocken von Werbung endlich einen fundamentalen Wandel im Internet an: das Ende der „Gratis-Mentalität“. Wer meint, das wäre etwas Schlechtes, der irrt. Nun werden Seitenbetreiber gezwungen, Nutzer mit qualitativen Inhalten auf ihre Seite zu locken. Die Jagd nach Klicks, die nichts mehr bringen ist passé. Qualität statt Click-Bating. Dem Nutzer kann das nur Recht sein.

Ein Netz, das sich auf Inhalte fokussiert

Es gibt noch weitere Vorteile eines werbefreien Internets: Werbeblocker sorgen für deutlich weniger Schadprogramme. Vor allem Flash-Banner, die es noch zu Hauf im Netz gibt, sind beliebte Einfallstore für Viren. Davor hat auch das Bundesamt für Sicherheit mehrmals gewarnt.

Auch deutlich weniger Ladezeiten müssen Nutzer einberechnen, wenn die Werbung nicht laden muss. Damit sinkt auch der Verbrauch des Datenvolumens.

Vorher-Nachher: RP-Online mit und ohne Werbung // Quelle: Screenshot RP Online

Somit lässt sich feststellen: Werbeblocker bringen das Internet in ein neues Zeitalter. Das dürfte nur jedem Recht sein. Seitenbetreiber, die über fehlende Einnahmen klagen, sollten sich Alternativen suchen. Durch die Werbeblocker werden sie endlich dazu gezwungen. Denn das Internet der Zukunft wird schnell, sicher und schön sein. Aber vor allem wird es reicher an Qualität. Gepriesen seid ihr Werbeblocker!

Beitragsbild: Robert Tusch

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